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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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immerfort an und glaube es fast nicht, in Hemd und Unterhosen.« »Ja«, rief K. lachend und schlug in die Hände, »die entsetzlichen Gehilfen, wo bleiben sie denn?« Frieda eilte zur Tür, der Lehrer, der merkte, daß nun K. für ihn nicht mehr zu sprechen war, fragte Frieda, wann sie in die Schule einziehn würden, »Heute«, sagte Frieda, »dann komme ich morgen früh revidieren«, sagte der Lehrer, grüßte durch Handwinken, wollte durch die Tür, die Frieda für sich geöffnet hatte, hinausgehn, stieß aber mit den Mägden zusammen, die schon mit ihren Sachen kamen, um sich im Zimmer wieder einzurichten, er mußte zwischen ihnen, die vor niemanden zurückgewichen wären, durchschlüpfen, Frieda folgte ihm. »Ihr habt es aber eilig«, sagte K., der diesmal sehr zufrieden mit ihnen war, »wir sind noch hier und Ihr müßt schon einrücken?« Sie antworteten nicht und drehten nur verlegen ihre Bündel, aus denen K. die wohlbekannten schmutzigen Fetzen hervorhängen sah. »Ihr habt wohl Euere Sachen noch niemals gewaschen«, sagte K., es war nicht böse, sondern mit einer gewissen Zuneigung gesagt. Sie merkten es, öffneten gleichzeitig ihren harten Mund, zeigten die schönen starken tiermäßigen Zähne und lachten lautlos. »Nun kommt«, sagte K., »richtet Euch ein, es ist ja Euer Zimmer.« Als sie aber noch immer zögerten, – ihr Zimmer schien ihnen wohl allzu sehr verwandelt – nahm K. eine beim Arm, um sie weiter zu führen. Aber er ließ sie gleich los, so erstaunt war beider Blick, den sie, nach einer kurzen gegenseitigen Verständigung, nun nicht mehr von K. wandten. »Jetzt habt Ihr mich aber genug lange angesehn«, sagte K. irgendein unangenehmes Gefühl abwehrend, nahm Kleider und Stiefel, die eben Frieda, schüchtern von den Gehilfen gefolgt, gebracht hatte, und zog sich an. Unbegreiflich war ihm immer und jetzt wieder die Geduld, die Frieda mit den Gehilfen hatte. Sie hatte sie, die doch die Kleider im Hof hätten putzen sollen, nach längerem Suchen friedlich unten beim Mittagessen gefunden, die ungeputzten Kleider vor sich zusammengepreßt auf dem Schooß, sie hatte dann selbst alles putzen müssen und doch zankte sie, die gemeines Volk gut zu beherrschen wußte, gar nicht mit ihnen, erzählte, überdies in ihrer Gegenwart, von ihrer groben Nachlässigkeit wie von einem kleinen Scherz und klopfte gar noch dem einen leicht wie schmeichelnd auf die Wange. K. wollte ihr nächstens darüber Vorhaltungen machen. Jetzt aber war es höchste Zeit wegzugehn. »Die Gehilfen bleiben hier, Dir bei der Übersiedlung zu helfen«, sagte K. Sie waren allerdings nicht damit einverstanden, satt und fröhlich wie sie waren hätten sie gern ein wenig Bewegung gemacht. Erst als Frieda sagte: »Gewiß, Ihr bleibt hier«, fügten sie sich. »Weißt Du, wohin ich gehe?« fragte K. »Ja«, sagte Frieda. »Und Du hältst mich also nicht mehr zurück?« fragte K. »Du wirst soviele Hindernisse finden«, sagte sie, »was würde da mein Wort bedeuten!« Sie küßte K. zum Abschied, gab ihm, da er nicht zu Mittag gegessen hatte, ein Päckchen mit Brot und Wurst, das sie von unten für ihn mitgebracht hatte, erinnerte ihn daran, daß er dann nicht mehr hierher, sondern gleich in die Schule kommen solle und begleitete ihn, die Hand auf seiner Schulter, bis vor die Tür hinaus.

8 Das Warten auf Klamm
    Zunächst war K. froh, dem Gedränge der Mägde und Gehilfen in dem warmen Zimmer entgangen zu sein. Auch fror es ein wenig, der Schnee war fester, das Gehen leichter. Nur fing es freilich schon zu dunkeln an und er beschleunigte die Schritte.
    Das Schloß, dessen Umrisse sich schon aufzulösen begannen, lag still wie immer, niemals noch hatte K. dort das geringste Zeichen von Leben gesehn, vielleicht war es gar nicht möglich aus dieser Ferne etwas zu erkennen und doch verlangten es die Augen und wollten die Stille nicht dulden. Wenn K. das Schloß ansah, so war ihm manchmal, als beobachte er jemanden, der ruhig dasitze und vor sich hinsehe, nicht etwa in Gedanken verloren und dadurch gegen alles abgeschlossen, sondern frei und unbekümmert; so als sei er allein und niemand beobachte ihn; und doch mußte er merken, daß er beobachtet wurde, aber es rührte nicht im Geringsten an seine Ruhe und wirklich – man wußte nicht war es Ursache oder Folge – die Blicke des Beobachters konnten sich nicht festhalten und glitten ab. Dieser Eindruck wurde heute noch verstärkt durch das frühe Dunkel, je länger er hinsah, desto

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