Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
abends schrieb und nachmittags frei hatte, dass ich einen Tee kochen und wir uns unterhalten könnten … Aber das war nicht möglich, ohne aufdringlich zu klingen, und ich hatte ja auch keine Ahnung, ob er mich nur annähernd so attraktiv fand wie ich ihn.
    Also begleitete ich die beiden zur Tür, wo er kurz stehen blieb, um zu fragen: »Waren Sie schon im Bullers o’ Buchan?«
    »Wo?«
    Er wiederholte den Namen. »Das ist eine Art Grotte, nicht weit weg in nördlicher Richtung.«
    »Nein.«
    »Nun, wenn Sie Lust auf einen Spaziergang hätten, könnte ich Sie morgen hinführen.«
    »Gern«, antwortete ich erfreut.
    »Prima«, sagte er. »Wäre Ihnen zehn Uhr recht? Ihnen macht’s doch nichts aus, den Küstenpfad entlangzugehen, oder?«
    »Nein, kein Problem«, versicherte ich ihm.
    »Tja, dann bis morgen.«
    Wieder bedachte er mich mit diesem strahlenden Lächeln, und nun wurde mir klar, warum mir Stuarts Gesicht bekannt vorgekommen war. Die Ähnlichkeiten der beiden Brüder offenbarten sich erst auf den zweiten Blick.
    Vielleicht war Stuart der attraktivere von beiden, aber Graham zog mich deutlich stärker an.
    Möglicherweise aus diesem Grund setzte ich mich, sobald ich allein war, an den Tisch und notierte die dreiseitige Beschreibung eines Mannes mit Augen, die die Farbe des winterlichen Meeres hatten.
    Ich vermutete, dass sich diese Beschreibung bald in meine Geschichte schleichen würde.
    Es war fast Zeit fürs Abendessen, als es an der Tür klopfte.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei der Arbeit«, begrüßte Dr. Weir mich verlegen.
    »Nein, nein, natürlich nicht. Kommen Sie doch herein.«
    »Ich will mich auch nicht lange aufhalten, weil ich Elsie versprochen habe, bis zum Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein«, sagte er beim Eintreten. »Inzwischen sind die Pläne aufgetaucht, die die Burg vor der Neugestaltung in der viktorianischen Zeit zeigen. Außerdem habe ich ein paar alte Fotos entdeckt, die Sie interessieren könnten.« Er holte einen kleinen Umschlag aus seiner Manteltasche. Die Pläne steckten zusammengerollt in einer braunen Papprolle, die er zum Schutz vor Nässe in eine durchsichtige Plastiktüte geschoben hatte.
    Er nahm die Brille ab, um sie zu putzen, während ich Pläne und Fotos auf den Tisch legte. »Ich habe leider keinen Scotch«, sagte ich. »Aber Tee oder Kaffee könnte ich Ihnen anbieten.«
    »Nein, meine Liebe, die Mühe brauchen Sie sich nicht zu machen.« Er sah sich mit unverhohlenem Interesse um. »Hübsch hat Jimmy das Cottage gestaltet.«
    »Ja, er ist wirklich sehr aufmerksam.«
    »Aye, so sind die Keiths nun mal«, erklärte er. »Sogar Stuart, trotz seiner Fehler. Immerhin hat er Sie heil nach Hause gebracht.«
    »Ja.«
    »Eigentlich ist Stuart ein guter Kerl, aber …« Der Arzt schien nach Worten zu suchen. »In vielerlei Hinsicht wirkt er noch wie ein Junge.« Was wohl als väterliche Warnung gedacht war.
    Ich lächelte, um ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen machen musste. »Ja, das habe ich schon gemerkt.« Und mit Unschuldsmiene fügte ich hinzu: »Wie ist denn sein Bruder? Der Lehrer?«
    »Graham? Nun, ganz anders als Stuart.« Dr. Weir überlegte. »Mit dem sollten Sie sich mal unterhalten. Er hat ein bemerkenswert gutes Gedächtnis, weiß, wo man Dinge nachschlagen kann, und kennt sich aus mit den Ereignissen von 1708. Inzwischen lebt er in Aberdeen, aber er kommt fast jedes Wochenende hierher. Er ist mit seinem Cockerspaniel oft am Strand.« Dr. Weir klopfte auf seine Uhr. »Schon so spät? Ich muss los. Fotos und Pläne können Sie behalten, solange Sie sie benötigen. Ich hoffe, sie nützen Ihnen.«
    Das taten sie bestimmt, versicherte ich ihm.
    Obwohl sie auch die Arbeit eines ganzen Morgens zunichte machen konnten, dachte ich, als ich wieder allein war. Ich trat an den Tisch und schob meinen eigenen Grundriss beiseite, um Raum zu schaffen für den richtigen, den ich aus der Rolle holte, ausbreitete und an den Kanten beschwerte.
    Nach einem Blick darauf griff ich ungläubig zu meiner eigenen Skizze vom Morgen.
    Unmöglich, dachte ich.
    Sie entsprachen sich.
    Waren nicht nur ähnlich, sondern identisch. Die Küche, der Salon, Sophias Schlafgemach, das kleine Nähzimmer – sie alle befanden sich an der Stelle, an der ich sie beschrieben hatte.
    Wie konnte ich etwas so genau aufzeichnen, ohne es je gesehen zu haben?
    Da spürte ich wieder, wie sich etwas in mir regte, und ich hörte erneut die Frauenstimme, die leise sagte: »Dieser

Weitere Kostenlose Bücher