Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
draußen am Highway sind«, sagt Bear Girl ruhig.
»Und in diesen Wäldern gibt’s schlimmen Scheiß, das ist wahr«, sagt Doc. »Der lässt das ganze Zeug in diesem Blair Witch Project beschissen zahm erscheinen. Ich glaube nicht, dass Sie’s nachts damit aufnehmen wollen. Außer natürlich, Sie sind von einem Todeswunsch getrieben.«
»Wenn ihr fertig seid …«, flüstert Mouse. »Wenn ihr fertig seid … wenn noch jemand von euch übrig ist … brennt ihr dieses Haus nieder. Dieses Loch. Dieses Grab. Brennt es nieder, hört ihr? Schließt die Tür .«
»Yeah«, sagt Beezer. »Gehört und verstanden, Kumpel.«
»Eine letzte Sache«, sagt Mouse. Er spricht jetzt direkt Jack an. »Du kannst es vielleicht finden … aber ich denke, ich hab noch etwas, das du brauchst. Es ist ein Wort. Es ist für dich machtvoll, weil du … weil du mal etwas berührt hast. Irgendwann vor langer Zeit. Diesen Teil verstehe ich nicht, aber …«
»Schon in Ordnung«, sagt Jack. »Ich verstehe ihn. Wie heißt das Wort, Mouse?«
Einen Augenblick lang fürchtet Jack, dass Mouse es ihm letztlich nicht wird sagen können. Irgendetwas kämpft offensichtlich darum, es ihn nicht aussprechen zu lassen, aber in diesem Kampf bleibt Mouse Sieger. Jack ahnt, dass das sehr wahrscheinlich der letzte Sieg seines Lebens ist.
»D’yamba«, sagt Mouse. »Jetzt du, Hollywood. Sprich mir nach.«
»D’yamba«, sagt Jack, und in diesem Augenblick rutscht eine Reihe schwerer Paperbacks von einem der provisorischen Regale am Fuß der Couch. Die Bücher hängen im Halbdunkel … hängen … hängen … und krachen dann zu Boden.
Bear Girl stößt einen kleinen Schrei aus.
»Vergiss es nicht«, sagt Mouse. »Du wirst’s brauchen.«
»Wie? Wie werde ich’s brauchen?«
Mouse schüttelt müde den Kopf. »Weiß … nicht.«
Beezer greift über Jacks Schulter hinweg und nimmt die jämmerlich hingeschmierte Kartenskizze an sich. »Wir treffen uns morgen am späten Vormittag in der Sand Bar«, sagt er zu Jack. »Seien Sie um halb zwölf da, dann müssten wir diesen gottverdammten Waldweg ziemlich genau mittags erreichen. Bis dahin sollte ich das hier vielleicht einfach behalten. Eine kleine Versicherungspolice, damit sichergestellt ist, dass Sie halten, was Sie Mouse versprochen haben.«
»Okay«, sagt Jack. Er braucht die Karte nicht, um Chummy Burnsides Black House zu finden, aber Mouse hat natürlich Recht: Es ist vermutlich kein Ort, an den man sich
nach Einbruch der Dunkelheit wagen möchte. Jack widerstrebt es, Ty Marshall im Feuerland zu lassen – es erscheint ihm fast sündhaft unrecht -, aber er muss berücksichtigen, dass hier mehr auf dem Spiel steht als das Leben eines kleinen Jungen.
»Und Sie, Beezer, wissen Sie auch ganz bestimmt, dass Sie dorthin zurückgehen wollen?«
»Teufel, nein, ich will nicht dorthin zurück«, sagt Beezer beinahe entrüstet. »Aber irgendetwas hat meine Tochter ermordet – meine Tochter! -, und es ist von dort nach hier gekommen. Wollen Sie vielleicht behaupten, Sie wüssten nicht, dass das stimmt?«
Jack gibt keine Antwort. Natürlich ist das so. Und natürlich will er Doc und Beez bei sich haben, wenn er auf die Zufahrt zu Black House abbiegt. Das heißt, wenn sie es ertragen können, ihn zu begleiten.
D’yamba, denkt er . D’yamba. Nicht vergessen!
Er wendet sich wieder der Couch zu. »Mouse, hast du …«
»Nein«, sagt Doc. »Er wird den Cadillac-Stoff doch nicht brauchen, glaube ich.«
»Hä?« Jack starrt den großen Biker-Brauer verständnislos an. Er kommt sich dumm vor. Dumm und erschöpft.
»Jetzt tickt nur noch seine Uhr«, sagt Doc und beginnt zu singen. Im nächsten Augenblick fällt Beezer ein, dann Bear Girl. Jack tritt mit einem Gedanken, der dem Henrys sonderbar ähnlich ist, von der Couch zurück: Wie ist’s so früh so spät geworden? Wie zum Teufel ist das passiert?
»Im Himmel, da gibt’s kein Bier … deshalb trinken wir es hier … und sind … wir einst fort … von hier …«
Jack geht auf Zehenspitzen durchs Wohnzimmer. In der Nähe der Tür hängt eine schwach beleuchtete Reklameuhr für Kingsland Premium Golden Pale Ale. Unser alter Freund – dem man endlich jedes Jahr seines Alters ansieht und der keineswegs glücklich wirkt – starrt die Uhrzeit ungläubig an und glaubt sie erst, als er die Anzeige mit seiner Armbanduhr verglichen hat. Kurz vor zwanzig Uhr. Er war stundenlang hier.
Es ist fast dunkel, und der Fisherman ist weiter irgendwo
dort draußen
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