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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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davonfahren. Er würde nicht jubeln oder angeben, ein solches Verhalten ist nämlich seiner Wesensart fremd; Henry würde in Richtung Windschutzscheibe nicken und beispielsweise sagen: »Der Mais scheint für diese Jahreszeit ganz schön hoch zu stehen« oder »Ich bin froh, dass Duane endlich dazu gekommen ist, sein Haus zu streichen«. Und der Mais würde hoch stehen, und Duane Updahl würde sein Haus gerade neu gestrichen
haben – beides Dinge, die Henry durch irgendwelche mysteri ösen Sensoren aufgenommen hätte.
    Jack beschließt, Henry Gelegenheit zu einer Spritztour mit dem Pickup zu geben, falls er lebend aus dem Schwarzen Haus herauskommt. Vielleicht wird ihre Ausfahrt mit einem halben Kopfstand im Straßengraben enden, aber auch das würde sich allein wegen Henrys Gesichtsausdruck lohnen. An irgendeinem Samstagnachmittag wird er Henry auf den Highway 93 mitnehmen und ihn zur Sand Bar fahren lassen. Falls Beezer und Doc nicht von Werwölfen zerfleischt werden, sondern ihren gemeinsamen Ausflug ins Black House überleben, sollten sie Gelegenheit erhalten, sich an einem Gespräch mit Henry zu erfreuen, der ideal zu ihnen passen würde, so merkwürdig das auch klingt. Beezer und Doc sollten Henry Leyden wirklich kennen lernen, sie würden diesen Mann ins Herz schließen. Binnen weniger Wochen würden sie dafür sorgen, dass er auf einer Harley von Centralia aus ins Norway Valley röhren würde.
    Wenn Henry sie nur ins Black House begleiten könnte! Dieser Gedanke schmerzt Jack mit der Melancholie, die eine geniale Idee auslöst, die nie in die Tat umgesetzt werden kann. Henry wäre mutig und standhaft, das weiß Jack, aber was ihm an dieser Vorstellung am besten gefällt, ist, wie Henry und er später immer wieder darüber reden könnten, was sie getan hatten. Solche Gespräche – zu zweit in Henrys oder seinem Wohnzimmer, während auf dem Dach dick Schnee liegt – wären wundervoll, aber Jack darf es nicht wagen, Henry solchen Gefahren auszusetzen.
    »Wie kann man nur so dummes Zeug denken?«, sagt Jack laut zu sich und erkennt jetzt, wie sehr er bedauert, Henry gegenüber nicht ganz offen und freimütig gewesen zu sein – daher diese dämliche Sorge, sein hartnäckiges Schweigen. Das Problem ist nicht, was er in Zukunft nicht wird sagen können, sondern was er in der Vergangenheit zu sagen versäumt hat. Er hätte Henry von Anfang an reinen Wein einschenken sollen. Er hätte ihm von den Federn und den Rotkehlcheneiern und dem wachsenden Unbehagen erzählen sollen. Henry hätte ihm geholfen, ihm die Augen geöffnet; er hätte Jack geholfen,
die eigene Blindheit zu überwinden, die sich als schädlicher erwies als Henrys angeborene Blindheit.
    Damit ist jetzt Schluss, entscheidet Jack. Keine Geheimnisse mehr. Da er das große Glück hat, Henrys Freundschaft zu genießen, wird er beweisen, dass er sie schätzt. Von nun an wird er Henry alles erzählen, ihm auch Hintergrundinformationen liefern: über die Territorien, Speedy Parker, den Toten auf der Pier in Santa Monica, Tyler Marshalls Baseballmütze. Judy Marshall. Sophie. Ja, er muss Henry von Sophie erzählen – wie kommt es, dass er das nicht schon längst getan hat? Henry wird sich mit ihm freuen, und Jack kann es kaum erwarten, seine Freude zu sehen. Henry wird seine Freude anders ausdrücken als gewöhnliche Menschen; Henry wird es verstehen, dem Ausdruck seines Entzückens irgendeinen coolen, subtilen, gutherzigen Drall zu geben und so Jacks eigenes Entzücken noch zu steigern. Welch unglaublicher, buchstäblich unglaublicher Freund! Wollte er Henry jemandem schildern, der ihn nicht kennt, würde die Beschreibung unglaublich klingen. Jemand mit solchen Vorzügen, der irgendwo allein in der finstersten Provinz haust? Aber es gibt ihn: Er lebt ganz allein in dem völlig unbekannten Norway Valley, French County, Wisconsin, und wartet auf die nächste Folge von Bleak House . Da er mit Jacks Kommen rechnet, wird er jetzt schon die Lampen in Küche und Wohnzimmer eingeschaltet haben, wie er es zu Ehren seiner allzu früh verstorbenen geliebten Frau viele Jahre lang getan hat.
    Jack denkt: Ich kann so übel nicht sein, wenn ich einen Freund wie ihn habe.
    Und er denkt: Ich bewundere Henry wirklich.
    Sogar bei Nacht erscheint ihm jetzt alles schön. Die Sand Bar, die mit strahlend heller Neonbeleuchtung am Rand ihres riesigen Parkplatzes steht; die in unregelmäßigen Abständen auftauchenden spindeldürren Bäume, die ihm seine Scheinwerfer zeigen,

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