Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
ziemlich gut, Kid.« »Danke. Tja, dann bis später mal, ihr Typen …«
    Ich drehte mich um und ging weg. Nach einigen Schritten nahm ich die Hände aus den Hosentaschen. Als ich vorne an der Straße war, blieb ich stehen, fischte eine Zigarette heraus und steckte sie in den Mund. Ich versuchte, ein Streichholz anzureißen, aber meine Hände zitterten so sehr, dass es nicht ging. Ich winkte den Burschen zu, so richtig nonchalant, und ging weg.
    Zuhause betrachtete ich mich im Spiegel. Hm, gar nicht so übel. Ich machte mich nicht schlecht.
    Ich zog das Hemd aus und warf es unters Bett. Ich musste irgendeine Möglichkeit finden, das Blut herauszuwaschen. Da ich nicht viele Hemden hatte, würde ihnen sofort auffallen, dass eines fehlte. Für mich jedenfalls war es endlich mal ein erfolgreicher Tag gewesen, und davon hatte ich noch nicht allzu viele erlebt.

    38

    Abe Mortenson war mir ziemlich lästig, aber er war ja nur ein Idiot, und einem Idioten kann man verzeihen, denn er läuft nur in eine Richtung und kann keinem was vormachen. Schlecht fühlt man sich nur, wenn man von einem reingelegt wird. Jimmy Hatcher hatte glattes schwarzes Haar und eine helle reine Haut. Er war nicht so groß wie ich, aber das glich er durch bessere Haltung aus. Er war besser gekleidet als die meisten von uns, und er hatte die Fähigkeit, mit jedem gut auszukommen, bei dem ihm danach war. Seine Mutter war Bardame, und sein Vater hatte Selbstmord begangen. Jimmy hatte perfekte Zähne und ein einnehmendes Lächeln, und die Mädchen mochten ihn, obwohl er nicht das Geld hatte wie die reichen Jungs. Ich sah ihn dauernd mit irgendeinem Mädchen reden. Ich hatte keine Ahnung, was er mit ihnen redete, und ich wusste auch nicht, was die anderen Jungs mit ihnen redeten. Die Mädchen waren für mich unerreichbar, also tat ich einfach, als existierten sie nicht. Mit Hatcher verhielt es sich genau umgekehrt. Ich wusste, dass er nicht schwul war, aber ich hatte ihn ständig auf der Pelle.
    »Hör mal, Jimmy, warum läufst du mir dauernd nach? Ich kann dich kein bisschen leiden.«
»Ach komm, Hank, wir sind doch Freunde.«
»So?«
»Yeah.«
    Einmal stand er sogar in der Englischstunde auf und las einen Aufsatz zum Thema >Der Wert der Freundschaft< vor, und dabei sah er wiederholt zu mir her. Es war ein blöder Aufsatz, schlapp und durchschnittlich, doch die ganze Klasse klatschte Beifall, als er fertig war. Naja, dachte ich, so denken sie eben. Was kann man schon dagegen tun? Ich konterte mit einem eigenen Aufsatz unter der Überschrift: >Warum Freundschaft rein gar nichts wert ist<. Die Lehrerin bat mich nicht, ihn der Klasse vorzulesen. Sie gab mir eine »D«.
    Jimmy, Baldy und ich gingen jeden Tag nach der Schule zusammen nach Hause. (Abe Mortenson blieb uns erspart, da er in der entgegengesetzten Richtung wohnte.) Eines Tages sagte Jimmy auf dem Nachhauseweg: »Hey, laß uns doch mal bei meiner Freundin vorbeischauen. Ich möchte, dass ihr sie kennenlernt. « »Ach Quatsch«, sagte ich. »Scheiß drauf.«
    »Nein wirklich«, sagte Jimmy, »sie ist sehr nett. Ihr müsst sie unbedingt kennenlernen. Ich hab’s ihr schon mit dem Finger besorgt.«
    Ich kannte seine Freundin bereits. Sie hieß Ann Weatherton, sah wirklich gut aus, hatte langes braunes Haar und große braune Augen. Stiller Typ. Gute Figur. Ich hatte nie mit ihr gesprochen, doch ich wusste, dass sie Jimmys Freundin war. Sie sah aus, als hätte sie eine Menge los.
    »Ich hab einen Schlüssel zu ihrer Wohnung«, sagte Jimmy. »Wir gehn rein und warten auf sie.
Sie hat heute noch eine Stunde länger Schule.«
»Find ich aber langweilig«, sagte ich.
»Ach komm, Hank«, meinte Baldy, »du gehst ja doch nur nach Hause und zitterst dir einen
runter.«
»Das hat manchmal auch was für sich«, sagte ich.
    Als wir dort waren, schloss Jimmy mit seinem Schlüssel die Haustür auf, und wir gingen hinein. Es war ein gemütliches, sauberes Häuschen. Eine kleine schwarzweiße Bulldogge kam angerannt, hüpfte vor Jimmy herum und wackelte mit dem Stummelschwanz.
    »Das ist Bones«, sagte Jimmy. »Bones hat mich gern. Passt mal auf…»
    Er spuckte in die Hand, packte Bones am Penis und begann zu reiben. »Hey, Scheiße, was machst du denn?« fragte Baldy.
    »Sie haben Bones den ganzen Tag draußen auf dem Hof angebunden. Er kriegt es nie. Er muss sich mal abreagieren«, sagte Jimmy und machte drauflos.
    Der Hundepenis wurde ekelhaft rot. Ein dünnes, langes, tropfendes, idiotisches Ding. Bones fing an,

Weitere Kostenlose Bücher