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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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vor sich sah, sondern abgesehen von dem andersfarbigen Haar auch eine Vision, wie sie selbst in knapp zwanzig Jahren aussehen würde.
    Cora zeigte auf ihre Hand. »Du bist auch verheiratet.«
    Sie nickte und hielt den Ring hoch. Der Diamant war genauso groß wie Coras.
    »Wohl nicht mit meinem Vater?«, fragte Cora. Das war nicht gerade zartfühlend. Aber ihnen blieb nicht viel Zeit.
    Mary O’Dell warf einen Blick auf den Mann mit dem Flachmann und dann auf den Tisch auf der anderen Seite, wo zwei junge Mädchen mit Tennisschlägertaschen stirnrunzelnd einen Stadtplan studierten.
    »Nein.« Sie sprach so leise, dass Cora sich anstrengen musste, sie über das Stimmengewirr hinweg zu hören. »Ich habe meinen Mann kennengelernt, als ich einundzwanzig war. Ich war siebzehn, als du zur Welt gekommen bist.«
    Cora nickte und machte ein betont neutrales Gesicht. Mit dieser Antwort hatte sie gerechnet. »Und mein Vater?«
    »Ein Junge bei einer Tanzveranstaltung.« Sie rückte den grauen Hut zurecht. »Das klingt schlimm, schlimmer, als es war. Da haben wir uns kennengelernt, meine ich. Wir waren eine Weile zusammen. Ich habe in Boston gearbeitet und im Haus meiner Herrschaft gewohnt. Donnerstags gab es diese großen Tanzabende. Es war der freie Tag für Dienstboten, weißt du, ein Abend, den wir für uns hatten. Wir kannten uns ungefähr einen Monat.« Sie senkte den Blick und spähte scheu zu Cora. »Wenn du das hörst, hältst du mich wahrscheinlich für sehr gewöhnlich.«
    Cora schüttelte den Kopf. Die Geschichte war nicht so schlimm. Nicht im Vergleich zu den Dingen, auf die Schwester Delores sie vorbereitet hatte. Prostitution. Vergewaltigung. Aber in ihrer Vorstellung hatten ihre Eltern einander geliebt, und zwar viel länger als einen Monat.
    »Tja, es war schlicht und einfach Unwissenheit.« Mary O’Dells Stimme war so leise geworden, dass Cora sich ein wenig zu ihr vorbeugen musste, um sie zu verstehen. »Ich bin daheim in Irland zur Schule gegangen, und ich war keine schlechte Schülerin. Aber von Jungs und Babys hatte ich keine Ahnung. Meine Mutter hat mir nur gesagt, dass ich in die Kirche gehen und meine Röcke unten lassen soll.« Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, genau wie bei Howard. »Ich wusste buchstäblich nichts. Ich bekam meine erste Menstruation auf der Überfahrt von Irland. Ich war ganz allein, und ich sagte niemandem etwas, weil ich dachte, ich würde sterben. Verstehst du? So wenig wusste ich. Ich wusste nicht, dass es ganz normal war. Ich war überzeugt, dass ich für unreine Gedanken bestraft werde. Ich hatte von nichts eine Ahnung.«
    »Ich verstehe«, sagte Cora.
    »Und dein Vater hat wahrscheinlich auch nicht mehr gewusst als ich.« Sie zuckte zusammen. »Er war erst fünfzehn.«
    »War er auch Ire?«
    Sie wirkte verletzt. »Natürlich.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Keine Ahnung. Ich habe gehört, dass er in den Westen gegangen ist. Er ist abgehauen, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich schwanger bin. Ich weiß nur, was mir seine Freunde erzählt haben, und das war nicht viel.«
    Fünfzehn, dachte Cora. So alt wie Louise. Drei Jahre jünger als ihre Söhne. Mittlerweile musste er ein ganz anderer Mensch sein. Sie betrachtete ihre Hände, die blass und verschränkt in ihrem Schoß lagen. Es hatte ihr immer missfallen, wie klobig ihre Knöchel waren. Mary O’Dells Knöchel waren zierlich und damenhaft.
    »Wie war sein Name?«
    »Warum fragst du?«
    »Weil ich den Namen meines Vaters wissen möchte. Es hätte mein Name sein können.«
    Ihre Mutter verzog geringschätzig das Gesicht und wandte den Blick ab. »Es wäre nie dein Name geworden. Glaub mir. Allein schon, wie er die Neuigkeit aufgenommen hat, sagte alles.«
    »Ich möchte ihn trotzdem wissen.«
    »Na schön. Jack Murphy.« Sie warf Cora einen matten Blick zu. »Gott ist mein Zeuge, ich lüge nicht. Aber wenn du im weiten Westen nach einem Jack Murphy aus Irland mit Zwischenstopp in Boston suchen willst, kann ich dir nur viel Glück wünschen. Du wirst eine Menge Leute befragen müssen.«
    Cora blinzelte. Das war es also. Sie würde ihren Vater nie kennenlernen. Selbst wenn sie ihn aufspürte, diesen Mann mit der gewöhnlichen Geschichte und dem noch gewöhnlicheren Namen, war anzunehmen, dass er nicht gefunden werden wollte. Er war ausgerissen, sowie er erfahren hatte, dass ein Baby unterwegs war, und hatte nichts von ihr wissen wollen. Schwester Delores hatte zum Teil recht gehabt.
    »Du hast sein Haar«, sagte

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