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Das Schlitzohr

Das Schlitzohr

Titel: Das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Schöchle
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ihre
Hochzeitsreise nach Basel an, da unser Bulle noch zu jung war. Diese Reise
blieb nicht ohne Folgen.
    Da die Tragezeit der Panzernashörner 18
Monate beträgt, kam das erste Junge sechs Monate nach meiner Pensionierung zur
Welt. Leider wurde es von seiner Mutter erdrückt. Beim nächsten Kalb hatte die
Wilhelma Erfolg. Die Ironie des Schicksals wollte es, daß sowohl das erste als
auch das zweite Nashornkalb männlichen Geschlechts war.
    Da zwischen dem Elefantenhaus und dem
Flußpferdehaus wohl Platz für eine Pandaanlage war, aber die dazu nötigen 60 000
Mark im Etat der Bauverwaltung fehlten, sprang der immer hilfreiche Verein der
Freunde der Wilhelma ein.
    Bei der Besetzung des Flußpferdehauses
hätte es beinahe eine Panne gegeben. Während noch ein Jahr zuvor die Flußpferde
wie saures Bier angeboten wurden, da sie überall züchteten, aber nur wenige
Zoos über ein Flußpferdehaus verfügten, war der Markt plötzlich vollkommen
geräumt. Sie wurden nämlich, wie auch die Löwen, in großer Zahl von den gerade
entstehenden Safariparks aufgekauft. In diesem Haus entwickelte sich bald eine
äußerst erfolgreiche Zucht von Schabrackentapiren und Zwergflußpferden. So war
bald der Erweiterungsteil der Wilhelma glänzend besetzt, darunter so viele
zoologische Kostbarkeiten, daß es den Rahmen dieses Buches sprengen würde,
wollte ich sie alle erwähnen.
    Das anfängliche Mißtrauen gegen den Zoo
in der Wilhelma und die teilweise Ablehnung seitens der Behörden waren
gewichen, im Gegenteil, man war stolz darauf, diese Einrichtung zu besitzen.
Das kam auch bei der Eröffnung des Erweiterungsteiles der Wilhelma durch
Finanzminister Gleichauf zum Ausdruck.
    Das letzte große Projekt, das in der
Wilhelma während meines aktiven Dienstes bis zum Rohbau realisiert wurde, war
das Menschenaffenhaus. Da es sich bei den Affen um unsere nächsten Verwandten
in der Tierwelt handelt, stehen sie auch in jedem größeren Zoo im Mittelpunkt
des Interesses. Dazu kommt noch das immer größer werdende Bedürfnis, die vom
Aussterben bedrohten Tierarten zu erhalten und zu schützen. Es galt also, ein
Haus zu bauen, das in jeder Hinsicht einer Kritik standhalten konnte und, was
wohl die Hauptsache war, die Garantie für eine gute Zucht bot, damit es der
Erhaltung dieser Tiere dienen kann.
    Der Planung ging auch diesmal wieder
ein eingehendes Studium der vorhandenen Anlagen in anderen Zoos voraus. Was uns
den meisten Kummer machte, war dabei die Trennung zwischen Besucher und Tier.
Diese Trennung muß nicht nur verhindern, daß die Tiere ausbrechen können,
sondern auch gleichzeitig ein Schutz der Tiere gegen die Unvernunft mancher
Besucher sein. So hatte zum Beispiel ein holländischer Zoo seinen berühmten und
erfolgreich züchtenden Stamm Menschenaffen durch Tuberkulose verloren. Die
Ansteckung kann schon durch einen angebissenen Apfel erfolgen. Wir waren uns
deshalb einig, daß wir sowohl innerhalb des Hauses, als auch im Außenbereich
die Tiere durch eine Glasfront vor Kontakten mit den Besuchern schützen müssen.
    Das ist um so bedauerlicher, als gerade
der unmittelbare Kontakt nicht nur für den Besucher, sondern auch für die Tiere
von großer Bedeutung ist. Aber soll sich hinter dem Glas auch noch ein Gitter
mit mehr als daumenstarken Stäben befinden, das den Bau zur Gefängniszelle
macht? Diese Frage bewegte uns. Vor einigen Jahren hatten wir bereits das neue
Menschenaffenhaus des experimentierfreudigen Kollegen Vandenbergh in Antwerpen
besucht. Er hatte das Problem mit starken Glasscheiben im Innern des Hauses und
einem Wassergraben bei der Freianlage gelöst. Das war im Prinzip großartig,
aber in dem Wassergraben war ein prächtiger Gorilla ertrunken, weil er nicht
schwimmen konnte. Im Haus saß ein prächtiger Affe in einem zellenähnlichen
Innenraum, der die ganze Scheibe mit Kot verschmiert hatte und zwei Tage die
Zelle nicht verließ, so daß die Scheibe nicht gereinigt werden konnte. Der
zellenartige Eindruck wurde durch die bescheidenen Ausmaße der Scheiben
verstärkt. Diese Maße waren aber von der Sicherheit her nötig, da diese Tiere
über Riesenkräfte verfügen. Uns erschien diese Lösung nicht sehr glücklich.
    Der Durchbruch kam erst, als wir den neuen
Raum für Menschenaffen in Frankfurt sahen. Hier war der Antwerpener Gedanke,
die Menschenaffen hinter Panzerglas zu zeigen, weiterentwickelt worden. Die
Scheibe war nach innen geneigt, und bot dadurch den Gorillas eine ungünstigere
Angriffsfläche. Dem

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