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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Dinner beim Duke of Hamilton erinnerst und den der Duke sehr schätzt. Mr. Hall wirkte sehr blass. Als ich ihn darauf ansprach, versicherte er mir, es gehe ihm gut, er sei nur erschöpft nach seinem fünftägigen Ritt von Slains, dem Sitz des Earl of Erroll, wohin er im vergangenen Monat eine Verwandte des Earl aus den Western Shires gebracht habe. Die junge Dame, deren Familienname nicht Hay, sondern Paterson laute, habe den Duke of Hamilton mit ihrem angenehmen Wesen beeindruckt. Als er erfuhr, dass ihre Eltern bei der Darien-Expedition umgekommen waren, deren Scheitern der Duke als eine der größten Tragödien unserer Nation erachtet, tat er alles, um ihr bei ihrer Reise nach Norden behilflich zu sein, und beauftragte Mr. Hall, sie zu begleiten.
    Damit hat der Duke wieder einmal seine Güte gegenüber all jenen bewiesen, die sich hilfesuchend an ihn wenden …«
    Den Rest, einen einseitigen Lobgesang auf den Duke of Hamilton, überflog ich nur, bevor ich mich wieder der entscheidenden Stelle zuwandte.
    Ich las die Passage mehrmals, bis ich wirklich glaubte, was da stand – das, was ich in meinem Buch geschrieben hatte, stimmte bis ins Detail.
    Nun wagte ich überhaupt nicht mehr zu beurteilen, wo die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit verlief.
    Ich wollte meine neuen Erkenntnisse sofort Dr. Weir mitteilen, doch als ich seine Nummer wählte, erreichte ich ihn nicht persönlich. Seine Frau sagte mir, dass er voraussichtlich erst am Sonntagnachmittag wiederkommen würde, weil er seinen Bruder in der Nähe von Glasgow besuche.
    »Ach«, sagte ich enttäuscht.
    »Wenn’s dringend ist, rufe ich ihn an …«
    »Nein, nein, es kann bis Sonntag warten.« Aber ich hätte Dr. Weirs Rat und Ermutigung gut gebrauchen können, als ich spät am Freitagabend nach Cruden Bay zurückkehrte, zu müde, um das ungute Gefühl wirklich zu bemerken, das mich wie immer auf halbem Weg zum Cottage beschlich.
    Im Innern des Häuschens, in dem Jimmy das Licht für mich angelassen hatte, sah alles aus wie immer, doch meine Figuren flüsterten mir etwas anderes ein. Ich hörte die Countess klar und deutlich sagen: »Seit Ihrem letzten Besuch in Slains hat sich viel verändert.«
    Ich zweifelte nicht an ihrer Aussage.
    Also setzte ich mich an den Computer, der schon auf mich wartete, und schaltete ihn ein.

 
      5  
     
    Die ganze Woche über kamen Gäste, zu Pferd, allein, aus den nebligen Gebieten im Norden und Nordwesten, um unter vier Augen mit Colonel Hooke zu sprechen. Wichtige Männer, das sah Sophia an ihrem Äußeren und ihrer Haltung.
    Der Erste wurde als Lord John Drummond angekündigt, worauf Sophias Herz einen Schlag aussetzte. Doch dann wurde ihr klar, dass ihr Onkel John nicht aus seinem Grab auferstanden sein konnte, um sie hierher zu verfolgen. Als die Countess ihr blasses Gesicht bemerkte, erklärte sie hastig: »Sophia, das ist mein Neffe John.« Worauf ein junger Mann mit angenehmen Manieren eintrat, der, wie Sophia nun erfuhr, zweite Sohn des Duke of Perth, des Bruders der Countess, von dem es hieß, er habe engen Kontakt zum im Exil lebenden König. Der junge Lord Drummond machte kein Hehl daraus, dass er Jakobit war.
    Sophia begann zu ahnen, dass der Colonel und sein Begleiter Mr. Moray mit der Verschwörung einiger Adeliger zu tun haben könnten, die King James nach Schottland zurück und auf den Thron bringen wollten.
    In Sophias Gegenwart wurde nicht darüber gesprochen, aber ihr fiel auf, dass die Countess und die beiden Männer bei Tisch niemals auf den König anstießen, sondern ihre Trinkkelche über den Wasserkrug hoben. Aus der Zeit bei ihrem Onkel wusste Sophia, dass sie damit auf das Wohl dessen »über dem Wasser« tranken, also auf das des Königs im Exil jenseits des Kanals. Trotzdem tat sie so, als hätte sie keine Ahnung.
    Colonel Hooke hielt sie wohl tatsächlich für naiv, aber bei Mr. Moray war sie sich nicht sicher, weil er sie mit seinen grauen Augen genau beobachtete. Er ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen. Bestimmt erkannte er jedoch auch, dass sie mit der Sache sympathisierte und von ihr keine Gefahr drohte.
    So vergingen die Tage mit unterschiedlichen Vertretern der großen Clans aus dem Norden – der Laird of Boyne und später Lord Saltoun, das Oberhaupt eines Zweigs der Fraser-Familie. Und nach ihnen allen kam der Lord High Constable höchstpersönlich, der Earl of Erroll.
    Sophia fand ihn in der Realität beeindruckender als auf dem Porträt; er war jung, aber

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