Das Schloss in Frankreich
Liebesbezeugungen, die all ihren Widerstand zunichte machten, und allen Willen, sich dagegen aufzubäumen.
Ihre Lippen gaben sich seinen Küssen hin, und sie zog ihn nur noch dichter an sich heran. Sie überließ sich ganz seiner Leidenschaft. Drängend und unaufhaltsam hinterließen seine Hände heiße Spuren auf ihrer nackten Haut. Sein Mund folgte ihnen und kehrte immer wieder zu ihren Lippen zurück. Sein Durst war unstillbar. Er trug sie in eine neue, faszinierende Welt, bis an die Grenze von Himmel und Hölle, wo es nur noch die Liebe gab.
Plötzlich löste sich Christophe von ihren Lippen. Er atmete schnell und presste einen Augenblick lang seine Wange gegen ihre Schläfe. Dann hob er den Kopf und sah sie an.
»Jetzt habe ich Ihnen schon wieder wehgetan, Kleines.« Er seufzte, gab sie frei und legte sich auf den Rücken. »Ich habe Sie zu Boden gezerrt und hätte Sie beinahe geschändet wie ein Barbar. Offenbar fällt es mir schwer, mich in Ihrer Gegenwart zu beherrschen.«
Shirley setzte sich schnell auf und knöpfte hastig ihre Bluse zu. »Es ist schon in Ordnung.« Sie bemühte sich vergebens um einen sorglosen Ton. »Mir ist nichts geschehen. So oft ist mir schon gesagt worden, ich sei sehr widerstandsfähig. Trotzdem sollten Sie Ihr Temperament ein wenig mehr zügeln«, stammelte sie, um ihren Schmerz zu verbergen. »Genevieve ist zerbrechlicher als ich.«
»Genevieve?« Er stützte sich auf den Ellenbogen und sah sie fest an. »Was hat Genevieve damit zu tun?«
»Überhaupt nichts«, antwortete sie. »Ich werde ihr nicht das Geringste hierüber berichten. Dazu habe ich sie zu gern.«
»Vielleicht sollten wir uns auf Französisch unterhalten, Shirley. Es ist schwierig, Sie zu verstehen.«
»Sie ist in Sie verliebt, Sie Dummkopf«, fuhr sie unbeirrt fort. »Sie hat es mir gesagt und wollte meinen Rat einholen.« Es entging ihr nicht, dass sie hysterisch auflachte. »Sie wollte wissen, wie sie es anstellen sollte, dass Sie in ihr eine Frau und nicht nur ein Kind sehen. Ich verschwieg ihr, welche Meinung Sie über mich haben, denn Sie hätte es nicht verstanden.«
»Sie sagte Ihnen, dass sie in mich verliebt wäre?« Seine Augen wurden schmaler.
»Ihren Namen hat sie nicht erwähnt.« Jetzt verwünschte Shirley diese Unterhaltung. »Sie sagte, dass sie ihr Leben lang in einen Mann verliebt gewesen wäre, der sie nur als Kind betrachtete. Ich riet ihr nur, ihm den Kopf zurechtzurücken und ihm zu sagen, dass sie eine Frau sei. Und außerdem ... Worüber lachen Sie eigentlich?«
»Haben Sie wirklich geglaubt, dass sie mich meinte?« Er ließ sich auf den Rücken fallen und lachte lauter, als es sonst seine Art war. »Die kleine Genevieve soll in mich verliebt sein?«
»Und darüber machen Sie sich auch noch lustig. Wie können Sie nur so gefühllos sein, über einen Menschen zu lachen, der Sie liebt?« Sie wurde zornig, und er nahm sie schnell in die Arme.
»Genevieve hat Sie nicht meinetwegen um Rat gebeten, meine Liebe.« Mühelos trotzte er ihrer Angriffslust. »Sie meinte Andre. Aber Sie sind ihm noch nicht begegnet, nicht wahr?« Er lachte sie offen an. »Wir sind miteinander aufgewachsen, Andre, Yves und ich. Genevieve folgte uns wie ein Hündchen auf Schritt und Tritt. Als sie zur Frau heranwuchs, betrachtete sie Yves und mich auch weiterhin als ihre Brüder, während sie Andre wirklich liebte. Einen Monat lang hat er sich aus geschäftlichen Gründen in Paris aufgehalten. Erst gestern kam er von seiner Reise nach Hause zurück.«
Christophe zog Shirley wieder an seine Brust. »Genevieve rief heute Morgen an und berichtete mir von ihrer Verlobung mit ihm. Außerdem trug sie mir auf, Ihnen ihren Dank zu übermitteln. Jetzt weiß ich wenigstens, worum es sich handelt.« Er lächelte noch breiter, und ihre glänzenden Augen öffneten sich weit.
»Sie ist verlobt? Und nicht mit Ihnen?«
»Genauso ist es«, antwortete er hilfreich. »Sagen Sie mir, meine schöne Cousine, waren Sie nicht eifersüchtig, als Sie glaubten, dass Genevieve sich in mich verliebt hätte?«
»Nicht im Entferntesten«, log sie und zog ihren Mund von seinen Lippen zurück. »Ich wäre nicht eifersüchtiger auf Genevieve als Sie auf Yves.«
»Wirklich?« Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich zur Seite. »Ich gestehe Ihnen, dass ich vor Eifersucht auf meinen Freund Yves fast verging, und dass ich Ihren amerikanischen Freund Tony am liebsten umgebracht hätte. Sie bedachten die beiden mit lächelnden Blicken, die
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