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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Talisman. Er wird
weder das Oatley Tap noch das Sunlight-Heim auslassen, diese Prüfungen, die Jack hatte durchstehen müssen, werden Henry nämlich in wundervolle Aufregung versetzen. Und Wolf? Nach Wolf wird Henry verrückt sein; Wolf wird ihn geradezu faszinieren. Während Jack erzählt, wird jedes Wort, das er sagt, eine Entschuldigung für sein langes Schweigen sein.
    Und nachdem er die ganze Geschichte erzählt hat, seine Abenteuer zumindest so gut geschildert hat, wie er es vermag, wird die Welt, die hiesige Welt sich verändert haben, weil nun ein weiterer Mensch außer ihm alles weiß, was damals geschehen ist. Jack kann sich kaum vorstellen, wie es sein wird, den Damm seiner Einsamkeit so niedergerissen , so geschleift zu sehen, aber allein bei dem Gedanken daran durchflutet ihn die Vorfreude auf kommende Erleichterung.
    Hm, wie merkwürdig … Henry hat kein Licht gemacht; das Haus sieht dunkel und leer aus. Vielleicht ist er ja nur eingeschlafen.
    Jack stellt den Motor ab und steigt lächelnd aus dem Wagen. Er weiß aus Erfahrung, dass er keine drei Schritte ins Wohnzimmer wird machen können, ohne dass Henry sich erhebt und so tut, als wäre er die ganze Zeit wach gewesen. Als Jack ihn einmal im Dunkeln sitzend vorfand, sagte er: »Ich wollte nur meine Augen ausruhen.« Welche Ausrede wird er heute Abend haben? Dass er über seine Sendung zu Ehren der Geburtstage von Lester Young und Charlie Parker nachgedacht und gemerkt hat, dass er sich im Dunkel besser konzentrieren konnte? Dass er vorhatte, sich etwas Fisch zu braten, und feststellen wollte, ob bei Dunkelheit gebratener Fisch anders schmeckt? Jedenfalls wird seine Ausrede unterhaltsam sein. Und vielleicht können sie tatsächlich Henrys neuen Deal mit ESPN feiern!
    »Henry?« Jack klopft an die Haustür, öffnet sie dann und steckt den Kopf hinein. »Henry, du Schwindler, schläfst du etwa?«
    Henry gibt keine Antwort, und Jacks Frage fällt in ein geräuschloses Nichts. Er kann nichts sehen. Der Raum ist eine zweidimensionale Ebene aus Schwärze. »He, Henry, ich bin da. Und ich hab eine tolle Story für dich, Mann!«

    Weiter Totenstille. »Ha«, sagt Jack und tritt ein. Seine Instinkte kreischen sofort, er solle hier raus, verschwinden , abhauen . Aber wieso sollte er das empfinden? Das hier ist nur Henrys Haus, sonst nichts; er ist schon Hunderte von Malen hier drinnen gewesen und weiß, dass Henry entweder auf dem Sofa eingeschlafen oder zu Jacks Haus hinübergegangen ist, was bei näherer Überlegung heute sehr wahrscheinlich ist. Der Mann von ESPN hat Henry ein sagenhaftes Angebot gemacht, und in seiner Aufregung – sogar Henry Leyden kann ziemlich aufgeregt sein, bei ihm muss man nur etwas genauer hinsehen als bei den meisten anderen – hat Henry beschlossen, Jack in dessen Haus zu überraschen. Und da Jack nicht bis fünf, sechs Uhr abends daheim war, wollte er dort auf ihn warten. Und in diesem Augenblick schläft Henry vermutlich fest auf Jacks Sofa statt auf seinem eigenen.
    Alles das klingt plausibel, aber es ändert nichts an der Warnung, die Jacks Nervenenden mit voller Lautstärke senden: Hau ab! Verschwinde! Hier willst du nicht sein!
    Er ruft noch mal Henrys Namen, aber die Antwort besteht, wie erwartet, wieder aus Schweigen.
    Die transzendente Stimmung, die ihn das Tal entlang begleitet hat, ist bereits verschwunden, aber er hat ihr Verschwinden nicht etwa wahrgenommen, sondern lediglich auf einmal registriert, dass sie der Vergangenheit angehört. Wäre er noch Kriminalbeamter, wäre dies der Augenblick, in dem er die Waffe ziehen würde. Jack tritt lautlos über die Schwelle. Zwei starke Gerüche steigen ihm in die Nase. Einer ist der Geruch von Parfüm, der andere …
    Er kennt auch diesen anderen. Dass er hier wahrzunehmen ist, bedeutet, dass Henry tot ist. Der Teil von Jacks Persönlichkeit, der kein Cop ist, vertritt allerdings die Ansicht, das besage der Blutgeruch keineswegs. Henry kann bei einem Kampf verletzt worden sein, und der Fisherman kann ihn wie Tyler Marshall in eine andere Welt entführt haben. Henry kann in irgendeinem Winkel der Territorien in Fesseln liegen – sichergestellt zur späteren Verwendung als Faustpfand oder Lockmittel. Vielleicht warten Ty und er sogar in einer gemeinsamen Zelle auf Rettung.

    Jack weiß, dass nichts davon stimmt. Henry ist tot; der Fisherman hat ihn ermordet. Seine Aufgabe ist es jetzt, die Leiche zu finden. Er ist ein Schutzmann; er muss sich wie einer verhalten. Dass er sich

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