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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Briefmarken ausgeschnittene Bildchen von Zuckerpackungen zu sehen, aber dieses Paket ist auf übliche Weise freigestempelt. Eine Eilsendung an Mr. Tyler Marshall, Robin Hood Lane Nr. 16, French Landing. Der rote Absenderstempel lautet: Mr. George Rathbun, KDCU, Peninsula Drive Nr. 4, French Landing. Darunter verkündet ein gro ßer schwarzer Stempel:
    SOGAR EIN BLINDER KANN SEHEN,
DASS COULEE COUNTRY
DAS KDCU-PREISAUSSCHREIBEN LIEBT!
    »Henry, du gibst nie auf, was?«, murmelt Jack. Tränen brennen ihm in den Augen. Der Gedanke, in Zukunft ohne seinen alten Freund leben zu müssen, bewirkt, dass er sich hilflos und verloren und dumm und verletzlich fühlt.
    »Was soll mit Onkel Henry sein?«, sagt Dale. »Jack, Onkel Henry ist tot. «
    Jack ist sich dessen irgendwie nicht mehr ganz sicher.
    »Los jetzt!«, sagt Beezer. »Wir müssen den Jungen zurückholen. Er lebt, aber er ist in Gefahr. Das hab ich glasklar gespürt. Wir müssen zu ihm! Alles andere können wir später rauskriegen.«

    Aber Jack – der nicht nur Tylers Schrei gehört, sondern sekundenlang auch mit Tylers Augen gesehen hat -, braucht nicht mehr viel rauszukriegen. Es ist sogar so, dass alle seine Überlegungen zu einem einzigen Ergebnis führen. Er beachtet Beezer und Dale nicht weiter und geht zu Tys weinendem Vater hinüber.
    »Fred.«
    Fred schluchzt weiter.
    »Fred, wenn Sie Ihren Jungen je wiedersehen wollen, müssen Sie sich jetzt zusammenreißen und mir zuhören.«
    Fred sieht mit geröteten, tränennassen Augen zu ihm auf. Die lächerlich kleine Baseballmütze hat er noch immer schief auf dem Kopf sitzen.
    »Was ist da drin, Fred?«
    »Es muss einer der Gewinne aus dem KDCU-Preisausschreiben sein, das George Rathbun jeden Sommer veranstaltet. Allerdings verstehe ich nicht, wie Ty überhaupt etwas gewonnen haben kann. Vor zwei Wochen oder so hat er noch darüber gejammert, dass er den Einsendeschluss verpasst hatte. Er hat sogar gefragt, ob ich die Karte für ihn abgeschickt habe, und ich hab ihn … also, ich hab ihn deswegen angefahren.« Bei der Erinnerung daran laufen Fred wieder die Tränen übers stoppelige Gesicht. »Das war ungefähr zu der Zeit, als Judy angefangen hat, sich … seltsam zu benehmen … Ich hab mir Sorgen um sie gemacht und ihn einfach bloß … angefahren. Sie verstehen, was ich meine?« Fred holt tief Luft. Er schnauft dabei durch die verstopfte Nase, und der Adamsapfel tanzt auf und ab. Dann fährt er sich mit einem Arm über die Augen. »Und Ty … er hat nur gesagt: ›Schon gut, Dad.‹ Er war nicht böse auf mich, hat nicht geschmollt oder sonst was. Weil er eben ein kluger, tapferer Junge war. Weil er einer ist. «
    »Wie kommen Sie darauf, mir das Paket zu bringen?«
    »Ihr Freund hat angerufen«, sagt Fred. »Hat mir erklärt, dass der Postbote etwas zugestellt hat, was ich sofort hierher zu Ihnen bringen soll. Bevor Sie aufbrechen. Und genannt hat er Sie …«
    »Er hat mich Travellin’ Jack genannt.«
    Fred Marshall starrt ihn verwundert an. »Ja, genau.«

    »Also gut.« Jack Stimme klingt sanft, fast wie von fern. »Wir holen jetzt Ihren Jungen.«
    »Ich komme mit! Ich hab mein Jagdgewehr im Wagen …«
    »Und dort bleibt es auch. Fahren Sie nach Hause, Fred. Bereiten Sie alles für seine Rückkehr vor. Bereiten Sie alles für Judys Rückkehr vor. Und überlassen Sie uns das, was zu tun ist.« Jack sieht erst zu Dale, dann zu Beezer hinüber. »Kommt«, sagt er. »Wir müssen los.«
     
    Fünf Minuten später rast Chief Dales FLPD-Dienstwagen über den Highway 35 nach Westen. Beezer und Doc, deren reich verchromte Bikes in der Sonne glitzern, fahren wie eine Ehreneskorte zu zweit vor dem Wagen her. Auf beiden Straßenseiten drängen Bäume mit vollem Sommerlaub bis dicht an die Fahrbahn heran.
    Jack fühlt, wie das für Black House charakteristische Summen in seinem Kopf immer stärker wird. Er hat entdeckt, dass er dieses Geräusch notfalls abschotten kann, damit es sich nicht ausbreitet und alle seine Denkprozesse durch Störgeräusche blockiert, aber es ist trotzdem verdammt unangenehm. Er hat sich eine der.357er Ruger genommen, die das FLPD als Dienstwaffe benutzt; die Pistole steckt jetzt im Hosenbund seiner Jeans. Er war überrascht, wie angenehm das Gewicht der Waffe sich in der Hand angefühlt hat … es war fast eine Art Heimkehr. In der Welt hinter Black House mögen Schusswaffen vielleicht keinen großen Wert haben, aber sie müssen ja erst mal da hinkommen. Und wie Beezer und Doc

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