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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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worden, der Ofen reichlich geheizt, der Fußboden gewaschen, das Bett geordnet, die Sachen der Mägde, dieser hassenswerte Unrat, einschließlich ihrer Bilder waren verschwunden, der Tisch, der einem früher, wohin man sich auch wendete, mit seiner schmutzüberkrusteten Platte förmlich nachgestarrt hatte, war mit einer weißen gestrickten Decke überzogen. Nun konnte man schon Gäste empfangen, daß K.’s kleiner Wäschevorrat, den Frieda offenbar früh gewaschen hatte, beim Ofen zum Trocknen ausgehängt war, störte wenig. Der Lehrer und Frieda waren bei Tisch gesessen, sie erhoben sich bei K.’s Eintritt, Frieda begrüßte K. mit einem Kuß, der Lehrer verbeugte sich ein wenig. K., zerstreut und noch in der Unruhe des Gespräches mit der Wirtin, begann sich zu entschuldigen, daß er den Lehrer bisher noch nicht hatte besuchen können, es war so als nehme er an, der Lehrer hätte ungeduldig wegen K.’s Ausbleiben nun selbst den Besuch gemacht. Der Lehrer aber in seiner gemessenen Art schien sich nun erst selbst langsam zu erinnern, daß einmal zwischen ihm und K. eine Art Besuch verabredet worden war. »Sie sind ja, Herr Landvermesser«, sagte er langsam, »der Fremde, mit dem ich vor paar Tagen auf dem Kirchplatz gesprochen habe.« »Ja«, sagte K. kurz; was er damals in seiner Verlassenheit geduldet hatte, mußte er hier in seinem Zimmer sich nicht gefallen lassen. Er wandte sich an Frieda und beriet sich mit ihr wegen eines wichtigen Besuches den er sofort zu machen habe und bei dem er möglichst gut angezogen sein müsse. Frieda rief sofort, ohne K. weiter auszufragen, die Gehilfen, die gerade mit der Untersuchung der neuen Tischdecke beschäftigt waren, und befahl ihnen K.’s Kleider und Stiefel, die er gleich auszuziehn begann, unten im Hof sorgfältig zu putzen. Sie selbst nahm ein Hemd von der Schnur und lief in die Küche hinunter um es zu bügeln.
    Jetzt war K. mit dem Lehrer, der wieder still beim Tisch saß, allein, er ließ ihn noch ein wenig warten, zog sich das Hemd aus und begann sich beim Waschbecken zu waschen. Erst jetzt, den Rücken dem Lehrer zugekehrt, fragte er ihn nach dem Grund seines Kommens. »Ich komme im Auftrag des Herrn Gemeindevorstehers«, sagte er. K. war bereit den Auftrag zu hören. Da aber K.’s Worte in dem Wasserschwall schwerverständlich waren, mußte der Lehrer näherkommen und lehnte sich neben K. an die Wand. K. entschuldigte sein Waschen und seine Unruhe mit der Dringlichkeit des beabsichtigten Besuches. Der Lehrer ging darüber hinweg und sagte: »Sie waren unhöflich gegenüber dem Herrn Gemeindevorsteher, diesem alten verdienten vielerfahrenen ehrwürdigen Mann.« »Daß ich unhöflich gewesen wäre, weiß ich nicht«, sagte K., während er sich abtrocknete, »daß ich aber an anderes zu denken hatte, als an feines Benehmen, ist richtig, denn es handelte sich um meine Existenz, die bedroht ist durch eine schmachvolle amtliche Wirtschaft, deren Einzelnheiten ich Ihnen nicht darlegen muß, da Sie selbst ein tätiges Glied dieser Behörde sind. Hat sich der Gemeindevorsteher über mich beklagt?« »Wem gegenüber hätte er sich beklagen sollen?« sagte der Lehrer, »und selbst wenn er jemanden hätte, würde er sich denn jemals beklagen? Ich habe nur ein kleines Protokoll nach seinem Diktat über Ihre Besprechung aufgesetzt und daraus über die Güte des Herrn Vorstehers und über die Art Ihrer Antworten genug erfahren.« Während K. seinen Kamm suchte, den Frieda irgendwo eingeordnet haben mußte, sagte er: »Wie? Ein Protokoll? In meiner Abwesenheit nachträglich aufgesetzt von jemandem, der gar nicht bei der Besprechung war. Das ist nicht übel. Und warum denn ein Protokoll? War es denn eine amtliche Handlung?« »Nein«, sagte der Lehrer, »eine halbamtliche, auch das Protokoll ist nur halbamtlich, es wurde nur gemacht, weil bei uns in allem strenge Ordnung sein muß. Jedenfalls liegt es nun vor und dient nicht zu Ihrer Ehre.« K., der den Kamm, der ins Bett geglitten war, endlich gefunden hatte, sagte ruhiger: »Mag es vorliegen. Sind Sie gekommen mir das zu melden?« »Nein«, sagte der Lehrer, »aber ich bin kein Automat und mußte Ihnen meine Meinung sagen. Mein Auftrag dagegen ist ein weiterer Beweis der Güte des Herrn Vorstehers; ich betone, daß mir diese Güte unbegreiflich ist und daß ich nur unter dem Zwang meiner Stellung und in Verehrung des Herrn Vorstehers den Auftrag ausführe.« K., gewaschen und gekämmt, saß nun in Erwartung des Hemdes und

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