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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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nichts damit erreicht hatte als, wie sie sagte, kalte und überdies unaufrichtige Abweisung, sei entschlossen, K. nicht mehr in ihrem Hause zu dulden; habe er Verbindungen mit dem Schloß, so möge er sie nur sehr schnell ausnützen, denn noch heute, noch jetzt müsse er das Haus verlassen und nur auf direkten behördlichen Befehl und Zwang werde sie ihn wieder aufnehmen, doch hoffe sie daß es nicht dazu kommen werde, denn auch sie habe Verbindungen mit dem Schloß und werde sie geltend zu machen verstehn. Übrigens sei er ja in das Wirtshaus nur infolge der Nachlässigkeit des Wirtes gekommen und sei auch sonst gar nicht in Not, denn noch heute morgens habe er sich eines andern für ihn bereitstehenden Nachtlagers gerühmt. Frieda natürlich solle bleiben, wenn Frieda mit K. ausziehen sollte, werde sie, die Wirtin, tief unglücklich sein, schon unten in der Küche sei sie bei dem bloßen Gedanken weinend neben dem Herd zusammengesunken, die arme herzleidende Frau, aber wie könne sie anders handeln, jetzt da es sich, in ihrer Vorstellung wenigstens, geradezu um die Ehre von Klamms Angedenken handle. So stehe es also mit der Wirtin. Frieda freilich werde ihm, K., folgen, wohin er wolle, in Schnee und Eis, darüber sei natürlich kein weiteres Wort zu verlieren, aber sehr schlimm sei doch ihrer beiden Lage jedenfalls, darum habe sie das Angebot des Vorstehers mit großer Freude begrüßt, sei es auch eine für K. nicht passende Stelle, so sei sie doch, das werde ausdrücklich betont, eine nur vorläufige, man gewinne Zeit und werde leicht andere Möglichkeiten finden, selbst wenn die endgiltige Entscheidung ungünstig ausfallen sollte. »Im Notfall«, rief schließlich Frieda schon an K.’s Hals, »wandern wir aus, was hält uns hier im Dorf? Vorläufig aber, nicht wahr Liebster, nehmen wir das Angebot an, ich habe den Lehrer zurückgebracht, Du sagst ihm ‚angenommen›, nichts weiter, und wir übersiedeln in die Schule.«
    »Das ist schlimm«, sagte K. ohne es aber ganz ernsthaft zu meinen, denn die Wohnung kümmerte ihn wenig, auch fror er sehr in seiner Unterwäsche hier auf dem Dachboden, der, auf zwei Seiten ohne Wand und Fenster, scharf von kalter Luft durchzogen wurde, »jetzt hast Du das Zimmer so schön hergerichtet und nun sollen wir ausziehn. Ungern, ungern würde ich die Stelle annehmen, schon die augenblickliche Demütigung vor diesem kleinen Lehrer ist mir peinlich und nun soll er gar mein Vorgesetzter werden. Wenn man nur noch ein Weilchen hier bleiben könnte, vielleicht ändert sich meine Lage noch heute nachmittag. Wenn wenigstens Du hier bliebest, könnte man es abwarten und dem Lehrer nur eine unbestimmte Antwort geben. Für mich finde ich immer ein Nachtlager, wenn es sein muß wirklich bei Bar –« Frieda verschloß ihm mit der Hand den Mund. »Das nicht«, sagte sie ängstlich, »bitte sage das nicht wieder. Sonst aber folge ich Dir in allem. Wenn Du willst, bleibe ich allein hier, so traurig es für mich wäre. Wenn Du willst lehnen wir den Antrag ab, so unrichtig das meiner Meinung nach wäre. Denn sieh, wenn Du eine andere Möglichkeit findest, gar noch heute Nachmittag, nun, so ist es selbstverständlich, daß wir die Stelle in der Schule sofort aufgeben, niemand wird uns daran hindern. Und was die Demütigung vor dem Lehrer betrifft, so laß mich dafür sorgen, daß es keine wird, ich selbst werde mit ihm sprechen, Du wirst nur stumm dabeistehn und auch später wird es nicht anders sein, niemals wirst Du, wenn Du nicht willst, selbst mit ihm sprechen müssen, ich allein werde in Wirklichkeit seine Untergebene sein und nicht einmal ich werde es sein, denn ich kenne seine Schwächen. So ist also nichts verloren, wenn wir die Stelle annehmen, vieles aber, wenn wir sie ablehnen, vor allem würdest Du wirklich auch für Dich allein, wenn Du nicht noch heute etwas vom Schloß erreichst, nirgends, nirgends im Dorf ein Nachtlager finden, ein Nachtlager nämlich für das ich als Deine künftige Frau mich nicht schämen müßte. Und wenn Du kein Nachtlager bekommst, willst Du dann etwa von mir verlangen, daß ich hier im warmen Zimmer schlafe während ich weiß, daß Du draußen in Nacht und Kälte umherirrst.« K., der die ganze Zeit über, die Arme über der Brust gekreuzt, mit den Händen seinen Rücken schlug, um sich ein wenig zu erwärmen, sagte: »Dann bleibt nichts übrig, als anzunehmen, komm!«
    Im Zimmer eilte er gleich zum Ofen, um den Lehrer kümmerte er sich nicht; dieser saß

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