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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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verlassen, eilten alle herbei ihn zu bedienen. So kräftig sich gegen ihre Dienste wehren zu können, war er noch nicht, er merkte, daß er dadurch in eine gewisse Abhängigkeit von ihnen geriet, die schlechte Folgen haben konnte, aber er mußte es geschehen lassen. Es war auch gar nicht sehr unangenehm bei Tisch den guten Kaffee zu trinken, den Frieda geholt hatte, sich am Ofen zu wärmen den Frieda geheizt hatte, die Gehilfen in ihrem Eifer und Ungeschick die Treppen zehnmal hinab- und hinauflaufen zu lassen, um Waschwasser, Seife, Kamm und Spiegel zu bringen und schließlich, weil K. einen leisen dahin deutbaren Wunsch ausgesprochen hatte, auch ein Gläschen Rum.
    Inmitten dieses Befehlens und Bedientwerdens sagte K. mehr aus behaglicher Laune, als in der Hoffnung auf einen Erfolg: »Geht nun weg, Ihr zwei, ich brauche vorläufig nichts mehr und will allein mit Fräulein Frieda sprechen«, und als er nicht geradezu Widerstand auf ihren Gesichtern sah, sagte er noch um sie zu entschädigen: »Wir drei gehn dann zum Gemeindevorsteher, wartet unten in der Stube auf mich.« Merkwürdigerweise folgten sie, nur daß sie vor dem Weggehn noch sagten: »Wir könnten auch hier warten« und K. antwortete: »Ich weiß es, aber ich will es nicht.«
    Ärgerlich aber und in gewissem Sinne doch auch willkommen war es K. als Frieda, die sich gleich nach dem Weggehn der Gehilfen auf seinen Schoß setzte, sagte: »Was hast Du Liebling gegen die Gehilfen? Vor ihnen müssen wir keine Geheimnisse haben. Sie sind treu.« »Ach treu«, sagte K., »sie lauern mir fortwährend auf, es ist sinnlos, aber abscheulich.« »Ich glaube Dich zu verstehn«, sagte sie und hieng sich an seinen Hals und wollte noch etwas sagen, konnte aber nicht weiter sprechen und weil der Sessel gleich neben dem Bette stand, schwankten sie hinüber und fielen hin. Dort lagen sie, aber nicht so hingegeben wie damals in der Nacht. Sie suchte etwas und er suchte etwas, wütend, Grimmassen schneidend, sich mit dem Kopf einbohrend in der Brust des andern suchten sie und ihre Umarmungen und ihre sich aufwerfenden Körper machten sie nicht vergessen, sondern erinnerten sie an die Pflicht zu suchen, wie Hunde verzweifelt im Boden scharren so scharrten sie an ihren Körpern und hilflos enttäuscht, um noch letztes Glück zu holen, fuhren manchmal ihre Zungen breit über des andern Gesicht. Erst die Müdigkeit ließ sie still und einander dankbar werden. Die Mägde kamen dann auch herauf, »sieh, wie die hier liegen«, sagte eine und warf aus Mitleid ein Tuch über sie.
    Als sich später K. aus dem Tuche freimachte und umhersah, waren – das wunderte ihn nicht – die Gehilfen wieder in ihrer Ecke, ermahnten mit dem Finger auf K. zeigend einer den andern zum Ernst und salutierten – aber außerdem saß dicht beim Bett die Wirtin und strickte an einem Strumpf, eine kleine Arbeit welche wenig paßte zu ihrer riesigen das Zimmer fast verdunkelnden Gestalt. »Ich warte schon lange«, sagte sie und hob ihr breites von vielen Altersfalten durchzogenes, aber in seiner großen Masse doch noch glattes, vielleicht einmal schönes Gesicht. Die Worte klangen wie ein Vorwurf, ein unpassender, denn K. hatte ja nicht verlangt, daß sie komme. Er bestätigte daher nur durch Kopfnicken ihre Worte und setzte sich aufrecht, auch Frieda stand auf, verließ aber K. und lehnte sich an den Sessel der Wirtin. »Könnte nicht, Frau Wirtin«, sagte K. zerstreut, »das was Sie mir sagen wollen, aufgeschoben werden, bis ich vom Gemeindevorsteher zurückkomme? Ich habe eine wichtige Besprechung dort.« »Diese ist wichtiger, glauben Sie mir Herr Landvermesser«, sagte die Wirtin, »dort handelt es sich wahrscheinlich nur um eine Arbeit, hier aber handelt es sich um einen Menschen, um Frieda, meine liebe Magd.« »Ach so«, sagte K., »dann freilich, nur weiß ich nicht, warum man diese Angelegenheit nicht uns beiden überläßt.« »Aus Liebe, aus Sorge«, sagte die Wirtin und zog Friedas Kopf, die stehend nur bis zur Schulter der sitzenden Wirtin reichte, an sich. »Da Frieda zu Ihnen ein solches Vertrauen hat«, sagte K., »kann auch ich nicht anders. Und da Frieda erst vor kurzem meine Gehilfen treu genannt hat, so sind wir ja Freunde unter uns. Dann kann ich Ihnen also, Frau Wirtin, sagen, daß ich es für das Beste halten würde, wenn Frieda und ich heiraten undzwar sehr bald. Leider, leider werde ich Frieda dadurch nicht ersetzen können, was sie durch mich verloren hat, die Stellung im

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