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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Speisesaal gewesen und da der Salon, von dem aus der Blick nach Osten ging.
    Ich genoss gerade diese Aussicht, als sich Jane zu mir gesellte.
    »Was?«, fragte sie.
    »Wie bitte?«, erwiderte ich verständnislos.
    »Was findest du hier so interessant?«
    »Ach nichts. Ich schau nur raus aufs Meer.« Aber einen Augenblick wusste ich nicht, ob sich darauf nicht doch etwas bewegte.
    Als Jane sich kurz nach zwei verabschiedete, ging ich nach Cruden Bay, um Lebensmittel fürs Abendessen zu besorgen. Ich kaufte grundsätzlich ungern in großen Geschäften ein, weil ich mich nur schwer darin zurechtfand, und so freute es mich, als ich Ecke Main Street einen kleinen Laden entdeckte. Ich brauchte nicht viel – nur ein paar Äpfel, ein Stück Fleisch und einen Laib Brot. Der freundliche Inhaber fragte mich, woher ich komme. Wir waren gerade in ein Gespräch über Kanada und Eishockey vertieft, als die Tür aufging und der Wind Jimmy Keith hereinwehte.
    »Aye-aye«, begrüßte er mich. »Nach Ihnen hab ich gesucht.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Aye. Gestern hab ich oben im St.-Olaf-Hotel ein paar Leute getroffen, die Ihnen bei Ihrem Buch helfen könnten. Ihre Namen stehen auf der Liste hier.«
    Er las sie mir vor und erklärte mir, zu wem sie gehörten, doch ich brachte sie schon bald durcheinander und wusste nicht mehr, ob der Lehrer oder der Klempner mir die Gegend mit dem Auto zeigen wollte. Einen Namen allerdings merkte ich mir.
    »Dr. Weir«, sagte Jimmy, »interessiert sich besonders für die örtliche Geschichte und setzt sich für die Rettung von Slains ein. Abends ist er immer daheim, falls Sie Lust haben sollten, bei ihm vorbeizuschauen.«
    »Ja, das würde ich gern tun. Danke.«
    »Er hat ein Häuschen oben bei Castle Wood. Ich zeig Ihnen den Weg, ist ganz leicht zu finden.«
    Nach dem Abendessen trat ich hinaus vor die Tür. Inzwischen war es dunkel, und auf dem Pfad hinunter überkam mich wieder jenes merkwürdig unsichere Gefühl, obwohl ich nichts Bedrohliches entdecken konnte. Ich ging schneller, doch das Gefühl begleitete mich wie eine unsichtbare, lauernde Macht.

Sechs
     
    Castle Wood erhob sich nicht weit hinter dem Kilmarnock Arms. Ich hatte den Forst bei meiner Fahrt zu Jane durchquert und ihn bei Tageslicht als friedlichen Ort wahrgenommen, aber in der Dunkelheit präsentierte er sich mir anders. Hoch oben krächzten Saatkrähen, und die Bäume mit ihren knorrigen Ästen erinnerten mich an die geheimnisvollen Wälder aus Grimms Märchen.
    Dr. Weirs niedriges Häuschen begrüßte mich mit einem Glockenspiel neben der Tür und kleinen, bunten Gartenzwergen davor.
    Die Tür öffnete sich, kaum dass ich geklopft hatte. Dr. Weir sah selbst ein wenig wie ein Gartenzwerg aus: Er war nicht besonders groß, hatte ein Vollmondgesicht und trug eine runde, altmodische Brille. Sein Alter ließ sich schwer schätzen, weil er zu seinen weißen Haaren einen frischen Teint, glatte Haut und einen wachen Blick hatte. Der frühere Arzt, das wusste ich von Jimmy, war noch nicht lange im Ruhestand.
    »Kommen Sie herein«, empfing er mich, nahm mir den Mantel ab, schüttelte die Feuchtigkeit aus und hängte ihn an die altmodische Spiegelgarderobe im Flur. Sein guter Geschmack und seine Liebe zu alten Dingen waren deutlich zu spüren. Die ausgeblichenen Drucke an den Wänden, der persische Läufer auf dem Boden und das sanfte Licht der alten Wandleuchter verliehen dem Haus etwas Dauerhaftes und Heimeliges.
    Das empfand ich noch stärker in dem schmalen, von Lampen erhellten Arbeitszimmer, in das er mich führte. Die eine Wand war von oben bis unten mit Regalen voll alter und neuer Bücher bedeckt. Um Platz zu sparen, hatte der Arzt zusätzliche Bände quer über die aufrecht stehenden gestapelt. Ich kam mir vor wie eine Sechsjährige im Süßigkeitenladen.
    Dr. Weir stellte mich seiner Frau vor, die auf einem mit Chintzstoff bezogenen Polsterstuhl neben einem kleinen runden Tisch vor gestreiften, zugezogenen Vorhängen saß. Dazu kamen ein Lederohrensessel und ein weiteres Tischchen, außerdem ein paar Drucke von Seestücken an der freien Wand, in deren Glasrahmen sich das warme Licht der Leselampen spiegelte.
    Elsie, die Frau des Arztes, war stämmig und weißhaarig wie dieser, aber kein bisschen rundlich. Mit ihren blitzenden blauen Augen erinnerte sie mich eher an eine Fee als an einen Gartenzwerg. »Wir wollten gerade unseren abendlichen Whisky trinken«, sagte sie. »Leisten Sie uns Gesellschaft? Oder hätten Sie

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