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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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könnte ich nie tragen.«
    »Unsinn, Kind. Es ist mir lieber, du trägst es, als dass es unbenutzt irgendwo herumliegt. Und selbst wenn ich nicht in Trauer wäre …«, fügte sie hinzu. »Keine Macht der Welt könnte mich in dieses Kleid hineinpressen. Schlüpf hinein und begleite mich auf meinem Ausritt.«
    Rory, der junge Mann, den Sophia aus der Küche kannte, führte die Pferde herbei. Bei späteren Begegnungen hatte er sie immer nur mit einem kurzen Nicken gegrüßt. »Er redet nicht gern«, erklärte Kirsty, als Sophia sie eines Tages fragte, ob sie ihn irgendwie gekränkt habe. »Früher, sagt er, hätten in diesem Haus so viele Leute gelebt, dass er es jetzt lieber ein bisschen ruhiger mag.«
    Als Sophia ihn mit einem »Guten Morgen« begrüßte, half Rory ihr stumm nickend in den Sattel desselben Pferdes, mit dem sie von Edinburgh gekommen war, einer ruhigen Stute mit weißer Sockenzeichnung an einem Bein und der Angewohnheit, aufmerksam die Ohren nach hinten zu verdrehen.
    Auch die Stute wirkte nervöser als sonst, als spürte sie ebenfalls den herannahenden Frühling und wollte hinaus ins Freie. Auf der Straße musste Sophia die Zügel kurzhalten, damit sie nicht zu schnell wurde. Als sie schließlich zu tänzeln begann und fast mit dem Pferd der Countess zusammenstieß, entschuldigte sich Sophia: »Ihr geht es zu langsam.«
    Die Countess lächelte. »Meinem auch.« Mit einem Blick auf Sophia fragte sie: »Sollen wir ihnen ihren Willen lassen?«
    Es war ein so köstliches Gefühl dahinzugaloppieren, den Wind um die Nase, die Sonne im Gesicht und die Erwartung künftiger Abenteuer im Herzen, dass Sophia sich fast wünschte, es möge nie aufhören, doch nach einer Weile zügelte die Countess ihr Pferd, um es zurückzulenken, und Sophia bemühte sich voller Bedauern, es ihr gleichzutun.
    Aber ihre Stute hatte anderes im Sinn, so dass Sophia nichts anderes übrig blieb, als sich gut festzuhalten, während das Pferd geradewegs in Richtung Meer und Abgrund galoppierte.
    Als sie schließlich glaubte, sich nur noch durch einen Sprung aus dem Sattel retten zu können, wechselte die Stute den Kurs und begann, am Klippenrand entlangzulaufen. Mit jedem donnernden Hufschlag kamen die grauen Mauern von Slains näher.
    Ich muss sie aufhalten, dachte Sophia, sonst stürzen wir ins Meer. Sie fasste die Zügel so kurz sie konnte und schrie auf die Stute ein, deren Ohren sich unvermittelt nach hinten drehten. Urplötzlich blieb sie stehen, so dass Sophia aus dem Sattel geschleudert wurde.
    Sie hatte kurz das vage Gefühl, der Himmel stünde Kopf, dann prallte sie mit einer Wucht auf dem Boden auf, die ihr den Atem raubte.
    Über ihr zog ein Seevogel seine Kreise. Mit rauschenden Ohren sah sie ihm nach, als sie eine Männerstimme fragen hörte: »Sind Sie verletzt?«
    Sie bewegte Arme und Beine, dann verneinte sie.
    Sophia spürte, wie starke Hände ihr halfen, sich aufzusetzen. Der Mann war kein Fremder. »Captain Gordon«, rief sie ein wenig verwirrt aus.
    Er wirkte erfreut darüber, dass sie sich an seinen Namen erinnerte. »Aye«, sagte er. »Ich tauche gern unvermutet auf. Was für ein Glück, dass ich an Ort und Stelle war.«
    In dem Moment brachte die Countess atemlos ihr Pferd neben ihnen zum Stehen. »Sophia …«, begann sie. Und fügte dann hinzu: »Thomas! Was führt Sie hierher?«
    »Eine glückliche Vorsehung, wie es scheint«, antwortete der Captain, der immer noch bei Sophia kniete. »Obwohl ich letztlich nicht mehr tun konnte, als Ihrer jungen Schutzbefohlenen aufzuhelfen.« Grinsend bemerkte er: »Haben Sie sich auf Wettrennen verlegt, Mylady? Ich glaube nicht, dass das in Ihrem Alter ratsam ist.«
    »Unverschämtheit«, murmelte die Countess lächelnd, bevor sie Sophia fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    Sophia erhob sich, gestützt von Captain Gordon.
    Er sah hinüber zu der Stute, die nicht weit von ihnen entfernt stand. »Sonderlich gefährlich sieht sie eigentlich nicht aus. Würden Sie es wagen, noch einmal aufzusteigen, wenn ich sie festhalte?«
    Ihr Vater hatte sie nach ihrem einzigen schweren Sturz als kleines Mädchen ebenfalls gedrängt, gleich wieder auf das Pony zu klettern, und zwar mit folgenden Worten: »Wenn du nicht sofort in den Sattel steigst, traust du dich nicht mehr.«
    Also trat sie mutig an die wartende Stute heran und ließ sich von Captain Gordon hinaufhelfen. In seinem Blick lag Anerkennung. »Für den Rückweg«, sagte er und ergriff die Zügel, »würde ich eine gemächlichere

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