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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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beim Tisch, zog die Uhr hervor und sagte: »Es ist spät geworden.« »Dafür sind wir aber jetzt auch völlig einig, Herr Lehrer«, sagte Frieda, »wir nehmen die Stelle an.« »Gut«, sagte der Lehrer, »aber die Stelle ist dem Herrn Landvermesser angeboten, er selbst muß sich äußern.« Frieda kam K. zur Hilfe, »freilich«, sagte sie, »er nimmt die Stelle an, nicht wahr K.?« So konnte K. seine Erklärung auf ein einfaches Ja beschränken, das nicht einmal an den Lehrer sondern an Frieda gerichtet war. »Dann«, sagte der Lehrer, »bleibt mir nur noch übrig Ihnen Ihre Dienstpflichten vorzuhalten, damit wir in dieser Hinsicht ein für allemal einig sind: Sie haben Herr Landvermesser täglich beide Schulzimmer zu reinigen und zu heizen, kleinere Reparaturen im Haus, ferner an den Schul- und Turngeräten selbst vorzunehmen, den Weg durch den Garten schneefrei zu halten, Botengänge für mich und das Fräulein Lehrerin zu machen und in der wärmern Jahreszeit alle Gartenarbeit zu besorgen. Dafür haben Sie das Recht, nach Ihrer Wahl in einem der Schulzimmer zu wohnen; doch müssen Sie, wenn nicht gleichzeitig in beiden Zimmern unterrichtet wird und Sie gerade in dem Zimmer, in welchem unterrichtet wird, wohnen, natürlich in das andere Zimmer übersiedeln. Kochen dürfen Sie in der Schule nicht, dafür werden Sie und die Ihren auf Kosten der Gemeinde hier im Wirtshaus verpflegt. Daß Sie sich der Würde der Schule gemäß verhalten müssen und daß insbesondere die Kinder gar während des Unterrichts niemals etwa Zeugen unliebsamer Szenen in Ihrer Häuslichkeit werden dürfen, erwähne ich nur nebenbei, denn als gebildeter Mann müssen Sie das ja wissen. Im Zusammenhang damit bemerke ich noch, daß wir darauf bestehen müssen, daß Sie Ihre Beziehungen zu Fräulein Frieda möglichst bald legitimieren. Über dies alles und noch einige Kleinigkeiten wird ein Dienstvertrag aufgesetzt, den Sie gleich, wenn Sie ins Schulhaus einziehn, unterschreiben müssen.« K. erschien das alles unwichtig, so als ob es ihn nicht betreffe oder jedenfalls nicht binde, nur die Großtuerei des Lehrers reizte ihn und er sagte leichthin: »Nun ja, es sind die üblichen Verpflichtungen.« Um diese Bemerkung ein wenig zu verwischen, fragte Frieda nach dem Gehalt. »Ob Gehalt gezahlt wird«, sagte der Lehrer, »wird erst nach einmonatlichem Probedienst erwogen werden.« »Das ist aber hart für uns«, sagte Frieda, »wir sollen fast ohne Geld heiraten, unsere Hauswirtschaft aus nichts schaffen. Könnten wir nicht doch, Herr Lehrer, durch eine Eingabe an die Gemeinde um ein kleines sofortiges Gehalt bitten? Würden Sie dazu raten?« »Nein«, sagte der Lehrer, der seine Worte immer an K. richtete. »Einer solchen Eingabe würde nur entsprochen werden, wenn ich es empfehle und ich würde es nicht tun. Die Verleihung der Stelle ist ja nur eine Gefälligkeit Ihnen gegenüber und Gefälligkeiten muß man, wenn man sich seiner öffentlichen Verantwortung bewußt bleibt, nicht zu weit treiben.« Nun mischte sich aber doch K. ein, fast gegen seinen Willen. »Was die Gefälligkeit betrifft, Herr Lehrer«, sagte er, »glaube ich daß Sie irren. Diese Gefälligkeit ist vielleicht eher auf meiner Seite.« »Nein«, sagte der Lehrer lächelnd, nun hatte er doch K. zum Reden gezwungen, »darüber bin ich genau unterrichtet. Wir brauchen den Schuldiener etwa so dringend wie den Landvermesser. Schuldiener wie Landvermesser, es ist eine Last an unserem Halse. Es wird mich noch viel Nachdenken kosten, wie ich die Ausgaben vor der Gemeinde begründen soll, am besten und wahrheitsgemäßesten wäre es die Forderung nur auf den Tisch zu werfen und gar nicht zu begründen.« »So meine ich es ja«, sagte K., »gegen Ihren Willen müssen Sie mich aufnehmen, trotzdem es Ihnen schweres Nachdenken verursacht müssen Sie mich aufnehmen. Wenn nun jemand genötigt ist, einen andern aufzunehmen und dieser andere sich aufnehmen läßt, so ist er es doch der gefällig ist.« »Sonderbar«, sagte der Lehrer, »was sollte uns zwingen Sie aufzunehmen, des Herrn Vorstehers gutes, übergutes Herz zwingt uns. Sie werden Herr Landvermesser, das sehe ich wohl, manche Phantasien aufgeben müssen, ehe Sie ein brauchbarer Schuldiener werden. Und für die Gewährung eines eventuellen Gehaltes machen natürlich solche Bemerkungen wenig Stimmung. Auch merke ich leider, daß mir Ihr Benehmen noch viel zu schaffen geben wird, die ganze Zeit über verhandeln Sie ja mit mir, ich sehe es

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