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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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die Mütze herabfiele, aber es ist besser, nichts zu riskieren.
    Geschäftig weitereilend – und sogar halb laut vor sich hin summend -, erreicht Lord Malshun den oberen Rand der Mulde und biegt dort nach links auf die Schlangenstraße ab, um die halbe Meile zur Station House Road zurückzuschlendern, macht dann aber abrupt Halt. Vor ihm auf der Straße stehen vier Männer, die aus einer Welt kommen, die Lord Malshun als Ter-tah kennt. Es ist ein Slangausdruck – und kein schmeichelhafter. Im Buch vom guten Wirtschaften wird mit Ter die Voll-Erde-Periode bezeichnet, in der das Zuchtvieh gedeckt wird. Lord Malshun betrachtet die Welt jenseits der Haustür von Black House als eine Art riesiges Gazpacho , eine lebende Suppe, in die er den Schöpflöffel tunken kann – natürlich stets im Namen des Abbalah! -, wann immer er will.
    Vier Männer aus der Ter? Lord Malshun kräuselt verächtlich die Lippen, was kleine Beben über die gesamte Länge seines Gesichts laufen lässt. Was tun sie hier? Was meinen die überhaupt, hier erreichen zu können?
    Beim Anblick des Schlägers verblasst das Lächeln. Der Schläger schimmert in changierendem Licht, das viele unterschiedliche Farben annimmt, aber in seinem Innersten trotzdem stets weiß bleibt. Ein blendend helles Licht. Lord Malshun kennt nur ein Objekt, das jemals so geleuchtet hat: die Kugel des Ewigen, die zumindest ein kleiner Junge, der einst auf Wanderschaft war, als den Talisman kannte. Dieser Junge hat ihn damals berührt, und wie Laura DeLoessian ihm hätte erzählen
können – wie Jack jetzt selbst weiß -, verflüchtigt die Wirkung des Talismans sich nie vollständig.
    Das Lächeln verfliegt gänzlich, als Lord Malshun erkennt, dass der Mann mit dem Schläger dieser Junge war. Er ist zurückgekehrt, um sie zu stören, aber wenn er glaubt, sich die Trophäe aller Trophäen zurückholen zu können, täuscht er sich gewaltig. Schließlich ist dies hier nur ein Schläger, nicht die Kugel selbst; vielleicht hat der Mann sich ja etwas von der restlichen Kraft der Kugel bewahrt, aber sicher nicht allzu viel. Nach all den Jahren, die seither vergangen sind, ist sie bestimmt fast zu Staub zerfallen.
    Und auch mein Leben wäre nur mehr Staub wert, wenn ich zuließe, dass sie mir diesen Jungen wegnehmen, denkt Lord Malshun . Ich muss …
    Sein einzelnes Auge wird von der dunklen Gewitterwolke angezogen, die hinter den Männern aus Ter hängt. Sie gibt ein voll tönendes, schläfriges Summen von sich. Bienen? Bienen mit Stacheln? Bienen mit Stacheln, zwischen ihm und der Station House Road?
    Na ja, mit den Bienen wird er sich befassen, wenn es so weit ist. Alles zu seiner Zeit. Als Erstes sind diese Störenfriede dran.
    »Guten Tag, die Herren«, sagt Lord Malshun mit seiner freundlichsten Stimme. Der nachgeahmte deutsche Akzent ist verflogen; er spricht jetzt wie ein pseudobritischer Aristokrat in der Aufführung einer West-End-Komödie aus den Fünfzigerjahren. Oder vielleicht wie der amerikanische Rundfunkkommentator Lord Haw-Haw, der im Zweiten Weltkrieg Nazipropaganda verlas. »Reizend von Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, aus so weiter Ferne zu einem Besuch herzukommen, wirklich reizend , und noch dazu an einem derma ßen bis ins Mark verdorbenen Tag. Aber ich fürchte, hier sind alle Tage derart verdorben, das Tosen der Endwelt dient ja schließlich keinem anderen Zweck als dieser Vermenschlichung der Natur, nicht wahr, und ich – verflixt und zugenäht! – muss leider weiter. Was ich hier habe, ist leicht verderbliche Ware, fürchte ich.«
    Lord Malshun hebt Ty hoch und schüttelt ihn. Obwohl Ty die Augen offen hat und bei Bewusstsein zu sein scheint, schlenkern
seine Gliedmaßen so kraftlos hin und her wie die einer Stoffpuppe.
    »Setz ihn ab, Munshun«, sagt der mit dem Schläger, und Lord Malshun erkennt mit wachsender Bestürzung, dass jener ihm doch tatsächlich Schwierigkeiten bereiten könnte. Wahrhaftige Schwierigkeiten. Trotzdem lächelt er nun noch breiter und lässt dabei das gesamte Arsenal seiner grausigen Zähne sehen. Sie sind nadelspitz und leicht nach hinten geneigt. Verbeißen sie sich in etwas, würde es bei dem Versuch, sich aus dieser Zahnfalle zu befreien, in Fetzen gerissen.
    »Munshun? Munshun? Hier gibt’s niemanden, der so heißt. Übrigens auch keinen Mr. Monday. Alle fort, tschüs, adieu und hopsassa! Und den Jungen kann ich nicht absetzen, mein Lieber, kann’s einfach nicht. Ich habe da so meine Verpflichtungen, sollten

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