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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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glaubst, daß es Deine eigenen sind, das tröstet mich. Aber lehrreich sind sie, man kann noch manches von der Wirtin lernen. Mir selbst hat sie es nicht gesagt, obwohl sie mich sonst nicht geschont hat, offenbar hat sie Dir diese Waffe anvertraut in der Hoffnung, daß Du sie in einer für mich besonders schlimmen oder entscheidungsreichen Stunde anwenden würdest; mißbrauche ich Dich, so mißbraucht sie Dich ähnlich. Nun aber Frieda bedenke: auch wenn alles ganz genau so wäre wie es die Wirtin sagt, wäre es sehr arg nur in einem Falle, nämlich wenn Du mich nicht lieb hast. Dann, nun dann wäre es wirklich so, daß ich mit Berechnung und List Dich gewonnen habe, um mit diesem Besitz zu wuchern. Vielleicht gehörte es dann schon sogar zu meinem Plan, daß ich damals, um Dein Mitleid hervorzulocken, Arm in Arm mit Olga vor Dich trat und die Wirtin hat nur vergessen dies noch in meiner Schuldrechnung zu erwähnen. Wenn es aber nicht der arge Fall ist und nicht ein schlaues Raubtier Dich damals an sich gerissen hat, sondern Du mir entgegenkamst, so wie ich Dir entgegenkam und wir uns fanden, selbstvergessen beide, sag, Frieda, wie ist es denn dann? Dann führe ich doch meine Sache so wie Deine, es ist hier kein Unterschied und sondern kann nur eine Feindin. Das gilt überall, auch hinsichtlich Hansens. Bei Beurteilung des Gespräches mit Hans übertreibst Du übrigens in Deinem Zartgefühl sehr, denn wenn sich Hansens und meine Absichten nicht ganz decken, so geht das doch nicht so weit, daß etwa ein Gegensatz zwischen ihnen bestünde, außerdem ist ja Hans unsere Unstimmigkeit nicht verborgen geblieben, glaubtest Du das, so würdest Du diesen vorsichtigen kleinen Mann sehr unterschätzen und selbst wenn ihm alles verborgen geblieben sein sollte, so wird doch daraus niemandem ein Leid entstehn, das hoffe ich.«
    »Es ist so schwer, sich zurechtzufinden, K.«, sagte Frieda und seufzte, »ich habe gewiß kein Mißtrauen gegen Dich gehabt und ist etwas derartiges von der Wirtin auf mich übergegangen, werde ich es glückselig abwerfen und Dich auf den Knien um Verzeihung bitten, wie ich es eigentlich die ganze Zeit über tue, wenn ich auch noch so böse Dinge sage. Wahr aber bleibt, daß Du viel vor mir geheim hältst; Du kommst und gehst, ich weiß nicht woher und wohin. Damals als Hans klopfte, hast Du sogar den Namen Barnabas gerufen. Hättest Du doch einmal nur so liebend mich gerufen, wie damals aus mir unverständlichem Grund diesen verhaßten Namen. Wenn Du kein Vertrauen zu mir hast, wie soll dann bei mir nicht Mißtrauen entstehn, bin ich dann doch völlig der Wirtin überlassen, die Du durch Dein Verhalten zu bestätigen scheinst. Nicht in allem, ich will nicht behaupten, daß Du sie in allem bestätigst, hast Du denn nicht doch immerhin meinetwegen die Gehilfen verjagt? Ach wüßtest Du doch, mit welchem Verlangen ich in allem was Du tust und sprichst, auch wenn es mich quält, einen für mich guten Kern suche.« »Vor allem, Frieda«, sagte K., »ich verberge Dir doch nicht das Geringste. Wie mich die Wirtin haßt und wie sie sich anstrengt Dich mir zu entreißen und mit was für verächtlichen Mitteln sie das tut und wie Du ihr nachgibst, Frieda, wie Du ihr nachgibst. Sag doch, worin verberge ich Dir etwas? Daß ich zu Klamm gelangen will, weißt Du, daß Du mir dazu nicht verhelfen kannst und daß ich es daher auf eigene Faust erreichen muß, weißt Du auch, daß es mir bisher noch nicht gelungen ist, siehst Du. Soll ich nun durch Erzählen der nutzlosen Versuche, die mich schon in der Wirklichkeit reichlich demütigen, doppelt mich demütigen? Soll ich mich etwa dessen rühmen, am Schlag des Klammschen Schlittens frierend einen langen Nachmittag vergeblich gewartet zu haben? Glücklich nicht mehr an solche Dinge denken zu müssen, eile ich zu Dir und nun kommt mir wieder alles dieses drohend aus Dir entgegen. Und Barnabas? Gewiß, ich erwarte ihn. Er ist der Bote Klamms, nicht ich habe ihn dazu gemacht.« »Wieder Barnabas«, rief Frieda, »ich kann nicht glauben, daß er ein guter Bote ist.« »Du hast vielleicht Recht«, sagte K., »aber es ist der einzige Bote der mir geschickt wird.« »Desto schlimmer«, sagte Frieda, »desto mehr solltest Du Dich vor ihm hüten.« »Er hat mir leider bisher keinen Anlaß hiezu gegeben«, sagte K. lächelnd, »er kommt selten und was er bringt ist belanglos; nur daß es geradewegs von Klamm herrührt macht es wertvoll.« »Aber sieh nur«, sagte Frieda, »es ist ja

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