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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Dikte den jungen Schloßherrn nicht
haßte, sondern sogar gern hatte, war ein Gefühl von beginnender Eifersucht ebenso berechtigt wie der keimende
Verdacht, daß etwas nicht in Ordnung sei. Zu alledem klagte Mama Tristner, daß von einer regen
Geschäftstätigkeit Theos sehr wenig zu hören sei, es müsse der Verwalter alles besorgen. Dieser
Äußerung gegenüber meinte Benedikte, daß ein entsprechender Befehl Mamas doch wohl Abhilfe schaffen
könnte, da sich Frau Tristner doch ein Leben lang auf das Kommandieren vortrefflich verstanden habe. Eine Jeremiade
über Erwachsensein großer Kinder schloß sich dieser Anregung an, es wußte sich Frau Helene keinen Rat,
ihr kam Theo im Gebaren verändert vor, nicht minder Olga, beide fanden sich auffallend wenig bei der Mutter ein, Frau
Helene fühlte sich vernachlässigt und werde deshalb wohl Fräulein Senta zur Gesellschafterin berufen.
    Dikte horchte auf und fragte nach dem Namen.
    »Camacero, glaub' ich, heißt die Senta, sie ist von deutschen Eltern in Florenz geboren!« erzählte
Frau Helene.
    »Halt, Mütterchen, da stecken Widersprüche drin! Wenn die Florentinerin von deutschen Eltern abstammt,
kann sie nicht Camacero heißen. Waren oder sind die Eltern aber Welsche, dann haben sie ganz gewiß nicht Camacero
geheißen; das Wort ist nicht italienisch.«
    »Das vermag ich nicht zu beurteilen, Italienisch kann ich nicht, die Senta aber spricht Italienisch so gut wie andre
Sprachen, dürfte also ein grundgescheites Frauenzimmer sein.«
    »Kann ich diese Arche der Weisheit sehen und sprechen? Ich weiß nicht, was los ist im Schlosse. Theo, Olga und
auch die häßliche Senta, niemand läßt sich blicken, auch den Musterverwalter kann man nicht
sehen!«
    »Ja, ja, es ist ein Kreuz! Hätte mich gern mit Doktor Thein ausgesprochen, der aber ist kürzlich so rasch
aufgebrochen, ich fürchte, er fühlte sich verletzt, da Senta nicht erschien und mit Migräne sich entschuldigen
ließ.«
    »So? Man meidet also gewisse Leute, die zufällig die besten Freunde des Hauses Tristner sind? Das ist
allerdings auffallend. Muß mal mit Thein darüber sprechen!«
    Frau Helene bat darum sowie um baldigen Besuch des Richters, welche Bitte Benedikte Herrn Doktor Thein übermitteln
solle.
    »Das kann heute noch, sogleich geschehen, ich habe in Landsberg zu tun und werde im Amtsgericht vorsprechen.«
Benedikte verabschiedete sich von Frau Tristner und suchte alsbald Olga auf, die sie in Tränen schwimmend im
Kämmerlein antraf. Lustiges Zureden und herzliches Ermahnen, das Herz durch eine Aussprache zu erleichtern, half nichts;
Olga weinte und schluchzte, nannte sich tiefunglücklich und verloren, sagte aber nicht, weshalb sie so unglücklich
sei.
    »Olga, zu einem feierlichen Schmollis mag ich Sie anjetzo nicht auffordern, sagen wir ohne Begießung du
zueinander, und nun sage mir, was los ist! Ich will dir die treueste Freundin sein und dir helfen, so ich es vermag! Aber nun
beichte, Olga!«
    »Ich kann nicht reden! O Gott, wie hart suchst du mich heim!«
    »Laß das Jammern, rede vernünftig und deutlich!«
    Olga schüttelte das Haupt und schluchzte weiter.
    Vergeblich forschte Benedikte nach den Ursachen dieses tränenreichen Elends. Plötzlich rief sie: »Um's
Himmels willen, Olga, sprich, macht dich die Hodenberg-Geschichte etwa unglücklich?«
    »Nein, aber die Konsequenzen!«
    »Was, die Konsequenzen? Was soll denn das heißen?«
    Hartnäckig schwieg Olga, nicht ein Wort mehr war herauszubringen.
    »Dann behalte dein Geheimnis und Unglück, ich werde nun Doktor Thein fragen!« grollte Dikte und erhob
sich.
    »Nur das nicht!«
    »Oho! Ei, ei! Nun aber erst recht! Will doch sehen, ob sich normale Verhältnisse bei euch herstellen lassen
oder nicht! Adieu, Olga, ich komme schon hinter dein Geheimnis, ich, die Zanksteinerin, die fest zuzugreifen von jeher
verstanden hat! Adieu!«
    Dikte saß im Wagen und fuhr eben weg, da vermochte sie für einen flüchtigen Moment einen pikanten
Frauenkopf an einem Fenster des zweiten Stockwerkes zu erblicken. »Ahem!« sprach Fräulein von Zankstein und
dachte sich ein Teil. Diesmal mußten die Zanksteiner Pferde laufen, was das Zeug hielt, es eilte.
    Über eine Stunde konferierten Dikte und der Amtsrichter miteinander sehr eifrig und ernsthaft, es ward ein Kriegsplan
entworfen, beraten und schließlich durch Handschlag bekräftigt. Unmittelbar nach dieser Besprechung kaufte
Fräulein von Zankstein einen

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