Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Einzelheiten besprechen.«
»Nein, ich ruf dich an«, versprach er.
Ich verabschiedete mich in geschäftsmäßigem Tonfall und reagierte ziemlich überrascht, als Jimmy fragte: »War das mein Sohn?«
Zum Glück widmete er sich gerade den Kohlen und sah mir nicht ins Gesicht. »Er ist wirklich gutmütig, mein Stuie, aber er kann auch ganz schön aufdringlich werden.«
»Das war nicht Stuart, sondern meine Agentin Jane. An die erinnern Sie sich doch, oder?«
»Aye. So eine Frau vergisst ein Mann nicht.«
»Ich bin am Samstag bei ihr in Peterhead zum Mittagessen eingeladen«, sagte ich. »Es könnte sein, dass ich bei ihr übernachte und das Wochenende mit ihrer Familie verbringe.«
Jimmy hielt das für eine gute Idee. »Sie können sich nicht die ganze Zeit hier oben verkriechen. Allein verliert man den Verstand.«
Er schüttete Kohlen nach. Wie fühlte er sich wohl, allein in seinem Cottage? Graham hatte mir erzählt, dass sein Vater seit dem Tod seiner Frau nicht mehr derselbe war. Natürlich hatte er seine Söhne und seine Freunde im St.-Olaf-Hotel, aber das war etwas anderes als die Gesellschaft seiner Ehefrau.
Als er sich verabschieden wollte, lud ich ihn auf eine Tasse Tee ein, und die folgenden zwei Stunden lachten wir und spielten Rommé.
Wie Jimmy ganz richtig bemerkt hatte: Es war nicht gut, immer ganz allein zu sein.
14
Colonel Graeme hielt Wort und blieb.
Und Sophia begann Moray um seinen immer gut gelaunten Onkel zu beneiden, der sich von ihrem Onkel John unterschied wie Tag und Nacht.
Er brachte Leben nach Slains, denn wie sein Neffe konnte er nicht lange still sitzen, und wenn sein Körper sich nicht bewegte, wurde auch sein Geist unruhig. Sie spielten fast jeden Abend Karten und all die neuen Spiele, die am Hof des französischen Königs und in Saint-Germain in Mode waren. Eines verregneten Nachmittags gegen Ende der Woche setzte er sich mit Sophia ans Schachbrett.
»Sie haben den nötigen Verstand dazu«, erklärte er Sophia. »Anders als die meisten Frauen.«
Sie fühlte sich geschmeichelt, obwohl sie ihm nicht beipflichten konnte. Mit sinkendem Mut beobachtete sie, wie er auf dem kleinen Tisch in der Bibliothek die Figuren auf dem Holzbrett zwischen ihnen aufstellte. Es schienen so viele zu sein – Türme, Pferdeköpfe und zwei Bischofsmützen, die zwei Figuren flankierten, welche all die anderen überragten.
»Ich habe kein Glück im Spiel«, sagte Sophia.
»Dies ist kein Glücksspiel«, erwiderte der Colonel und reihte acht kleinere Figuren vor den anderen auf. »Hier geht es um Strategie, sozusagen um eine Schlacht zwischen Ihren Männern und meinen, Ihrem Verstand und meinem.«
Sie lächelte. »Dann gewinnen Sie bestimmt.«
»Eine Schlacht beginnt man nicht mit dem Gedanken, dass man verliert. Lassen Sie sich zeigen, wie das Spiel geht.« Er erklärte ihr die Züge aus der Soldatenperspektive und begann mit der vordersten Linie. »Diese kleinen Figuren hier, die Bauern, können keine eigenen Entscheidungen treffen. Sie dürfen immer nur einen Fuß vor den anderen setzen und marschieren in gerader Linie auf den Feind zu, es sei denn, sie attackieren. Dann folgen sie dem Stoß ihres Schwertarms in die Diagonale.« Er demonstrierte es ihr. »Die Springer dahinter bewegen sich sehr viel schneller, weil sie zu Pferd sind und mutiger …«
Beim ersten Spiel erläuterte er ihr ausführlich alle Optionen und welche Züge sie mit welchen Figuren machen konnte, ohne ihr Ratschläge zu erteilen. Sophia versuchte, aus ihren Fehlern zu lernen, und obwohl der Colonel wie erwartet gewann, glaubte sie am Ende, immerhin Gegenwehr geleistet zu haben.
»Gut gemacht«, lobte der Colonel.
»Das Spiel gefällt mir.«
»Aye, das sehe ich. Vor dem Essen wäre noch Zeit für eine zweite Partie, wenn Sie möchten.«
Sie wurde von Tag zu Tag besser.
»Bald schlägt sie Sie, Colonel«, bemerkte der Earl, als er ihnen eines Nachmittags von seinem Leseplatz aus zusah.
»Aye, vielleicht haben Sie recht.« Der Colonel betrachtete das Schachbrett mit verschränkten Fingern und ließ sich Zeit mit seiner Entscheidung. Die Figur, die er schließlich bewegte, hätte Sophia nicht gewählt, weil so eine Lücke in seiner Abwehr entstand, aber als sie sie nutzte, merkte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte, denn ihr Gegner schob schweigend seinen Läufer vor und sagte: »Schach.«
Als Colonel Graeme ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah, erklärte er: »Sie müssen das ganze Geschehen
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