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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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der Fregatte Royal William  …
    Ich las noch einmal, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Nein, hier stand es Schwarz auf Weiß. Und gleich darunter fand ich die Information, dass James Hamilton of Orbieston zum Kapitän der Fregatte Royal Mary ernannt worden sei.
    Ich rief mir die Szene in meinem Buch ins Gedächtnis, in der die Countess sagte, sie habe Captain Hamilton ganz vergessen.
    Und Captain Gordon – ja, Captain Thomas Gordon – erwiderte, aber er nicht.
    Offenbar genauso wenig wie ich selbst. Wieso hatte ich mir eine so unwichtige Einzelheit wie den Namen von Captain Hamilton gemerkt, und woher kannte ich ihn? Ich notierte mir immer alle Quellen meiner Informationen, für den Fall, dass ich mich noch einmal damit beschäftigen müsste, und die über die schottische Marine stammten ausschließlich aus den Schriften Nathaniel Hookes, von denen herzlich wenige existierten. Aber wie konnte man sich an etwas erinnern, das man nicht irgendwann einmal abgespeichert hatte?
    Nun begann der Wind vor dem Fenster zu heulen, so dass ich mich fröstelnd unter die Decke verkroch, nachdem ich das Buch zugeschlagen und aufs Nachtkästchen gelegt hatte. Doch meine Gedanken kreisten weiter um Captain Gordon, und ich brauchte so lange zum Einschlafen, dass ich viel für ein weiteres Glas von Dr. Weirs gutem Whisky gegeben hätte.

Sieben
     
    Ich ähnelte meinem Vater in mehr als nur einer Hinsicht: Probleme versuchte ich, logisch zu lösen, und wenn das nicht funktionierte, bemühte ich mich, sie zu strukturieren. Genau so ging ich jetzt vor, denn bei der Durchsicht all meiner Notizen und sämtlicher Schriften Hookes hatte ich weder einen Hinweis auf Captain Gordons Vornamen noch auf den Namen des Schiffs, noch auf einen Captain Hamilton finden können.
    Also wandte ich mich meinen Aufzeichnungen über Slains zu, um einen Grundriss zu entwerfen. Bis ich den von Dr. Weir hätte, würde dieser mir immerhin helfen, eine gewisse Ordnung in die Bewegungen meiner Figuren zu bringen.
    Mein Vater nannte das »Landkarten anmalen«. Das waren für ihn alle zeitraubenden und sinnlosen Aktivitäten, zum Beispiel wenn ich in der High School im Fach Geografie Küsten mit blauen Linien oder Täler und Hügel mit Schraffierungen versah. Doch er wusste genau, dass es Zeiten gab, in denen sich das Gehirn mit anspruchslosen Tätigkeiten entspannen musste.
    Ich empfand in der Tat ein Gefühl der Befriedigung, als ich meinen Grundriss fertig hatte. Wenn ich Buntstifte gehabt hätte, wäre ich sicher der Versuchung verfallen, ihn farbig auszumalen.
    Ich legte mein Werk neben den Computer, wo ich es während der Arbeit immer im Blick hätte, und machte mir ein Sandwich. Als ich kauend am Fenster stand, entdeckte ich den Hund.
    Einen braun-weiß gesprenkelten Cockerspaniel, der mit fliegenden Ohren durch die auslaufenden Wellen den Strand entlangrannte, als spürte er die Kälte nicht, immer hinter etwas Rundem, Buntem, vermutlich einem Tennisball, her.
    Dann sah ich den dazugehörigen Mann, der, die Hände tief in den Taschen vergraben, die Schultern zum Schutz gegen den eisigen Wind hochgezogen, dahinschlenderte. Ich stellte den Teller ab und ging ins Bad, um mir die Zähne zu putzen.
    Anschließend schlüpfte ich in meinen Mantel und machte mich auf den Weg zu den Dünen. Der Mann begrüßte mich mit einem Lächeln.
    An diesem Morgen war er mit seinen windzerzausten, bis zum Kragen reichenden dunklen Haaren und dem Bart einem Piraten noch ähnlicher als bei unserer ersten Begegnung. »Hat meine Wegbeschreibung Ihnen geholfen?«, erkundigte er sich.
    »Wie bitte?«
    »Sie wollten doch neulich nach Peterhead. Haben Sie den Weg gefunden?«
    »Ach so. Ja, danke. Aber inzwischen bin ich wieder da.«
    »Aye, das sehe ich.«
    »Ich habe ein Cottage gemietet«, erzählte ich. »Für den Winter.«
    Er blickte mit seinen grauen Augen interessiert in die Richtung, in die ich deutete. »Das alte auf dem Ward Hill?«
    »Ja.«
    »Angeblich hat sich eine Schriftstellerin dort einquartiert.«
    »Genau, ich.«
    Er musterte mich belustigt. »Für eine Schriftstellerin hätte ich Sie nicht gehalten.«
    Ich hob fragend die Augenbrauen. »Soll das ein Kompliment sein?«
    »Aye, so war’s gemeint.«
    Nun drückte sich der Hund schwanzwedelnd und mit feuchter Schnauze gegen meine Knie. Ich begrüßte ihn mit einem »Hallo, Angus« und kraulte ihn hinter den Ohren. Daraufhin ließ der Spaniel den Tennisball, den er im Maul hatte, mit

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