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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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des Herrn. »Klamm«, sagte der Wirt nebenbei, während er sich nach seiner Frau umdrehte, welche in sonderbar abgenützten veralteten, mit Rüschen und Falten überladenen, aber feinen städtischen Kleidern herangerauscht kam. Sie wollte den Wirt holen, der Herr Vorstand habe irgendeinen Wunsch. Ehe der Wirt aber ging wandte er sich noch an K., als habe nicht mehr er selbst sondern K. wegen des Übernachtens zu entscheiden. K. konnte aber nichts sagen; besonders der Umstand, daß gerade sein Vorgesetzter hier war, verblüffte ihn; ohne daß er es sich selbst ganz erklären konnte, fühlte er sich Klamm gegenüber nicht so frei, wie sonst gegenüber dem Schloß, von ihm hier ertappt zu werden, wäre für K. zwar kein Schrecken im Sinne des Wirtes, aber doch eine peinliche Unzukömmlichkeit gewesen, so etwa als würde er jemanden, dem er zu Dankbarkeit verpflichtet war, leichtsinnig einen Schmerz bereiten, dabei aber bedrückte es ihn schwer zu sehn, daß sich in solcher Bedenklichkeit offenbar schon die gefürchteten Folgen des Untergeordnetseins, des Arbeiterseins zeigten und daß er nicht einmal hier wo sie so deutlich auftraten, imstande war sie niederzukämpfen. So stand er, zerbiß sich die Lippen und sagte nichts. Noch einmal, ehe der Wirt in einer Tür verschwand, sah er zu K. zurück, dieser sah ihm nach und ging nicht von der Stelle, bis Olga kam und ihn fortzog. »Was wolltest Du von dem Wirt?« fragte Olga. »Ich wollte hier übernachten«, sagte K. »Du wirst doch bei uns übernachten«, sagte Olga verwundert. »Ja, gewiß«, sagte K. und überließ ihr die Deutung der Worte.

3 Frieda
    Im Ausschank, einem großen, in der Mitte völlig leeren Zimmer, saßen an den Wänden, bei Fässern und auf ihnen, einige Bauern, die aber anders aussahen als die Leute in K.’s Wirtshaus. Sie waren reinlicher und einheitlich in graugelblichen groben Stoff gekleidet, die Jacken waren gebauscht, die Hosen anliegend. Es waren kleine, auf den ersten Blick einander sehr ähnliche Männer mit flachen knochigen und doch rundwangigen Gesichtern. Alle waren ruhig und bewegten sich kaum, nur mit den Blicken verfolgten sie die Eintretenden, aber langsam und gleichgültig. Trotzdem übten sie, weil es so viele waren und weil es so still war, eine gewisse Wirkung auf K. aus. Er nahm wieder Olgas Arm, um damit den Leuten sein Hiersein zu erklären. In einer Ecke erhob sich ein Mann, ein Bekannter Olgas, und wollte auf sie zugehn, aber K. drehte sie mit dem eingehängten Arm in eine andere Richtung, niemand außer ihr konnte es bemerken, sie duldete es mit einem lächelnden Seitenblick.
    Das Bier wurde von einem jungen Mädchen ausgeschenkt, das Frieda hieß. Ein unscheinbares kleines blondes Mädchen mit traurigen Zügen und magern Wangen, das aber durch ihren Blick überraschte, einen Blick von besonderer Überlegenheit. Als dieser Blick auf K. fiel, schien es ihm, daß dieser Blick schon K. betreffende Dinge erledigt hatte, von deren Vorhandensein er selbst noch gar nicht wußte, von deren Vorhandensein aber der Blick ihn überzeugte. K. hörte nicht auf, Frieda von der Seite anzusehn, auch als sie schon mit Olga sprach. Freundinnen schienen Olga und Frieda nicht zu sein, sie wechselten nur wenige kalte Worte. K. wollte nachhelfen und fragte deshalb unvermittelt: »Kennen Sie Herrn Klamm?« Olga lachte auf. »Warum lachst Du?« fragte K. ärgerlich. »Ich lache doch nicht«, sagte sie, lachte aber weiter. »Olga ist noch ein recht kindisches Mädchen«, sagte K. und beugte sich weit über den Schenktisch, um nochmals Friedas Blick fest auf sich zu ziehn. Sie aber hielt ihn gesenkt und sagte leise: »Wollen Sie Herrn Klamm sehn?« K. bat darum. Sie zeigte auf eine Tür, gleich links neben sich. »Hier ist ein kleines Guckloch, hier können Sie durchsehn.« »Und die Leute hier?« fragte K. Sie warf die Unterlippe auf und zog K. mit einer ungemein weichen Hand zur Tür. Durch das kleine Loch, das offenbar zu Beobachtungszwecken gebohrt war, übersah er fast das ganze Nebenzimmer. An einem Schreibtisch in der Mitte des Zimmers in einem bequemen Rundlehnstuhl saß grell von einer vor ihm niederhängenden Glühlampe beleuchtet Herr Klamm. Ein mittelgroßer dicker schwerfälliger Herr. Das Gesicht war noch glatt, aber die Wangen senkten sich doch schon mit dem Gewicht des Alters ein wenig hinab. Der schwarze Schnurrbart war lang ausgezogen. Ein schief aufgesetzter, spiegelnder Zwicker verdeckte die Augen. Wäre Herr Klamm völlig beim

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