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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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unterwegs. Von seinen Spielgefährten aus einer anderen Welt ganz zu schweigen.
    D’yamba , denkt er nochmals, während er die Haustür öffnet. Und als er auf die splitterigen Stufen hinaustritt und die Tür hinter sich schließt, spricht er mit großer Aufrichtigkeit ins herabsinkende Dunkel: »Speedy, am liebsten würde ich dir den Hals umdrehen.«

24
    D’yamba ist ein leuchtendes und mächtiges Zauberwort; starke Querverbindungen bilden ein Netz, das sich verzweigend ins Unendliche reicht. Als Jack Sawyer das lebende Gift aus Mouse’ Augen reißt, leuchtet das d’yamba erstmals im Geist des Sterbenden auf, und dieser Geist wird einige Augenblicke lang von Wissen erfüllt; durch die Verästelungen des Netzes fließt etwas von seiner leuchtenden Stärke, und ein Hauch von d’yamba erreicht wenig später Henry Leyden. Unterwegs berührt das d’yamba Tansy Freneau, die in einer Fensternische der Sand Bar sitzend eine schlanke, schöne junge Frau sieht, die im rückwärtigen Teil des Parkplatzes in Licht gebadet lächelnd Gestalt annimmt, und kurz vor dem Verschwinden der Erscheinung erkennt, dass ihr ein Blick auf die Frau gegönnt wurde, die ihre Irma geworden wäre; es berührt Dale Gilbertson, der auf der Heimfahrt von der Polizeistation jäh tiefe Sehnsucht nach Jack Sawyers Gegenwart verspürt, eine Sehnsucht wie Herzschmerzen, und sich schwört, den Fall Fisherman allen Hindernissen zum Trotz bis zum Ende mit ihm durchzustehen; das d’yamba sprüht eine Netzfaser entlang zu Judy Marshall hinab und öffnet ein Fenster zum Anderland, in dem Ty in einer stahlgrauen Zelle schläft – auf Rettung wartend und noch am Leben ; und in Charles Burnside berührt es den wahren Fisherman, Mr. Munshun, einst als Mr. Monday bekannt, als Burnys Fingerknöchel eben ans Glas klopfen. Mr. Munshun spürt wie eine Warnung einen leichten eiskalten Luftzug in der Brust und erstarrt vor Wut und Hass über diese Einmischung;
Charles Burnside, der nichts von dem d’yamba weiß und es daher nicht hassen kann, spürt den Gefühlsausbruch seines Herrn und erinnert sich an einen Tag in Chicago, an dem ein vermeintlich toter Junge aus einem Sack kroch und auf dem Rücksitz seines Wagens belastende Blutflecken hinterließ. Verdammt belastendes Blut, eine Substanz, die ihn weiter zu verspotten schien, als er ihre sichtbaren Spuren längst getilgt hatte. Aber Henry Leyden, mit dem wir diese Kette begonnen haben, wird nicht von Gnade oder Wut heimgesucht; wovon Henry angerührt wird, das ist eine Art wissender Hellsichtigkeit.
    Rhodas Besuche, das erkennt er jetzt, waren sämtlich ein Produkt seiner Einsamkeit. Das Einzige, was er die Treppe heraufkommen hörte, war seine fortdauernde Sehnsucht nach seiner Frau. Und das Wesen auf der anderen Seite der Studiotür ist der schreckliche alte Mann aus dem Maxton, der Henry das antun will, was er schon drei Kindern angetan hat. Wer würde sonst um diese Zeit erscheinen und ans Fenster der Studiotür klopfen? Weder Dale noch Jack und ganz bestimmt nicht Elvena Morton. Jeder andere Besucher würde draußen bleiben und erst an der Tür klingeln.
    Henry braucht nur einen Augenblick, um zu überlegen, welche Möglichkeiten er hat, und einen rudimentären Plan auszuarbeiten. Er hält sich für flinker und stärker als der Fisherman, der seiner Stimme nach Mitte bis Ende achtzig zu sein scheint, und der Fisherman hat keine Ahnung, dass sein vorgesehenes Opfer seine Identität kennt. Um diese Tatsache zu seinem Vorteil zu nutzen, muss Henry erstaunt, aber freundlich wirken, als wäre er lediglich neugierig, was seinen Besucher angeht. Und sobald er die Studiotür öffnet, die er leider nicht abgesperrt hat, wird er rasch und entschlossen handeln müssen.
    Sind wir dem gewachsen?, fragt Henry sich, dann denkt er: Wollen wir’s hoffen.
    Brennt im Haus Licht? Nein. Da er keinen Besuch erwartete, hat er sich die Farce gespart, die Lampen einzuschalten. Daraus ergibt sich die Frage: Wie dunkel ist es draußen? Vielleicht noch nicht dunkel genug, stellt Henry sich vor – in einer Stunde würde er sich wahrscheinlich gänzlich ungesehen
durchs Haus bewegen können, um durch die Hintertür zu entkommen. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen seine Chancen aber vermutlich nicht besser als fifty-fifty. Immerhin geht hinter seinem Haus gerade die Sonne unter, und jede Sekunde Verzögerung, die Henry herausschinden kann, bedeutet ein bisschen mehr Dunkelheit in Wohnzimmer und Küche.
    Seit die draußen lauernde

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