Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
läuft geschmeidig über die Tonköpfe und füllt die leere Spule.
»Hast du ein Band für mich besprochen, Henry?«, fragt Jack. »Ich wette, dass du’s getan hast, aber ich hoffe, du bist nicht gestorben, während du mir erzählst, was ich schon weiß.«
Das Band wird mit einem Klicken abgebremst. Jack drückt auf PLAY und hält den Atem an.
In all seiner stiernackigen, rotgesichtigen Pracht und Herrlichkeit dröhnt George Rathbun aus den Lautsprechern. »Zweite Hälfte des neunten Innings, und die Heimmannschaft ist praktisch auf dem Weg unter die Dusche, Kumpel. Aber das Spiel ist erst aus , wenn der letzte blinde Mann tot ist!«
Jack sackt gegen die Wand.
Henry Shake betritt den Raum und fordert ihn auf, sofort im Maxton anzurufen. Die Wisconsin Rat steckt ihren Kopf herein und kreischt eine Warnung vor Black House. The Sheik, the Shake, the Shook of Araby und George Rathbun debattieren kurz, wobei der Shake Sieger bleibt. Das ist zu viel für Jack; er kann die Tränen nicht mehr zurückhalten und versucht es auch gar nicht erst. Er lässt sie fließen. Henrys letzter Auftritt rührt ihn gewaltig an. Er ist so großzügig, so selbstlos – alles so typisch für Henry. Henry Leyden hat sich am Leben erhalten, indem er seine zusätzlichen Persönlichkeiten zur Hilfe gerufen hat, und sie haben ihren Auftrag ausgeführt.
Sie waren eine treue Mannschaft, George und der Shake und die Rat, und sie sind mit dem Schiff untergegangen, nicht dass sie eine andere Wahl gehabt hätten. Henry Leyden meldet sich wieder und erklärt Jack mit einer Stimme, die mit jedem Satz leiser wird, dass er Dummheit und Eitelkeit besiegen kann. Henrys ersterbende Stimme sagt, dass er ein wundervolles Leben gehabt hat. Seine Stimme sinkt zu einem Flüstern herab und spricht drei Worte, die randvoll mit dankbarer Überraschung sind: Ah, Lerche. Hallo. Jack kann das Lächeln in diesen Worten hören.
Jack torkelt weinend aus dem Studio. Er möchte sich in einen Sessel fallen lassen und weinen, bis keine Tränen mehr kommen, aber er darf Henry oder sich selbst nicht so schwer enttäuschen. Er wankt den Flur entlang, wischt sich die Tränen aus den Augen und wartet darauf, dass die steinerne Trauer ihm hilft, seinen Schmerz zu überwinden. Sie wird ihm auch helfen, im Black House zu bestehen. Diese Trauer lässt sich nicht mindern oder beugen; sie stützt sein Rückgrat wie ein Stahlkorsett.
Henry Shakes Geist flüstert: Jack, diese Trauer wird dich nie mehr verlassen. Kannst du das ertragen?
Ich würd’s nicht anders haben wollen.
Du sollst dir nur darüber im Klaren sein: Wohin du auch gehst, was du auch tust. Durch jede Tür. Bei jeder Frau. Falls du Kinder hast, bei deinen Kindern. Du wirst sie in jeder Musik hören, die du dir anhörst, du wirst sie in jedem Buch sehen, das du liest. Sie wird Teil der Nahrung sein, die du zu dir nimmst. Deine ständige Begleiterin. In allen Welten. Im Black House.
Ich bin sie, und sie ist ich.
George Rathbuns Stimme flüstert doppelt so laut wie The Sheik, the Shake, the Shook: Nun, verdammt noch mal, Sohn, kann ich dich d’yamba sagen hören?
D’yamba.
Ich glaube, du weißt jetzt, warum die Bienen dich umarmt haben? Musst du nicht dringend telefonieren?
Ja, das muss er. Aber er kann es nicht länger in diesem mit Blut durchtränkten Haus aushalten; er muss in die warme Sommernacht hinaus. Jack achtet nicht mehr darauf, wohin er die
Füße setzt, durchquert das verwüstete Wohnzimmer und tritt aus der Haustür. Seine Trauer begleitet ihn, denn er ist sie, und sie ist er. Hoch über ihm wölbt sich ein mit Sternen besetzter weiter Himmel. Er holt sein bewährtes Handy hervor.
Und wer nimmt den Anruf in der Polizeistation French Landing entgegen? Natürlich Arnold »Stablampe« Hrabowski, der einen neuen Spitznamen hat und soeben wieder ins FLPD aufgenommen worden ist. Jacks Mitteilung versetzt Stablampe Hrabowski in höchste Aufregung. Was? Du liebe Güte! O nein. Oh, wer hätte das gedacht? Mann! Yeah, ja, Sir. Ich kümmere mich sofort darum, klar doch.
Während der ehemalige Verrückte Ungar sich also bemüht, das Zittern von Händen und Stimme zu unterdrücken, um die Privatnummer des Chiefs zu wählen und Jacks zweiteilige Meldung weiterzugeben, schlendert Jack selbst vom Haus fort, weg von der Einfahrt und seinem Pickup, fort von allem, was ihn an Menschen erinnert, und auf eine mit hohem gelbgrünen Gras bestandene Wiese hinaus. Seine Trauer leitet ihn, denn seine Trauer weiß besser
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