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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Durch mich kann in Klamms Beziehung zu Frieda nichts geändert worden sein. Entweder bestand keine wesentliche Beziehung – das sagen eigentlich diejenigen welche Frieda den Ehrennamen Geliebte nehmen – nun dann besteht sie auch heute nicht, oder aber sie bestand, wie könnte sie dann durch mich, wie Sie richtig sagten, ein Nichts in Klamms Augen, wie könnte sie dann durch mich gestört sein. Solche Dinge glaubt man im ersten Augenblick des Schreckens, aber schon die kleinste Überlegung muß das richtigstellen. Lassen wir übrigens doch Frieda ihre Meinung hiezu sagen.«
    Mit in die Ferne schweifendem Blick, die Wange an K.’s Brust sagte Frieda: »Es ist gewiß so, wie Mutter sagt: Klamm will nichts mehr von mir wissen. Aber freilich nicht deshalb weil Du, Liebling, kamst, nichts derartiges hätte ihn erschüttern können. Wohl aber glaube ich ist es sein Werk, daß wir uns dort unter dem Pult zusammengefunden haben, gesegnet, nicht verflucht, sei die Stunde.«
    »Wenn es so ist«, sagte K. langsam, denn süß waren Friedas Worte, er schloß paar Sekunden lang die Augen, um sich von den Worten durchdringen zu lassen, »wenn es so ist, ist noch weniger Grund, sich vor einer Aussprache mit Klamm zu fürchten.«
    »Wahrhaftig«, sagte die Wirtin und sah K. von hoch herab an, »Sie erinnern mich manchmal an meinen Mann, so trotzig und kindlich wie er sind Sie auch. Sie sind paar Tage im Ort und schon wollen Sie alles besser kennen, als die Eingeborenen, besser als ich alte Frau und als Frieda, die im Herrenhof so viel gesehn und gehört hat. Ich leugne nicht, daß es möglich ist einmal auch etwas ganz gegen die Vorschriften und gegen das Althergebrachte zu erreichen, ich habe etwas derartiges nicht erlebt, aber es gibt angeblich Beispiele dafür, mag sein, aber dann geschieht es gewiß nicht auf die Weise wie Sie es tun, indem man immerfort Nein nein sagt und nur auf seinen Kopf schwört und die wohlmeinendsten Ratschläge überhört. Glauben Sie denn, meine Sorge gilt Ihnen? Habe ich mich um Sie gekümmert, solange Sie allein waren? Trotzdem es gut gewesen wäre und manches sich hätte vermeiden lassen? Das einzige was ich damals meinem Mann über Sie sagte, war: ‚Halt Dich von ihm fern.› Das hätte auch heute noch für mich gegolten, wenn nicht Frieda jetzt in Ihr Schicksal mithineingezogen worden wäre. Ihr verdanken Sie – ob es Ihnen gefällt oder nicht – meine Sorgfalt, ja sogar meine Beachtung. Und Sie dürfen mich nicht einfach abweisen, weil Sie mir, der einzigen, die über der kleinen Frieda mit mütterlicher Sorge wacht, streng verantwortlich sind. Möglich, daß Frieda recht hat und alles was geschehen ist der Wille Klamms ist, aber von Klamm weiß ich jetzt nichts, ich werde niemals mit ihm sprechen, er ist mir gänzlich unerreichbar, Sie aber sitzen hier, halten meine Frieda und werden – warum soll ich es verschweigen? – von mir gehalten. Ja, von mir gehalten, denn versuchen Sie es junger Mann, wenn ich Sie aus dem Hause weise irgendwo im Dorf ein Unterkommen zu finden, und sei es in einer Hundehütte.«
    »Danke«, sagte K., »das sind offene Worte und ich glaube Ihnen vollkommen. So unsicher ist also meine Stellung und damit zusammenhängend auch die Stellung Friedas.«
    »Nein«, rief die Wirtin wütend dazwischen, »Friedas Stellung hat in dieser Hinsicht gar nichts mit Ihrer zu tun. Frieda gehört zu meinem Haus und niemand hat das Recht ihre Stellung hier eine unsichere zu nennen.«
    »Gut, gut«, sagte K., »ich gebe Ihnen auch darin recht, besonders da Frieda aus mir unbekannten Gründen zu viel Angst vor Ihnen zu haben scheint, um sich einzumischen. Bleiben wir also vorläufig nur bei mir. Meine Stellung ist höchst unsicher, das leugnen Sie nicht, sondern strengen sich vielmehr an es zu beweisen. Wie bei allem was Sie sagen ist auch dieses nur zum größten Teil richtig aber nicht ganz. So weiß ich z.B. von einem recht guten Nachtlager, das mir freisteht.«
    »Wo denn? Wo denn?« riefen Frieda und die Wirtin, so gleichzeitig und so begierig, als hätten sie die gleichen Beweggründe für ihre Frage.
    »Bei Barnabas«, sagte K.
    »Die Lumpen!« rief die Wirtin. »Die abgefeimten Lumpen! Bei Barnabas! Hört Ihr –« und sie wandte sich nach der Ecke der Gehilfen, aber diese waren schon längst hervorgekommen und standen Arm in Arm hinter der Wirtin, die jetzt als brauche sie einen Halt die Hand des Einen ergriff, »hört Ihr wo sich der Herr herumtreibt, in der Familie

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