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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schaudern betrachteten sie die aus dem Kopf genommenen, durch einen künstlichen Blutkreislauf in einer Glasglocke weiterlebenden Tiergehirne und saßen dann starr im Filmvorführraum, wo Dorian ihnen den Film mit den Affen vorführte: die im Experiment gelungene Übertragung von Intelligenz durch einen Hirnbrei.
    Als Dorian die Lichter wieder andrehte, wußte er, daß sein Versuch, diese Männer, die ihn aus Kurzsichtigkeit und Mißgunst vernichten wollten, durch die Größe seiner Erfolge zu überzeugen, mißlungen war. Er erkannte es an ihren Blicken.
    »Das war es«, sagte er.
    Dr. Hugenbeck lehnte sich weit zurück. Der Herr vom Innenministerium, ein Oberministerialrat, schneuzte sich laut. So etwas gibt es ja gar nicht, dachte er. Intelligenz, die man essen kann! Mein Gott, dieser Dorian ist ja eine Gefahr für uns alle.
    »Wir wollen uns klar darüber sein«, sagte er laut, als alle anderen schwiegen, »daß es kommenden Wochen vorbehalten bleibt, über Wert oder Unwert dieser Experimente zu urteilen. Das Ministerium wird eine Reihe von Gutachten einholen, nicht nur von deutschen Wissenschaftlern, sondern auch aus dem Ausland. Eines aber kann ich schon jetzt sagen: Was ich hier gesehen habe, ist so ungeheuerlich, daß ich, bei aller Achtung vor Ihrer ärztlichen Leistung, Herr Professor, nicht mehr in der Lage bin, die Fortführung der Klinik als Privatunternehmen zu gestatten.«
    Dorians Gesicht versteinerte. »Sie wollen die Klinik von Staats wegen schließen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es geschehen hier Dinge, die keiner Kontrolle mehr unterliegen.«
    »Es geschehen hier Dinge, die Ihre in Trägheit ermüdeten Gehirne nicht mehr begreifen!« rief Dorian heftig. »In den letzten zwanzig Jahren haben die Geisteskrankheiten in erschreckendem Maße zugenommen. Die Anstalten sind überfüllt, in Tausenden Familien werden Idioten, Mongoloide, Schwachsinnige, hochgradige Epileptiker versteckt, weil es für sie keinen Platz auf dieser Welt gibt. Die Zahl der Sexualmörder steigt von Jahr zu Jahr, die Alkoholiker sind fast ein Volk für sich. Und was tut die Medizin? Sie steht still, sie schockt, sie dämpft, sie hypnotisiert und psychoanalysiert, sie lobotomiert im schlimmsten Fall, sitzt vor den Elektroenzephalogrammen und starrt fasziniert auf die Hirnströme, die beweisen: Dort liegt ein Idiot, dessen Felder 4 oder 7 oder 21 geschädigt sind. Und dann? Ab in den Krankensaal, in die Einzelzelle, wenn er tobt. O ja, ja … heben Sie nicht die Hand, meine Herren, ich weiß, was Sie sagen wollen. Die neue Form der Geisteskrankenbehandlung. Beschäftigungstherapie, Psychopharmaka, Spiel und Sport, einen Hauch von Leben in diese halbtoten Gefäße bringen. Soll es dabei bleiben? Soll das Hirn, das den Menschen erst zum Menschen macht, aus einer unverständlichen heiligen Scheu heraus unantastbar sein? Immer gab es in der Medizin ›heilige‹ Bezirke, weil die Mehrzahl der Ärzte zu dumm war, in sie einzudringen. Vor zweihundert Jahren war es das Herz, das niemand antasten konnte. Heute gehört eine Operation am Herzen fast schon zum alltäglichen Stundenplan der großen Kliniken. Vor fünfhundert Jahren zog man mit Klappern durch die Städte und Dörfer, um die Pest zu vertreiben. Bei Cholera brannte man alles nieder. Mein Gott, unsere Menschheit steht vor der Vollkommenheit, sie schießt Satelliten in den Weltraum, Raumkapseln zum Mond, Fernsehstationen in die Umlaufbahn der Erde … und vor dem Hirn, das dies alles erdenkt, macht sie halt? Ich stehe vor der großen Erfüllung, in ein paar Generationen nur intelligente Menschen auf dieser Erde zu haben, und Sie reden hier von Ungeheuerlichkeiten? Meine Herren …« Dorian ging zu einem Spritzenkasten und klappte ihn auf. »Darf ich Ihnen eine Injektion anbieten? Vielleicht verstehen Sie mich nach dieser Spritze besser!«
    Die Herren aus München schwiegen betroffen. Nur Dr. Hugenbeck verlor nicht seinen jovialen, gefährlichen Humor. Für ihn war diese Demonstration ein vollkommener Sieg. Wer diese Filme gesehen hatte, wer Dorian jetzt hörte, brauchte nicht mehr überzeugt zu werden, daß hier gehandelt werden mußte. Schnell gehandelt.
    »Ich bin beauftragt«, sagte er ohne große Geste, »Sie im Namen der Ärztekammer zu bitten, bis zur endgültigen Klärung oder Würdigung Ihrer Forschungen von weiteren ärztlichen Handlungen abzusehen, Herr Professor.«
    »Sie wollen mich kaltstellen?« Dorians Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Sie wollen mich

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