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Das Schlitzohr

Das Schlitzohr

Titel: Das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Schöchle
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die
Emichsburg. Die Blumenschauen im Schloß, die 1954 ein breites Echo bei der
Bevölkerung gefunden hatten, wollten wir auch wieder veranstalten. Als ich den
gewählten Präsidenten des Württembergischen Gärtnereiverbandes, den
Landtagsabgeordneten Haag, in meine Pläne einweihte, war er durchaus davon
eingenommen und versprach auch, sich dafür einzusetzen, daß der Deutsche
Gartenbautag in Ludwigsburg stattfindet.
    Auch den Aufsichtsrat des Blühenden
Barocks konnte ich für meine Idee gewinnen. Seine Mitglieder atmeten freilich
auf, weil es sich diesmal »nur« um eine Gartenschau handelte und nicht schon
wieder um eine Erweiterung des Märchengartens.
    Zur Vorbereitung der Rhododendronpflanzungen
kamen zahllose Lastzüge mit Torf aus Oberschwaben, und die Oldenburger
Rhododendronzüchter erwiesen sich als ebenso hilfsbereite wie großzügige
Partner, vor allen Dingen mein Freund Willi Bruns, der uns bis zu drei Meter
hohe Azaleen, die sich zum Treiben eigneten, zur Verfügung stellte. Die Azaleen
waren dann auch ausgesuchte Glanzstücke bei den Ausstellungen im Schloß, denn
so etwas hatte man in ganz Süddeutschland noch nicht gesehen. Die Verhandlungen
wegen der Blumenschauen verliefen erfolgreich.
    Das einzige, was mir Sorge machte, war
die Voliere. Hier hatte ich ganz neue Vorstellungen. Die herkömmlichen Volieren
waren mir alle zu steif und finanziell zu aufwendig. Es schwebte mir eine
Mischung zwischen einem Hopfengarten und einem Zelt vor, das mit einem
Drahtgeflecht überzogen ist. Da ein Hektar Hopfengarten zu erstellen etwa 30 000
DM kostete, wäre das Ganze, selbst wenn man das Überziehen mit Drahtgeflecht
und Spezialeinbauten wie Schleusen, Winterquartier der Tiere und so weiter
mitrechnet, mit 250 000 bis 300 000 DM zu bewältigen gewesen. Da wir auf Wunsch
der Baugruppe des Ministeriums einen jungen, tüchtigen Architekten zugezogen
hatten, war bald ein Plan nach meinen Vorstellungen erarbeitet. Aber die
Schwierigkeiten stellten sich erst noch ein. Der Sachbearbeiter beim
Baurechtsamt der Stadt Ludwigsburg verlangte nämlich einen statischen Nachweis.
Ich wandte natürlich ein, daß noch kein Mensch für einen Hopfengarten einen
statischen Nachweis beigebracht hätte. Er stellte sich jedoch auf den
Standpunkt, daß es sich, sobald man über einen Hopfengarten ein Drahtgeflecht
zieht, um keinen Hopfengarten mehr handelt, sondern um ein Bauwerk. Ich ahnte
nichts Gutes. Seufzend schaltete ich einen Statiker ein. Wir besichtigten
gemeinsam Hopfengärten in der Umgebung von Tettnang, und dann machte sich der
Statiker an die Berechnungen. Nach seinen Ergebnissen hätten eigentlich
sämtliche Hopfengärten Oberschwabens noch am gleichen Tage umfallen müssen,
weil sie den errechneten Zugkräften nicht gewachsen waren. Mit jedem normalen
Gartenzaun wäre es nicht anders passiert.
    Als wir dann mit unseren Unterlagen zu
dem uns benannten Prüfstatiker kamen, erkannte ich, wie großzügig und
entgegenkommend unser Statiker tatsächlich war. Dieser Prüfstatiker hatte das
Olympiadach in München errechnet und stellte an unsere Voliere zwar nicht die
gleichen, aber doch sehr beachtliche Forderungen. Damit war es bei unseren
finanziellen Möglichkeiten ausgeschlossen, diese Voliere zu realisieren. Da
inzwischen wertvolle Zeit verstrichen war und die Voliere keinesfalls
rechtzeitig fertig geworden wäre, ließ ich das Projekt vorläufig fallen.
    Während einer Unterhaltung über
Vogelstimmen kam mir die Idee, die Gäste im Blühenden Barock mit den Stimmen
unserer Singvögel bekannt zu machen. Ich setzte mich mit Dr. Rüge, dem Leiter
der Vogelschutzwarte in Ludwigsburg in Verbindung. Ihm gefiel das Projekt, und
er sagte seine Mitarbeit zu.
    Da wir einen tüchtigen Elektromeister
für den Märchengarten in unserem Team hatten, war alles weitere kein Problem.
Wir wählten ein hübsches Tälchen aus und installierten die Einrichtungen für
das »Tal der Vogelstimmen«. Auf Tafeln wurden die Vögel eines Biotops
abgebildet. Wenn sich nun ein Besucher einer der Tafeln nähert, unterbricht er
eine Lichtschranke. Der Name eines Vogels leuchtet auf, und der gefiederte
Sänger läßt sein Lied erschallen. Hat er sein Lied beendet, tritt der nächste
Sänger auf. Auf diese Weise lernen viele Besucher gewissermaßen im Vorbeigehen
unsere heimische Vogelwelt kennen. Die Jubiläumsschau war so erfolgreich, daß
nicht nur die gesamten Kosten gedeckt wurden, sondern auch eine beachtliche
Rückstellung für den Bau der

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