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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Keller und Angela Dorian im St.-Jakob-Krankenhaus wartete, wohin man Egon Trapps gebracht hatte, ließ den Befund zurückgehen zur Nachprüfung.
    »Die schlafen am Reagenzglas!« sagte er und zeigte Dr. Keller den Bericht. »Total verrückt! 3,9 Promille. Die sollen sich mal den Schlaf aus den Augen waschen!«
    Dr. Keller sagte nichts und wartete. Nach zehn Minuten kam der wachhabende Arzt des St.-Jakob-Krankenhauses selbst in die Aufnahme. Er brachte das Laborblatt mit.
    »Es bleibt dabei, meine Herren … 3,9 Promille. Ich habe es zuerst auch nicht geglaubt. Aber der Tote stinkt ja nach Schnaps, als habe man ihn in Alkohol konserviert.«
    »Mit 3,9 ist man tot!« Der Assistent des gerichtsmedizinischen Instituts starrte auf das Blutbild. »Da kann man nicht mehr gehen …«
    Angela tastete nach der Hand ihres Verlobten. Sie fühlte sich heiß an, als habe er Fieber. »Du hattest recht«, sagte sie.
    »Wieso hatten Sie recht, Herr Kollege?« Der Gerichtsmediziner sah Dr. Keller ärgerlich an.
    »Als ich den Toten sah, sagte ich mir: Wer so voller Alkohol ist, kann nicht mehr mit eigener Kraft auf die Autobahn gelaufen, auch nicht mehr gekrochen sein.«
    »Mit anderen Worten: Jemand hat ihn dort hingelegt.«
    »Genau.«
    »Das wäre ja ein Mord!«
    »Ich habe nichts anderes erwartet.« Dr. Keller stand auf. Seine Aufgabe war beendet, er hatte ja nur eine Bestätigung seines Verdachts erwartet. »Es wäre ein perfekter Mord gewesen, wenn der Täter nicht so großzügig mit dem Alkohol umgegangen wäre. Der Mann lag sterbend, an Alkoholvergiftung sterbend, auf der Autobahn, als man ihn überfuhr. Weiß man, wer er ist?«
    »Nein. Er hatte keine Papiere bei sich.« Der Klinikarzt sah seinen gerichtsmedizinischen Kollegen an. »Das ist nun eine Sache der Staatsanwaltschaft. Wo soll die Leiche hin?«
    »Zu uns zur Obduktion.« Der junge Assistenzarzt sah auf seine Armbanduhr. »Zwei Uhr morgens. Ich rufe den Oberstaatsanwalt Doktor Weber an, der ist am verträglichsten, wenn er aus dem Bett geklingelt wird.«
    In dieser Nacht wurde noch ein zweiter Beamter aus dem Bett geholt: der Kriminalkommissar Hans Buldern von der Mordkommission I in Stuttgart. Mißmutig stieg er in den Dienstwagen des Präsidiums, der ihn von zu Hause abholte.
    »Es ist zum Kotzen«, sagte er zu dem Fahrer. »Da läßt sich ein Besoffener überfahren, und der Herr Oberstaatsanwalt reißt sich das untern Nagel als Mord. Die müssen ja schrecklich Langeweile haben in der Staatsanwaltschaft.«
    Gegen vier Uhr morgens standen eine Anzahl Männer um den nackten Körper des toten Egon Trapps herum. Er lag in einer Art flacher Zinkwanne und sah mit seinem völlig unkenntlichen Kopf, dem eingedrückten Brustkorb und den gebrochenen Beinen nicht gerade schön aus. Kriminalkommissar Buldern rauchte eine Zigarre und stieß die Qualmwolken über die Zinkwanne. Trotz zwanzigjähriger Tätigkeit in der Kriminalpolizei konnte er sich noch immer nicht an den Anblick von verstümmelten Toten gewöhnen. In der Hand hielt er einen zerdrückten, feuchten, nach Schweiß stinkenden Zettel. Ein Beamter des Morddezernats hatte ihn bei der Durchsicht der Kleidung des Toten entdeckt. Er lag zusammengefaltet im rechten Schuh, unter der Einlegesohle.
    »Wenn mir was zustößt«, stand auf dem verschwitzten Zettel, »dann hat mich meine Frau ermordet.«
    Weiter nichts … aber es genügte.
    »Er hat also eine Frau«, stellte Kommissar Buldern fest. »Er ahnte, daß sie ihm an den Kragen wollte. Warum, wie und wann … das kriegen wir schon heraus! In Deutschland fällt es auf, wenn eine Ehefrau plötzlich keinen Mann mehr hat. Erfahrungsgemäß sind die lieben Nachbarn die besten Detektive. Herr Oberstaatsanwalt, das wird ein leichter Routinefall.«
    »Wollen wir es hoffen.« Oberstaatsanwalt Dr. Weber gähnte. Um vier Uhr morgens darf man das. »Daß er aber auch nicht seinen Namen auf den Zettel geschrieben hat!«
    »Wer rechnet schon damit, keinen Kopf mehr zu haben, wenn man ihn findet?« Hans Buldern wandte sich von dem Toten ab. »Wir werden morgen im Fernsehen die Kleidung des Toten und seine Beschreibung durchgeben lassen. Ich wette, daß wir morgen um neun Uhr abends mindestens die Ehefrau haben!«
    In der Klinik Hohenschwandt wurde die Rückkehr Dr. Kellers aus dem Urlaub geteilt aufgenommen. Die Patienten und das Pflegepersonal begrüßten ihn wie einen zurückgekehrten vermißten Sohn.
    »Ohne Sie ist das Leben hier unerträglich«, sagte der Landgerichtsrat von

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