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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Hälfte der Studiotür blickende Gestalt grinst. In einer Hand hält sie die Heckenschere aus Henrys Garage.
    »Letzte Gelegenheit«, sagt Henry, und als weiter keine Antwort kommt, verwandelt er sich in die Wisconsin Rat und kreischt in die Gegensprechanlage, um zu versuchen, das Etwas, dessen Gegenwart er spürt, so zu erschrecken, dass es seine Anwesenheit verrät: »Komm schon, Schätzchen, komm jetzt, du Motherfucker, sprich mit Ratty!«
    Die Gestalt, die Henry beobachtet, fährt abrupt zurück – nicht anders als eine Schlange, deren Beute einen Scheinangriff wagt -, aber sie gibt keinen Laut von sich. Zwischen den grinsend gefletschten Zähnen kommt eine lederige alte Zunge zum Vorschein, die höhnisch hervorgestreckt wackelt. Dieses Subjekt hat sich von dem Parfüm bedient, das Mrs. Morton nie vom Toilettentisch in dem kleinen Ankleideraum neben dem Schlafzimmer wegzunehmen das Herz gehabt hat, und jetzt umgibt Henrys Besucher der Dunst von My Sin.
    Henry gelangt zu dem Schluss, seine Einbildung habe ihm wieder einmal einen Streich gespielt – oy, was’n Fehler, hätte Morris Rosen ihm gesagt, wäre Morris hier vor Ort -, und drückt endlich die Wiedergabetaste.
    Erst ist nur ein Räuspern zu hören, dann meldet sich Arnold Hrabowski. Der Fisherman unterbricht ihn, bevor er ausgeredet hat: Hallo, Arschgeige.
    Henry spult zurück und hört dann abermals zu: Hallo, Arschgeige . Spult zurück, hört erneut zu: Hallo, Arschgeige . Ja, diese Stimme hat er schon mal gehört. Das weiß er bestimmt. Aber wo? Die Antwort wird kommen, Antworten dieser Art kommen immer – irgendwann -, und dorthin zu gelangen, ist ja das eigentlich Spannende. Henry hört wie gebannt zu. Seine Finger tanzen über die Tasten des Recorders vor und zurück wie die Finger eines Konzertpianisten über die Klaviatur eines Steinways. Das Gefühl, beobachtet zu werden, fällt von ihm ab, obwohl die Gestalt außerhalb des Studios – das Wesen, das Bienenpantoffeln trägt und die Heckenschere in der Hand hält – sich nicht von der Stelle rührt. Dessen Grinsen
ist etwas verblasst. Auf das faltige Gesicht tritt allmählich ein mürrischer Ausdruck. In diesem Gesichtsausdruck liegen Verwirrung und so etwas wie ein erster Anflug von Angst. Dem alten Ungeheuer gefällt es nicht, dass dieser blinde Fisch im Aquarium offenbar seine Stimme aufgezeichnet hat. Natürlich spielt das keine Rolle, vielleicht gehört es sogar zu dem ganzen Spaß, aber wenn dem so ist, ist es Mr. Munshuns Spaß, nicht sein Spaß. Und sie sollten doch gemeinsam Spaß haben … oder etwa nicht?
    Sie haben einen Notfall. Nicht ich. Sie.
    »Nicht ich, Sie «, sagt Henry. Er imitiert den Tonfall des Unbekannten fast unheimlich genau. »Etwas Sauerkraut zu Ihrem Braten, mein Freund, ja?«
    Ihr schlimmster Albtraum … schlimmster Albtraum.
    Abbalah.
    Ich bin der Fisherman.
    Henry hört mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Er lässt die Kassette eine Zeit lang laufen, dann hört er sich ein und denselben Satz gleich viermal an: Maul halten und zuhören, Arschgeige … Maul halten und zuhören … Arschgeige … Arschgeige … Arschgeige …
    Nein, nicht Arschgeige. In Wirklichkeit sagt die Stimme Aschgeige. AASCH -geige.
    »Ich weiß nicht, wo du jetzt bist, aber du bist in Chicago aufgewachsen«, murmelt Henry. »South Side. Und …«
    Wärme auf seinem Gesicht. Plötzlich erinnert er sich an Wärme auf seinem Gesicht. Wie kommt das, Freunde und Nachbarn? Wie kommt das, o weise Götter?
    Affenarsch.
    »Affe«, sagt Henry. Jetzt reibt er sich die Schläfen mit den Fingerspitzen. »Affenarsch. Affen -aasch. Wo hab ich das gehört?«
    Er spielt wieder den Mitschnitt ab: Maul halten und zuhören, Arschgeige.
    Er befragt sein Gedächtnis: Affenarsch.
    Wärme auf seinem Gesicht.
    Hitze? Licht?
    Beides?

    Henry wirft die Kassette aus und schiebt die andere ein, die Jack heute für ihn dagelassen hat.
    Hallo, Judy. Bist du heute Judy – oder bist du Sophie? Der Abbalah lässt grüßen, und Gorg sagt: »Krah-krah-krah!« [Heiseres, schleimiges Lachen.] Ty sagt auch hallo. Dein kleiner Junge ist sehr einsam …«
    Als Tyler Marshalls weinende, verängstigte Stimme aus den Lautsprechern hallt, fährt Henry zusammen und schaltet sofort den schnellen Vorlauf ein.
    Es wirrrd mehr Morrr-de gehm.
    Der Akzent ist jetzt viel ausgeprägter, eine Burleske, ein Witz, eine Mischung aus Katzenjammer Kids und Wolfman Jack, aber gerade deswegen noch aufschlussreicher.
    Die klein’n Kinner … wie

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