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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Irgendetwas beobachtet sie bereits. Und das soll lieber nicht wissen, dass es entdeckt worden ist.
    Er stellt Richie Sexsons Schläger ab und lehnt ihn an die Seite des mit laufendem Motor geparkten Streifenwagens. Er nimmt Dale den Honig aus der Hand und hält ihn Beezer hin. »Für dich«, sagt er. »Schmier dich damit ein.«
    »Das ist doch zwecklos , du gottverdammter Idiot!«, ruft Beezer aufgebracht. »Das hier ist … die falsche … Stelle!«
    »Du hast Nasenbluten«, sagt Jack gelassen. »Nur ein bisschen. Doc, du auch.«
    Doc fährt sich mit einem Finger über die Oberlippe und starrt die rote Schmiere verblüfft an. Er lässt aber nicht nach. »Trotzdem, ich weiß, dass das hier …«
    Wieder dieses Flattern am oberen Rand von Jacks Gesichtsfeld. Er ignoriert es bewusst und deutet geradeaus über die Straße. Beezer, Doc und Dale wenden alle den Kopf zur gezeigten Stelle. Dale sieht es als Erster. »Verdammt!«, sagt er leise. »ZUTRITT VERBOTEN. Hat das Schild gerade eben schon da gestanden?«
    »Klar«, sagt Jack. »Steht seit über dreißig Jahren dort, schätze ich.«
    »Scheiße«, sagt Beezer und fängt schließlich an, sich um die Nase herum mit Honig einzureiben. Er stopft sich auch großzügig bemessene Klumpen von dem Zeug in die Löcher; in seinem rotbraunen Wikingerbart glänzen klebrige Honigtropfen. »Wir wären glatt dran vorbeigefahren, Doc. Bis in die Stadt hinein. Teufel, vielleicht sogar bis nach Rapid City, South Dakota.« Er übergibt Doc den Honig und bedenkt Jack mit einem schiefen Lächeln. »Tut mir Leid, Mann. Das hätte uns nicht passieren dürfen. Dafür gibt’s eigentlich keine Entschuldigung.«

    »Und wo soll die Zufahrt sein?«, sagt Dale, und dann: »Oh, da ist sie ja. Ich hätte schwören können …«
    »Dass dort drüben nichts ist, ich weiß«, sagt Jack. Er lächelt. Betrachtet seine Freunde. Die Sawyer-Gang. Auf keinen Fall sieht er zu dem schwarzen Etwas auf, das unruhig am Rand seines Gesichtsfelds flattert, oder auf seine Hand hinunter, die jetzt die.357er Ruger aus dem Hosenbund zieht. Beim Ziehen und Schießen aus der Bewegung hat er immer zu den Besten gehört. Auf dem Schießstand hat er zwar immer nur wenige Preise geholt, aber beim Schießen aus der Bewegung hat ihm keiner so schnell etwas vormachen können. Da war er eigentlich immer unter den fünf Besten. Jack hat keine Ahnung, ob er sich diese Fähigkeit bewahrt hat, aber er ist überzeugt, dass sich das gleich zeigen wird.
    Während Jack die Gefährten anlächelt und dabei zusieht, wie Doc sich die Nase mit Honig einreibt, sagt er im Plauderton: »Irgendetwas beobachtet uns. Nicht nach oben schauen. Ich will versuchen, es abzuknallen.«
    »Was ist’s denn?«, fragt Dale und erwidert gekünstelt sein Lächeln. Er sieht nicht nach oben, nur geradeaus. Die im Schatten liegende Zufahrt zu Burnsides Haus ist jetzt deutlich zu erkennen. Vorhin war sie nicht da, das hätte Dale beschwören können, aber jetzt ist sie unübersehbar.
    »Etwas, das mir verdammt auf die Nerven geht«, sagt Jack, reißt dann plötzlich die Ruger hoch und hält ihren Griff mit beiden Händen umklammert. Er drückt schon beinahe ab, bevor er das Ziel richtig erfasst hat. Die große schwarze Krähe, die auf dem überhängenden Ast einer Eiche sitzt, wird völlig überrascht. Sie stößt einen lauten, entsetzten Schrei aus – »Kraaah!« -, dann wird sie auf ihrem Beobachtungsposten zerfetzt. Vor dem blassblauen Sommerhimmel spritzt das Blut nach allen Seiten. Kleine Klumpen mitternachtsschwarzer Federn segeln zu Boden. Und ein Vogelkadaver. Er schlägt dumpf auf dem Seitenstreifen vor der Zufahrt auf. Ein dunkles, glasig werdendes Auge starrt Jack Sawyer mit erstauntem Ausdruck an.
    »Hast du fünf- oder sechsmal geschossen?«, fragt Beezer beinahe ehrfürchtig. »Das war so rasant, dass ich nicht mitgekommen bin.«

    »Das ganze Magazin«, sagt Jack. Anscheinend beherrscht er das Ziehen und Schießen aus der Bewegung noch immer ziemlich gut.
    »Das ist’ne verdammt große Krähe«, sagt Doc.
    »Aber nicht nur irgendeine Krähe«, sagt Jack. »Das ist Gorg.« Er tritt an den im Staub liegenden zerfetzten Vogelkadaver heran. »Na, wie geht’s, alter Junge? Wie fühlst du dich jetzt?« Er spuckt Gorg kräftig an. »Das ist dafür, dass du den Jungen geködert hast«, sagt er. Dann befördert er den Vogelkadaver mit einem abrupten Tritt ins Unterholz. Der verendete Vogel segelt schlapp in die Büsche; seine schwarzen Schwingen

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