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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder?«
    »Ja.«
    »Das ist gut. Das ist so schön! Ich danke dir.« Er wischte sich mit dem Ärmel seines weißen Arztkittels übers Gesicht, ergriff dann Luises Hand, knallte die Hacken zusammen und gab ihr einen Handkuß. »Meine Gnädigste«, sagte er dabei, »ich werde Ihnen nie eine Rechnung über ärztliche Bemühungen schicken.«
    Unterdessen waren Professor Dorian, Dr. Keller und Angela aus dem großen Polizeihubschrauber gestiegen. Kriminalrat Quandt kam ihnen entgegengelaufen. Es fehlte nicht viel, und er hätte Dorian in die Arme genommen und an sich gedrückt, so wie sich die Russen im Überschwang der Freude auf beide Wangen küssen.
    »Endlich!« rief er dabei. »Endlich! Ich habe es fast geahnt … ohne Dorian ist dieser Fall nicht abzuschließen.«
    »Wo ist er?« fragte Dorian mit belegter Stimme. Als der Hubschrauber vor zwei Stunden im Garten landete, wußte er, daß Sassner gefaßt worden war. Noch bevor die beiden Polizisten im Chefzimmer erschienen, hatte er über die Hausrufanlage Dr. Keller und Angela zu sich gebeten.
    Zwischen Dr. Keller und Angela hatte sich vieles geändert, das heißt, der alte Zustand war wiederhergestellt. Als Dorians Sieg über seine Gegner durch ein Schreiben der Ärztekammer und des Innenministeriums gewissermaßen amtlich war und Dorian seinen beiden Oberärzten Dr. Keller und Dr. Kamphusen vor dem gesamten Personal seinen Dank aussprach, hatte eine Stunde später an der Tür zu Kellers Stationszimmer jemand zaghaft geklopft.
    »Herein!« hatte Keller gerufen, der auf dieses Klopfen gewartet hatte. »Aber nur, wer nicht Angela Dorian heißt!«
    »Dann bleibe ich lieber draußen«, hatte Angela durch die Türritze gerufen. »Aber selbst einen geprügelten Hund streichelt man hinterher wieder …«
    Dr. Keller hatte Angela ins Zimmer gezogen und dann die Tür abgeschlossen. Die Stationsschwester, die das von weitem sah, richtete sich darauf ein und meldete zurück, als man Dr. Keller im OP verlangte: »Herr Doktor Keller ist außer Haus. Er hat nicht hinterlassen, wann er zurückkommt.«
    »Was soll ich sagen?« Angela stand mit gesenktem Kopf im Zimmer. »Verlangst du einen Kniefall?«
    »Das ist das mindeste.«
    »Tu ich aber nicht. Genügt dir, wenn ich gestehe, daß ich eine ganz dumme Pute bin, trotz medizinischer Ausbildung?«
    »Das wäre ein bißchen zu mild. Eine große Schuld muß man großherzig bekennen!«
    »Dann greif doch schon zu, du Schuft!« Angela warf den Kopf hoch. »Ich bin es von dir gewohnt, daß du mich zur Couch trägst …«
    Zur Abendvisite waren Dr. Keller und Angela Dorian wieder ›im Haus‹, um mit Schwester Erna zu sprechen. Hand in Hand traten sie Professor Dorian entgegen.
    »Aha!« sagte Dorian, schob sich in ihre Mitte und legte die Arme um sie. »Ich sehe, hier ist psychiatrisch allerhand getan worden. Erhöhter Blutdruck?«
    »Kurz vor dem Platzen, Paps!« Angela küßte ihren Vater auf die Wange. »Ich hasse glatte Verlobungen und Hochzeiten.«
    »Das hat sie aber nicht von ihrer Mutter!« sagte Dorian und blieb stehen, um Dr. Keller fragend anzusehen. »Und von mir auch nicht. Es muß von der Großmutter kommen. Die stammte aus Ungarn! Wollen Sie noch immer meine Tochter heiraten, junger Mann?«
    »Sofort, einschließlich aller Gefahren von vielleicht noch unbekannten Vorfahren …«
    An diesem Nachmittag, als der Hubschrauber im Garten von Hohenschwandt landete, kamen Dr. Keller und Angela vor den Polizisten zu Dorian. Auch sie hatten den grünen Vogel landen sehen und trugen ganz andere Gedanken mit sich herum.
    »Geht es schon wieder los, Paps?« rief Angela schon an der Tür. »Was will die Polizei hier?«
    »Ich gehe hinaus und fange sie erst einmal ab.« Dr. Keller behielt die Türklinke in der Hand. »Ich sage, du wärst nicht hier. In Köln … das ist gut und weit weg.«
    »Warum?« Dorian trat vom Fenster zurück, wo er die Landung mit Interesse verfolgt hatte. »Quandt schickt mir die Libelle, das ahne ich. Und wenn er mir diesen Vogel schickt, ist es dringend. Es muß etwas mit Sassner sein.«
    Dr. Kellers Gesicht wurde kantig. »Jetzt hat er seine Frau umgebracht …« sagte er dumpf.
    »Warten wir es ab.« Dorian hörte auf dem langen Flur die Schritte der Polizisten. »Was es auch ist, ich möchte, daß ihr mich begleitet.«
    »Das ist ja wohl selbstverständlich«, sagte Dr. Keller.
    Nun waren sie auf der Waldstraße gelandet, und Dorian sah hinüber zu dem alten Gasthaus mit dem merkwürdigen Türmchen.

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