Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
von innen. Ihr Ungeborenes bewegte sich zum ersten Mal, als freute sich das Kind mit ihr über die Aussicht auf eine baldige Wiederkehr Morays.
Die Countess lachte gerade über etwas, das Colonel Graeme gesagt hatte, und Sophia fiel ein.
Der Colonel wandte sich ihr zu. »Was für ein glockenhelles Lachen«, sagte er.
»In letzter Zeit haben wir es nicht oft gehört«, bemerkte die Countess mit einem freundlichen Blick auf Sophia. »Patrick, Sie sollten eine Weile bei uns bleiben, denn wie Sie sehen, können wir ein wenig Fröhlichkeit gut gebrauchen.«
»Gern«, sagte der Colonel und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, »solange genug Whisky da ist.«
Jimmy stand mit einem zugedeckten Teller vor meiner Tür wie einer der Heiligen Drei Könige. »Ich hab meinen Kumpels im St.-Olaf-Hotel von Ihrem Sturz erzählt, und die schicken Ihnen das hier.«
Ich ließ ihn herein, noch ein wenig benommen, weil er mich aus der Geschichte herausgerissen hatte und ich nicht wusste, wie spät es war.
»Sie sollten nicht so viel rumlaufen«, rügte er mich mit einem Blick auf meinen bandagierten Knöchel und reichte mir die Hand, um mich zu stützen. Von dem Teller erhob sich ein warmer, süßer Duft.
»Was ist das, Jimmy?«
»Och, nur eine kleine Leckerei. Sie werden einen Löffel und eine Gabel brauchen«, sagte er, holte beides, stellte den Teller auf den Tisch neben mir und nahm die Folie ab. Darunter kam ein riesiges Stück Kuchen mit Sahne zum Vorschein. »Einen besseren Karamellkuchen als im St.-Olaf-Hotel kriegen Sie nirgends.«
Nach der ersten Gabel musste ich zugeben, dass er fast einen verstauchten Knöchel wert war.
Jimmy tat meinen überschwänglichen Dank mit einem Achselzucken ab. »Keine Ursache. Ich wollte sowieso herkommen, den Zähler leeren.«
»Ach, das ist nicht nötig«, erwiderte ich hastig, »ich hab noch Münzen.« Ich wollte keinen seiner Söhne in Schwierigkeiten bringen. Ein Blick auf das Gerät würde ihm zeigen, dass sich die Nadel nicht an der Stelle befand, an der sie eigentlich hätte sein müssen. Zum Glück gab Jimmy sich mit meiner Erklärung zufrieden und wandte sich dem Aga-Herd in der Küche zu.
»Und Kohle haben Sie auch noch genug?«, fragte er, öffnete die Klappe und warf einen Blick ins Feuer.
»Ja, danke. Stuart hat die Glut für mich geschürt.«
»Aye, verstehe. Das hat er nie richtig gekonnt.« Er ergriff den Schürhaken und begann, im Herd herumzustochern, bis die Anordnung der Kohlenstücke seinen Vorstellungen entsprach. »Es kommt nicht allzu oft vor, dass Stuie was für jemand anders macht. Sie haben einen guten Einfluss auf den Jungen.«
Zum Glück kaute ich gerade, so dass ich nur etwas Unverbindliches murmeln musste, und außerdem klingelte das Telefon. Ich humpelte hinüber, um den Hörer von der Gabel zu nehmen.
»Hallo«, hörte ich Grahams Stimme.
»Hallo«, antwortete ich leise.
Jimmy schloss die Klappe des Herds mit einem lauten Knall und richtete sich auf. »Ich hol noch ein bisschen Kohle von draußen«, teilte er mir mit und entfernte sich fröhlich pfeifend.
»War das mein Vater?«, fragte Graham.
»Ja.«
»Er kümmert sich ja rührend um dich.«
»Stimmt. Er hat mir Karamellkuchen gebracht.«
»Prima. Wie geht’s deinem Knöchel?«
»Wer hat dir davon erzählt?«
»Ich habe meine Quellen. Und, wie geht’s ihm?«
»Nicht schlecht. Dr. Weir sagt, ich soll ihn ein paar Tage lang nicht belasten.«
»Ah.«
»Warum ›ah‹?«
»Weil ich dir etwas vorschlagen wollte, aber wenn du Ruhe brauchst …«
»So schlimm ist’s auch wieder nicht.« Ich vergewisserte mich mit einem Blick, dass Jimmy noch draußen war. »Was wolltest du vorschlagen?«
»Jetzt, wo mein Bruder bei Dad ist und ich kaum zu dir ins Cottage kommen kann, weil die beiden die ganze Zeit bei dir ein und aus gehen … Nun, ich dachte, vielleicht magst du mich dieses Wochenende in Aberdeen besuchen.«
»Ah«, sagte ich überrascht.
»Du könntest deinen Computer mitbringen, damit du keine Arbeitszeit verlierst. Ich muss auch korrigieren.«
»Das ist kein Problem, aber ich hab meiner Agentin Jane für Samstag zum Mittagessen bei ihr in Peterhead zugesagt.«
»Ich könnte dich nach dem Essen abholen. Dann hätten wir immer noch einen Teil des Nachmittags, den Abend und den ganzen Sonntag.«
Warum nicht? »Ja, gute Idee.«
»Prima.«
Als Jimmy, immer noch pfeifend, hereinkam, sagte ich mit lauter Stimme in den Hörer: »Ich rufe morgen noch mal an, dann können wir die
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