Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
klug und würdevoll.«
»Ja, das stimmt. Offenbar hat sie Ihnen diese Eigenschaften vermittelt. Sie haben sich in den letzten Monaten verändert.«
Ja, mehr als er ahnte, dachte Sophia. »Zum Besseren, hoffe ich.«
»Allerdings.« Er lächelte. »Ich hoffe, Sie vergeben mir, wenn ich Ihnen sage, dass Sie bei unserer ersten Begegnung wie ein junges Mädchen waren und in der kurzen Zeit, die seitdem vergangen ist, zur Frau gereift sind. Ein verblüffender Wandel.«
»Sie schmeicheln mir.«
»Nein, ich sage die Wahrheit.«
Als Sophia Billy Wicks Blicke auf sich spürte, der immer noch die Zweige des Fliederbuschs stutzte, fragte sie Captain Gordon: »Wollen wir einen anderen Weg einschlagen? Hier scheint mir die Sonne in die Augen.«
»Natürlich.« Er lenkte sie auf den Pfad zwischen den Rosen, auf dem abgefallene Blütenblätter lagen. Dort holte Gordon ein flaches, schmales Päckchen aus dem Mantel. »Als ich in London auf die Überholung der Edinburgh wartete, sah ich das hier in einem Schaufenster, und es erinnerte mich an Sie.«
Sophia zögerte, das Päckchen anzunehmen. »Captain Gordon …«
»Bitte.« Er bedachte sie mit seinem gewinnendsten Lächeln. »Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit.«
Widerstrebend ergriff Sophia das Geschenk. Als sie das Papier entfernte, kam ein Paar zierlicher weißer Lederhandschuhe mit Goldstickereien zum Vorschein.
»Sie erinnern sich vielleicht noch daran, dass ich Ihnen sagte, Ihre Finger hätten eine weichere Hülle verdient als Mr. Morays Handschuhe.«
»Ja.« Sie ließ die Finger einmal kurz über das Leder gleiten, bevor sie sie ihm zurückgab. »Ich kann sie nicht annehmen. Das wäre nicht richtig.«
»Warum?«, fragte er. Dies war eine andere Art von Tanz als die mit dem verschlagenen Duke of Hamilton, das merkte Sophia, doch auch hier durfte sie sich keinen falschen Schritt leisten.
»Sie haben sich bemüht, mir das passende Geschenk zu machen, aber ich vermute, damit verbindet sich eine bestimmte Absicht. Ich möchte Sie nicht beleidigen, indem ich Ihre Zuneigung annehme, die ich nicht erwidern kann.«
Er hob leicht eine Augenbraue, als hätte er nicht damit gerechnet, abgewiesen zu werden. »Verstehe. Offenbar passen Ihnen Mr. Morays Handschuhe doch.«
Ihr Blick verriet sie, das wusste sie.
»Und«, fragte er, »weiß die Countess Bescheid?«
Sophia schüttelte den Kopf und sah ihn mit einem flehenden Blick an. »Sie sagen es ihr doch nicht, oder?«
Er schob die fein bestickten Handschuhe in seinen Mantel. »Sie haben mein Wort«, versprach er und hielt ihr seinen Arm hin. »Begleiten Sie mich zurück? Mein Schiff und meine Mannschaft erwarten mich.«
Sophia fürchtete die Reaktion der Countess, doch als die Edinburgh in Richtung Norden lossegelte, sagte diese nur: »Captain Gordon ist ein charmanter Mann.« Dabei hielt sie den Blick auf ihre Näharbeit gerichtet.
»Ja«, pflichtete Sophia ihr bei, »höchst charmant.«
»Wäre ich jünger, könnte ich mich glatt in ihn verlieben. Aber ein solcher Mann ist nicht für jede Frau der richtige.«
Sie hob lächelnd den Blick. Offenbar ahnte die Countess, was im Garten zwischen Captain Gordon und Sophia vorgefallen war.
Eigentlich hätte ich das Old Scots Navy -Buch gar nicht aufschlagen müssen, um zu überprüfen, ob das, was ich geschrieben hatte, stimmte, aber ich tat es trotzdem. Und tatsächlich: Dort stand es schwarz auf weiß – die Umbenennung von Gordons Schiff von Royal William in Edinburgh , die Fahrt nach Norden im Oktober und die Meuterei seiner Mannschaft in Leith.
Und hinterher hatte er offenbar versucht, sein Versprechen einzulösen und den Weg für den jungen King James freizuhalten, falls er denn käme.
»Das Schiff«, bemerkte er in einem Bericht, »hat in den Stürmen, die uns auf der Fahrt nach Norden heimsuchten, stark gelitten und muss repariert werden.« Nachdem ihm die Bitte, die Edinburgh ins Trockendock bringen zu dürfen, gewährt worden war, schrieb er im Dezember an die Admiralität: »Im Augenblick sind alle Docks belegt, und der oberste Schiffbaumeister weiß noch nicht, wann das erste frei wird.« Im Januar schließlich notierte er, die Fregatte sei von einem Schiffbauer in Augenschein genommen worden, der ihm bescheinigte, dass größere Reparaturen nötig seien. »Da in nächster Zeit kein Grund für meine Anwesenheit besteht«, schloss Gordon, »erbitte ich hiermit von Seiner Königlichen Hoheit die Erlaubnis, in die Stadt zu kommen …«
Ein kluger,
Weitere Kostenlose Bücher