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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Aber das muss ich wohl nicht betonen«, sagte Jane lächelnd. »Ihr Schriftsteller und eure Unsicherheiten. Du hast doch selber behauptet, dass du das Gefühl hast, etwas Wunderbares zu schaffen.«
    »Das Gefühl, die Geschichte zu schreiben , ist wundervoll. Das heißt noch lange nicht, dass die Story was taugt.«
    »Ach was. Du weißt ganz genau, dass sie gut ist.«
    »Na schön«, gab ich mich geschlagen. »Ich finde sie auch toll. Aber es tut trotzdem gut, das von jemandem zu hören.«
    »Immer diese Unsicherheiten«, wiederholte Jane.
    »Ich kann nicht anders.« Das hing mit meiner Arbeit zusammen – ich verbrachte so viel Zeit allein mit einem Stapel weißem Papier, den ich in ein Buch verwandeln sollte. »Ich weiß nie so genau, ob ich’s schaffe.«
    »Du hast es noch jedes Mal hingekriegt«, beruhigte mich Jane. »Und zwar prima.«
    »Danke.«
    »Aber jetzt brauchst du eine Pause. Ich lad dich zum Essen ein. Hast du Lust?«
    »Ach, wir müssen nicht ausgehen. Ich kann uns ein Sandwich machen.«
    Jane sah sich um. »Womit?«
    Erst jetzt merkte ich, dass fast sämtliche Vorräte, die Jimmy Keith für mich eingekauft hatte, aufgebraucht waren. In der Küche befanden sich nur noch drei Scheiben Brot und ein Ei. »Oje«, sagte ich. »Sieht aus, als müsste ich in den Laden.«
    »Das können wir auf dem Heimweg vom Lunch erledigen«, erklärte Jane.
    Doch nach dem Mittagessen überredete ich sie, mit mir hinüber nach Slains zu spazieren, diesmal vom Ort aus, auf dem Fußweg, der von der Main Street abging. Er führte durch einen Wald hinter Ward Hill, wo ein kleiner Bach durch eine Rinne in Richtung Meer plätscherte. Jenseits einer flachen Brücke wand sich der schlammige Pfad einen mit Büschen bewachsenen Hügel zu einer Klippe hinauf. Nach einer scharfen Kurve standen wir ganz oben, die See weit unter uns und Slains vor Augen.
    »Geh mir bloß nie allein hier rauf«, ermahnte mich Jane.
    »Du klingst wie meine Mutter.«
    »Eine vernünftige Frau. Schau dir das doch nur mal an. Nur ein Verrückter baut sich sein Zuhause direkt am Klippenrand.«
    »Ein Verrückter, der sich vor Feinden schützen möchte.«
    »So gut ist der Schutz auch wieder nicht. Wenn die Feinde von der Landseite kamen, saß man in der Falle.« Jane blickte unsicher auf die Wellen, die weit unten gegen die Felsen donnerten.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich.
    »Ja, ja.« Aber fortan schaute sie nicht mehr hinunter.
    Ich hingegen war in meinem Element. Mir gefielen die Geräusche des Meeres und der Wind im Gesicht, und der Pfad verunsicherte mich nicht.
    In dem weichen Boden sah ich keine anderen Spuren, weder von einem Menschen noch von einem Hund. Nun, vielleicht stammte der Mann, dem ich am ersten Tag auf dem Parkplatz begegnet war, ja nicht aus der Gegend.
    Es gelang mir nicht, meine Enttäuschung vor Jane zu verbergen, die immer sofort merkte, wenn ich mich für einen Mann interessierte. Aber ich wollte nicht, dass sie mir Fragen stellte. Was sollte ich auch sagen – ich hatte den Fremden ja nur einmal gesehen und kannte seinen Namen nicht.
    »Warum seufzt du?«, fragte Jane.
    »Hab ich geseufzt?«
    »Ja, und zwar aus tiefstem Herzen.«
    »Schau dir doch bloß mal die Landschaft hier an«, sagte ich. »Ist sie nicht wunderschön?«
    Die Ruine wirkte sehr einsam an diesem Nachmittag. Der Wind heulte um die hohen, pinkfarbenen Granitmauern und begleitete uns über den Grasboden im Innern. Ich wollte den Grundriss anhand der Überreste rekonstruieren, und Jane, die sich, einmal vom Klippenrand weg, sehr viel sicherer zu fühlen schien, hatte nichts dagegen.
    »Ich könnte mir vorstellen«, sagte sie, »dass das hier die Küche gewesen ist. Das sieht aus wie ein Stück Schornstein und das wie die Feuerstelle.«
    »Hm«, brummte ich. »Ich glaube, die Küche könnte sich weiter unten befunden haben, bei den Stallungen.«
    »Und wie kommst du darauf, dass das die Ställe waren?«
    Sie wirkte nicht überzeugt, und ich musste zugeben, dass ich mich von dem Grundriss des Hauses beeinflussen ließ, den ich mir für Slains in meinem Buch ausgedacht hatte. In diesem Teil der Ruine war nichts, was auf die frühere Funktion der Räume hingedeutet hätte, nur bröckelnde, dachlose Mauern, die rechteckige Flächen umschlossen.
    Sophias Schlafzimmer, dachte ich, hatte sich wahrscheinlich in dem hohen, viereckigen Turm an der den Klippen zugewandten Seite befunden. Hier, am Ende des langen Flurs mit den vielen Türen, war vermutlich der

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