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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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waren seine Eltern und seine Schwestern Olga und Amalia. K. sah sie kaum an, man nahm ihm den nassen Rock ab, um ihn beim Ofen zu trocknen, K. ließ es geschehn.
    Also nicht sie waren zuhause, nur Barnabas war zuhause. Aber warum waren sie hier? K. nahm Barnabas zur Seite und sagte: »Warum bist Du nachhause gegangen? Oder wohnt Ihr schon im Bereich des Schlosses?« »Im Bereich des Schlosses?« wiederholte Barnabas, als verstehe er K. nicht. »Barnabas«, sagte K., »Du wolltest doch aus dem Wirtshaus ins Schloß gehn.« »Nein, Herr«, sagte Barnabas, »ich wollte nachhause gehn, ich gehe erst früh ins Schloß, ich schlafe niemals dort.« »So«, sagte K., »Du wolltest nicht ins Schloß gehn, nur hierher« – matter schien ihm sein Lächeln, unscheinbarer er selbst – »warum hast Du mir das nicht gesagt?« »Du hast mich nicht gefragt, Herr«, sagte Barnabas, »Du wolltest mir nur noch einen Auftrag geben, aber weder in der Wirtsstube noch in Deinem Zimmer, da dachte ich, Du könntest mir den Auftrag ungestört hier bei meinen Eltern geben – sie werden sich alle gleich entfernen, wenn Du es befiehlst – auch könntest Du, wenn es Dir bei uns besser gefällt, hier übernachten. Habe ich nicht recht getan?« K. konnte nicht antworten. Ein Mißverständnis war es also gewesen, ein gemeines, niedriges Mißverständnis und K. hatte sich ihm ganz hingegeben. Hatte sich bezaubern lassen von des Barnabas enger seiden glänzender Jacke, die dieser jetzt aufknöpfte und unter der ein grobes, grauschmutziges, viel geflicktes Hemd erschien über der mächtigen kantigen Brust eines Knechts. Und alles ringsherum entsprach dem nicht nur, überbot es noch, der alte gichtische Vater, der mehr mit Hilfe der tastenden Hände als der sich langsam schiebenden steifen Beine vorwärtskam, die Mutter mit auf der Brust gefalteten Händen, die wegen ihrer Fülle auch nur die winzigsten Schritte machen konnte, beide, Vater und Mutter, gingen schon seitdem K. eingetreten war, aus ihrer Ecke auf ihn zu und hatten ihn noch lange nicht erreicht. Die Schwestern, Blondinen, einander und dem Barnabas ähnlich, aber mit härteren Zügen als Barnabas, große starke Mägde, umstanden die Ankömmlinge und erwarteten von K. irgendein Begrüßungswort, er konnte aber nichts sagen, er hatte geglaubt, hier im Dorf habe jeder für ihn Bedeutung und es war wohl auch so, nur gerade diese Leute hier bekümmerten ihn gar nicht. Wäre er imstande gewesen, allein den Weg ins Wirtshaus zu bewältigen, er wäre gleich fortgegangen. Die Möglichkeit früh mit Barnabas ins Schloß zu gehn, lockte ihn gar nicht. Jetzt in der Nacht, unbeachtet, hatte er ins Schloß dringen wollen, von Barnabas geführt, aber von jenem Barnabas, wie er ihm bisher erschienen war, einem Mann, der ihm näher war, als alle die er bisher hier gesehen hatte, und von dem er gleichzeitig geglaubt hatte, daß er weit über seinen sichtbaren Rang hinaus eng mit dem Schloß verbunden war. Mit dem Sohn dieser Familie aber, zu der er völlig gehörte und mit der er schon beim Tisch saß, mit einem Mann, der bezeichnender Weise nicht einmal im Schloß schlafen durfte, an seinem Arm am hellen Tag ins Schloß zu gehn, war unmöglich, war ein lächerlich hoffnungsloser Versuch.
    K. setzte sich auf eine Fensterbank, entschlossen dort auch die Nacht zu verbringen und keinen Dienst sonst von der Familie in Anspruch zu nehmen. Die Leute aus dem Dorf, die ihn wegschickten oder die vor ihm Angst hatten, schienen ihm ungefährlicher, denn sie verwiesen ihn im Grund nur auf ihn selbst, halfen ihm seine Kräfte gesammelt zu halten, solche scheinbare Helfer aber, die ihn statt ins Schloß, dank einer kleinen Maskerade in ihre Familie führten, lenkten ihn ab, ob sie wollten oder nicht, arbeiteten an der Zerstörung seiner Kräfte. Einen einladenden Zuruf vom Familientisch beachtete er gar nicht, mit gesenktem Kopf blieb er auf seiner Bank.
    Da stand Olga auf, die sanftere der Schwestern, auch eine Spur mädchenhafter Verlegenheit zeigte sie, kam zu K. und bat ihn zum Tisch zu kommen, Brot und Speck sei dort vorbereitet, Bier werde sie noch holen. »Von wo?« fragte K. »Aus dem Wirtshaus«, sagte sie. Das war K. sehr willkommen, er bat sie, kein Bier zu holen aber ihn ins Wirtshaus zu begleiten, er habe dort noch wichtige Arbeiten liegen. Es stellte sich nun aber heraus, daß sie nicht so weit, nicht in sein Wirtshaus gehn wollte, sondern in ein anderes, viel näheres, den Herrenhof. Trotzdem bat K.,

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