Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Gangart vorschlagen.«
Die Countess ritt auf ihrem artigen Wallach neben ihnen her. »Aber nun einmal ehrlich, Thomas«, fragte sie den Captain, »was hat Sie nach Slains geführt? Wir waren nicht über Ihren Besuch informiert.«
»Ich habe niemanden in Kenntnis gesetzt, weil ich nicht wusste, ob eine Landung möglich sein würde. Wir kommen von den Orkneys und müssen die vorgeschriebene Patrouille erledigen, aber der Wind meinte es bisher so gut mit uns, dass ich ohne Weiteres ein paar Stunden hier vor Anker liegen kann, ohne in Verzug zu geraten.«
»Dann sind Sie also keinen Freibeutern begegnet?«
»Nein, Mylady. Die Reise ist bislang eher langweilig verlaufen – übrigens sehr zur Enttäuschung meines jungen Kollegen Captain Hamilton. Er würde nur zu gern ein französisches Schiff kapern und am liebsten hinaus auf die offene See fahren, um eines aufzuspüren.«
Die Countess lächelte nachdenklich über seinen Scherz. »Ihren Captain Hamilton hatte ich völlig vergessen.«
»Ich weiß, aber ich nicht.« Er versuchte, sie mit einem Blick zu beruhigen. »Keine Sorge. Ich habe alles im Griff.«
Das entsprach seinem Charakter, dachte Sophia.
Sobald sie in Slains ankamen, wies er Rory an, die Stute zu striegeln und sich zu vergewissern, dass sie sich nicht verletzt hatte, während sich Kirsty zum gleichen Zweck um Sophia kümmerte und der Captain und die Countess unten im Salon warteten.
»Mir fehlt nichts«, versicherte Sophia dem Dienstmädchen, das mit Waschschüssel und Tüchern hantierte.
»Ich folge nur Captain Gordons Anweisungen«, erwiderte Kirsty. »Och, das schöne Kleid!«
»Ich fürchte, ich habe das Reitgewand der Countess ruiniert.«
»Nun, besonders gut sieht es nicht aus, genauso wenig wie Sie. Am Rücken werden Sie bestimmt große blaue Flecken bekommen. Haben Sie denn keine Schmerzen?«
»Es geht.« Doch als Kirsty sie berührte, zuckte Sophia zusammen.
»Morgen früh wird Ihnen alles wehtun. Ich frage Mrs. Grant, ob sie Ihnen Wickel gegen die Schwellungen machen kann. Aber wahrscheinlich hat Captain Gordon das bereits veranlasst.« Kirsty schwieg eine Weile, offenbar, weil sie ähnlich wie Sophia nicht so genau wusste, wie vertraulich sie sein durfte. Schließlich sagte sie: »Es muss schön sein, wenn ein so wichtiger Mann wie Captain Gordon sich für einen interessiert.«
»Interessiert …? Nein, nein, er meint es nur gut«, widersprach Sophia. »Er ist über vierzig und sicher verheiratet.«
»Eine Ehefrau hindert einen Mann selten daran, den Blick schweifen zu lassen …«
Sophia wurde rot. »Du täuschst dich.«
»Wenn Sie meinen«, erwiderte Kirsty und sammelte die schmutzige Kleidung ein. Lächelnd bemerkte sie, dass Sophia in ihr schlichtestes Gewand schlüpfte, bevor sie nach unten ging.
Sophia war erleichtert, dass der Captain ihr Eintreten kaum wahrnahm.
»Wollen Sie uns wirklich verlassen?«, fragte er gerade Mr. Hall.
»Ich kann nicht mehr länger bleiben. Der Duke of Hamilton braucht mich in Edinburgh.«
»Dann machen Sie mir doch die Freude, uns nach Leith zu begleiten. Wir brechen in einer Stunde auf. Können Sie bis dahin bereit sein?«
»Ja, das kann ich, Captain.« Und an die Countess gewandt: »Herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Ohne das Drängen des Duke würden Sie mich vermutlich nie loswerden.«
»Mein guter Mr. Hall, Sie sind hier jederzeit willkommen. Ich wünsche Ihnen eine sichere Heimreise.«
Er bedankte sich mit einem Nicken. »Soll ich dem Duke etwas von Ihnen bestellen?«
»Nur, dass ich ihm beste Gesundheit wünsche und ihn meinem Sohn, dem Lord High Constable, empfehle, wenn er sich mit mir in Verbindung setzen möchte.«
Der Geistliche nickte noch einmal, bevor er sich an Sophia wandte: »Ihnen alles Gute, meine Liebe; ich schließe Sie in meine Gebete ein.« Dann entfernte er sich, um seine Habseligkeiten zu packen.
Captain Gordon unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihnen und erhob sich dann. »Nach einer Zwischenstation segle ich weiter nach Tynemouth«, informierte er die Countess. »In etwa vierzehn Tagen komme ich zurück nach Norden, aber das teile ich Ihnen diesmal vorher mit.«
»Danke, Thomas. Das wäre sehr nett.«
»Mistress Paterson.« Er berührte ihre Hand leicht mit den Lippen, und nun merkte Sophia, dass Kirsty doch recht gehabt hatte, denn in seinen Augen lag mehr als nur freundliches Interesse. »Ich hoffe«, sagte er, »dass Sie in meiner Abwesenheit keine weiteren unangenehmen Abenteuer
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