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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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entsetzliches Unglück, das sie betroffen hatte, sie tat ja auch so als wenn sie sehr unglücklich wäre, aber es war nicht genug, dieses Spiel konnte Pepi nicht täuschen. Was hielt sie also aufrecht? Etwa das Glück der neuen Liebe? Nun, diese Erwägung schied aus. Was war es aber sonst? Was gab ihr die Kraft sogar gegen Pepi, die damals schon als ihre Nachfolgerin galt, kühl freundlich zu sein wie immer. Pepi hatte damals nicht genug Zeit darüber nachzudenken, sie hatte zuviel zu tun mit den Vorbereitungen für die neue Stelle. Sie sollte sie wahrscheinlich in paar Stunden antreten und hatte noch keine schöne Frisur, kein elegantes Kleid, keine feine Wäsche, keine brauchbaren Schuhe. Das alles mußte in paar Stunden beschafft werden, konnte man sich nicht richtig ausstatten, dann war es besser auf die Stelle überhaupt zu verzichten, denn dann verlor man sie schon in der ersten halben Stunde ganz gewiß. Nun, es gelang zum Teil. Für Frisieren hat sie eine besondere Anlage, einmal hat die Wirtin sogar sie kommen lassen, ihr die Frisur zu machen, es ist das eine besondere Leichtigkeit der Hand die ihr gegeben ist, freilich fügt sich auch ihr reiches Haar gleich wie man nur will. Auch für das Kleid war Hilfe da. Ihre zwei Kolleginnen hielten treu zu ihr, es ist auch eine gewisse Ehre für sie, wenn ein Mädchen gerade aus ihrer Gruppe Ausschankmädchen wird und dann hätte ihnen ja Pepi später, wenn sie zur Macht gekommen wäre, manche Vorteile verschaffen können. Eines der Mädchen hatte seit langem einen teueren Stoff liegen, es war ihr Schatz, öfters hatte sie ihn von den andern bewundern lassen, träumte wohl davon ihn einmal für sich großartig zu verwenden und – das war sehr schön von ihr gehandelt – jetzt da ihn Pepi brauchte, opferte sie ihn. Und beide halfen ihr bereitwilligst beim Nähen, hätten sie für sich genäht, sie hätten nicht eifriger sein können. Das war sogar eine sehr fröhliche beglückende Arbeit. Sie saßen, jede auf ihrem Bett, eine über der andern, nähten und sangen, und reichten einander die fertigen Teile und das Zubehör hinauf und hinab. Wenn Pepi daran denkt, fällt es ihr umso schwerer aufs Herz, daß alles vergeblich war, und daß sie mit leeren Händen wieder zu ihren Freundinnen kommt. Was für ein Unglück und wie leichtsinnig verschuldet, vor allem von K. Wie sich damals alle freuten über das Kleid. Es schien die Bürgschaft des Gelingens, und wenn sich nachträglich noch ein Platz für ein Bändchen fand, verschwand der letzte Zweifel. Und ist es nicht wirklich schön das Kleid? Es ist jetzt schon zerdrückt und ein wenig fleckig, Pepi hatte eben kein zweites Kleid, hatte Tag und Nacht dieses tragen müssen, aber noch immer sieht man wie schön es ist, nicht einmal die verfluchte Barnabassische brächte ein besseres zustande. Und daß man es nach Belieben zuziehn und wieder lockern kann, oben und unten, daß es also zwar nur ein Kleid ist, aber so veränderlich, das ist ein besonderer Vorzug und war eigentlich ihre Erfindung. Es ist freilich auch nicht schwer für sie zu nähn, Pepi rühmt sich dessen nicht, jungen gesunden Mädchen paßt ja alles. Viel schwerer war es Wäsche und Stiefel zu beschaffen und hier beginnt eigentlich der Mißerfolg. Auch hier halfen die Freundinnen aus, so gut sie konnten, aber sie konnten nicht viel. Es war doch nur grobe Wäsche, die sie zusammenbrachte und zusammenflickte und statt gestöckelter Stiefelchen mußte es bei Hausschuhen bleiben, die man lieber versteckt als zeigt. Man tröstete Pepi: Frieda war doch auch nicht sehr schön angezogen und manchmal zog sie so schlampig herum, daß die Gäste sich lieber von den Kellerburschen servieren ließen als von ihr. So war es tatsächlich, aber Frieda durfte das tun, sie war schon in Gunst und Ansehn; wenn eine Dame einmal beschmutzt und nachlässig angezogen sich zeigt, so ist das umso lockender, aber bei einem Neuling wie Pepi? Und außerdem konnte sich Frieda gar nicht gut anziehn, sie ist ja von allem Geschmack verlassen; hat jemand schon eine gelbliche Haut, so muß er sie freilich behalten, aber er muß nicht, wie Frieda, noch eine tief ausgeschnittene crême Bluse dazu anziehn, so daß einem vor lauter Gelb die Augen übergingen. Und selbst wenn das nicht gewesen wäre, sie war ja zu geizig, um sich gut anzuziehn, alles was sie verdiente, hielt sie zusammen, niemand wußte wofür. Sie brauchte im Dienst kein Geld, sie kam mit Lügen und Kniffen aus, dieses Beispiel

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