DAS SCHLOSS
kamen Ronnie Zweifel, ob die Geschichten, die man ihm hier aufzutischen versuchte, tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Das alles sah seiner Sandy überhaupt nicht ähnlich. Weder diese ominöse Nachricht, die sie angeblich für ihn hinterlassen hatte, noch die Aussage, dass sie sich mit einem Typ aus dem Staub gemacht haben sollte.
„Kannst du dich erinnern, wie dieser Kerl ausgesehen hat?“
Die junge Frau schürzte die Lippen und Ronnie konnte förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Nein, der war nicht besonders auffällig. Schlank, vielleicht ein bisschen kleiner als du. Vielleicht auch ein bisschen größer. Keine Ahnung, hab da nicht so drauf geachtet. Nur seine Karre ist mir aufgefallen. Stand da drüben unter den Bäumen.“ Sie deutete auf die andere Straßenseite. „Da wo jetzt der Gelbe steht. Da hat er geparkt.“
„Was war denn so auffällig an seinem Wagen?“
„Der Wagen war eigentlich ganz normal. Aber wie krank musst du sein, am Wochenende mit einem Leichenwagen in die Disco zu fahren?“
„Mit einem Leichenwagen? Hast du gerade gesagt, dass die Frau auf diesem Foto mit einem Kerl in einen Leichenwagen gestiegen ist?“
„Hab ich doch eben gesagt, oder?“
„So eine verfluchte Scheiße.“ Ronnie riss dem verdatterten Mädel das Foto aus der Hand und rannte los.
Außer Atem erreichte er seinen Wagen, der völlig alleine in einer verlassenen Ecke des ansonsten gut gefüllten Parkplatzes stand. Das liebestolle Pärchen von vorhin war samt seiner tiefergelegten Fummelkiste verschwunden und auch sonst hatte sich niemand neben ihn gestellt.
Sofort fiel sein Blick auf den platten Vorderreifen. Die Ursache war eindeutig. Jemand hatte die Ventilkappe abgeschraubt und ihm die Luft abgelassen. Und dieser jemand hatte eine mit Lippenstift geschriebene Nachricht auf seiner Windschutzscheibe hinterlassen.
Blöder Spanner! Fick dich selbst!
Unter dem Scheibenwischer klemmte ein aufgerissenes Kondompäckchen.
Na großartig!
Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und drückte die Wahlwiederholungstaste. Ungeduldig drückte er das Gerät an sein Ohr.
Wieder ertönte das Freizeichen.
Und wie schon bei seinen vorangegangenen Versuchen, nahm niemand das Gespräch an.
KAPITEL 15
Er langweilte sich.
Ja, verflucht noch mal, es war scheiße langweilig, neben dem verschlossenen Sarg zu hocken und darauf zu warten, dass sein Bruder mit einem neuen Reifen zurückkam.
Vor allem, weil er wusste, was für ein Prachtstück bestens verschnürt in der eigens für ihren Damenbesuch präparierten Kiste lag und nur darauf wartete, endlich ausgepackt zu werden.
Adam strich sein schulterlanges Haar zurück und lauschte in die Stille. Wenn er sich nicht verdammt getäuscht hatte, war da ein Geräusch.
Ein Brummen, das direkt aus dem Sarg kam.
„Hey, was treibst du da?“, rief er und klopfte gegen den Deckel.
Keine Antwort.
Natürlich nicht. Schließlich hatte die Kleine ja den Mund voll. Adam grinste und zog eine Packung Lucky Strike aus seiner Hosentasche. Während er sich eine anzündete, blickte er durch die geöffnete Heckklappe des Wagens hinaus auf die Landstraße.
Wo bleibt er nur so lange? Es kann doch nicht so schwierig sein, so einen beschissenen Reifen aufzutreiben.
Ein Geländewagen rauschte an ihm vorbei. Als die Frau auf der Beifahrerseite sich nach ihm umdrehte, fürchtete Adam einen Augenblick lang, der Wagen könnte anhalten. Aber er fuhr einfach weiter.
Wieder hörte er das leise Geräusch aus dem Inneren des Sarges.
Sollte er nachsehen? Nicht, dass das kleine Miststück da drin irgendeinen Blödsinn anstellte.
Nein, ausgeschlossen , beruhigte er sich. Ihr Transportmittel war absolut sicher und zudem vielfach erprobt. Er wusste definitiv, dass es keine Möglichkeit gab, aus dem Sarg zu entkommen. Schließlich hatte er es selbst ausprobiert, nachdem Kid und er ihn für ihre Zwecke umgebaut hatten. Und außerdem hatte er der Kleinen eigenhändig die Fesseln angelegt.
Sein Spezialgebiet.
Nein, es bestand keinerlei Gefahr, dass sie Dummheiten machte.
Trotzdem könnte er natürlich nachsehen. Nur um auch wirklich sicherzugehen. Und bei dieser Gelegenheit konnte er sich ja ein bisschen Appetit holen und sich ein wenig mit ihr vergnügen.
Nur ein ganz kleines bisschen.
Nur bis sein Bruder kam und sie den Reifen wechseln mussten. Natürlich würde Kid wütend werden, wenn er mitbekäme, dass Adam es nicht
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