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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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erleben. Obwohl sich das vermutlich bald nicht mehr vermeiden lassen wird.«
    Sie murmelte eine Höflichkeit. Erst als die Segel der Royal William bereits am Horizont verschwanden, wurden ihr seine Abschiedsworte bewusst, die wie eine Warnung geklungen hatten.

Fünf
     
    Jane legte mein Manuskript beiseite und schlug die Beine auf dem Sessel unter. »Und das hast du alles in zwei Tagen geschrieben? Das dürften um die dreißig Seiten sein.«
    »Einunddreißig, um genau zu sein«, sagte ich, während ich einen Stuhl zur Tür zog, um darauf zu steigen und den Zähler mit Münzen zu füttern.
    »So schnell sind dir die Worte doch noch nie aus der Feder geflossen.«
    »Stimmt. Ist ein tolles Gefühl, als würde der Text direkt vom Kopf in die Finger gelangen, so deutlich höre ich die Stimme der Hauptperson. Gott sei Dank bist du auf die Idee mit der Protagonistin gekommen.«
    »Siehst du«, bemerkte Jane trocken, »bin ich also doch zu was zu gebrauchen.« Sie blätterte die Seiten noch einmal durch. »Wenn du in der Geschwindigkeit weitermachst, ist das Buch in einem Monat fertig.«
    »Na ja, das bezweifle ich.« Ich geriet mit dem Stuhl ins Wanken und musste mich am Türpfosten festhalten, um nicht zu kippen. »In der Mitte werde ich automatisch langsamer, das ist immer so. Außerdem gerate ich durch den neuen Ansatz in Handlungsstränge, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Ich weiß Bescheid über die französische Seite, Nathaniel Hooke und das, was er in Paris erlebt hat. Und von manchem, was sich in Edinburgh unter den Jakobiten abspielte, habe ich auch eine Ahnung, aber abgesehen von Hookes Schilderungen ist mir nicht allzu viel über Slains und die Ereignisse dort bekannt. Da werde ich wohl noch recherchieren müssen.«
    »Dein Captain Gordon gefällt mir«, erklärte Jane. »Er steigert die Spannung. Hat er ein reales Vorbild?«
    »Ja. Zum Glück ist er mir eingefallen.« Als die Münzen eine nach der anderen in den Zähler klickerten, bewegte sich der schmale Zeiger, der schon fast beim »Leer«-Strich gestanden hatte, wieder zurück. »Merkwürdig, was einem manchmal im Gedächtnis bleibt. Nathaniel Hooke erwähnt diesen Captain Gordon in seinen Schriften. Nicht ausführlich und ohne Vornamen, aber offensichtlich hat er Eindruck auf mich gemacht, sonst hätte ich mich nicht an ihn erinnert.«
    Jane sah mich fragend an. »Warum hast du ihn ›Thomas‹ genannt? Du sagst doch immer, man soll die Namen historischer Figuren genau recherchieren.«
    Das stimmte. Unter normalen Umständen hätte ich anstelle des Vornamens eine freie Stelle gelassen, bis ich dazu gekommen wäre, ihn nachzuschlagen. »Er wollte ›Thomas‹ heißen«, erklärte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein. »Wenn ich seinen wirklichen Vornamen herausfinde und er anders lauten sollte, kann ich ihn immer noch ändern.«
    Auch den Namen des Schiffs – Royal William – hatte ich mir ausgedacht, doch den wirklichen herauszubekommen wäre ein Leichtes, denn die britische Marine führte seit jeher genauestens Buch über solche Dinge.
    »Den Namen seines jungen Kollegen Captain Hamilton wirst du allerdings ändern müssen«, sagte Jane. »Du hast schon einen Duke of Hamilton, das verwirrt den Leser.«
    »Ach, das ist mir gar nicht aufgefallen.« Es gehörte zu meinen schlechten Angewohnheiten, Lieblingsnamen zu oft zu verwenden. In einem meiner ersten Bücher waren zwei Jacks vorgekommen, was alle durcheinander brachte. Auch darauf hatte Jane mich im allerletzten Moment hingewiesen. Ich bedankte mich bei ihr und machte mich auf die Suche nach meinem Notizbuch.
    Dieses Notizbuch war meine Strukturierungshilfe. Früher hatte ich immer ganze Taschen voller Zettel mit mir herumgetragen. Jetzt schrieb ich meine Gedanken über Figuren und Handlungsstränge in einen abgegriffenen Ringhefter, in dem ich auch die fotokopierten Seiten der Bücher aufbewahrte, die ich für meine Recherchen verwendete, außerdem die Landkarten und Zeitdiagramme, an denen ich mich bei der Entwicklung der Geschichte orientierte. Die Anregung zu diesem Hefter hatte ich von meinem Vater, der seine genealogischen Studien auf diese Weise ordnete. Er war Ingenieur gewesen und begegnete dem Chaos nach wie vor mit Logik.
    Ich schlug das Notizbuch bei dem Teil mit den noch zu prüfenden Informationen auf und schrieb »Captain Gordon«, » Royal William « und »Captain Hamilton« hinein.
    »Dann gefällt dir die Geschichte also?«, fragte ich.
    »Ja, ich bin begeistert.

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