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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nämlich zweihundert Meter von hier ab, ich kann es durch meine Windschutzscheibe sehen.«
    »Verdammte Scheiße. Er meint es tatsächlich ernst.«
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß er verrückt ist. Vielleicht ist er aber auch nicht völlig verrückt. Er könnte gewinnen. Gibt es heute abend genügend nüchterne Soldaten in Moskau, um den Staat zu verteidigen?«
    »Geben Sie mir Ihre Nummer, Amerikaner, und dann verschwinden Sie aus der Leitung.«
    Monk gab ihm die Nummer. Die Vertreter von Gesetz und Ordnung würden heute zu beschäftigt sein, um seinen Wagen zu verfolgen.
    »Ein letztes noch, General. Das geplante Fernsehprogramm werden sie wohl kaum unterbrechen. Noch nicht. Sie werden die aufgezeichneten Sendungen ganz normal weiterlaufen lassen – bis sie soweit sind.«
    »Das sehe ich. Ich lasse gerade das erste Programm laufen. Man zeigt das Kosakenballett.«
    »Eine Konserve. Bis zu den Nachrichten gibt es keine LiveSendung. Ich denke, jetzt sollten Sie allmählich einige Anrufe machen.«
    Doch General Petrowski hatte bereits aufgehängt. In diesem Augenblick wußte er noch nicht, daß seine Kasernen innerhalb der nächsten sechzig Minuten angegriffen werden würden.
    Es war zu still. Wer immer die Übernahme des Fernsehzentrums geplant hatte, hatte gute Arbeit geleistet. Der Boulevard wurde von Wohnblöcken gesäumt, in denen die Lichter brannten und die Bewohner in Hemdsärmeln, Glas in der Hand, vor dem Fernseher saßen und sich das Programm des Senders anschauten, der nur wenige Schritte entfernt in aller Stille überfallen wurde.
    Monk hatte einige Zeit damit verbracht, sich den Stadtplan des Bezirks Ostankino anzusehen. Wollte er jetzt auf den Boulevard fahren, würde er die Schwierigkeiten geradezu herausfordern, doch hinter ihm lag ein dichtes Netzwerk kleiner Straßen, die nach Süden in Richtung Stadtzentrum führten.
    Das Naheliegendste wäre es gewesen, durch das Straßengewirr zum Mira Prospekt, der Hauptstraße in Richtung Zentrum, zu fahren, aber vermutlich war heute nacht auch auf dieser Straße kein Platz für einen Jason Monk. Ohne die Scheinwerfer einzuschalten, drehte er, stieg aus, duckte sich und verfeuerte sein ganzes Magazin auf Laster und Fernsehgebäude.
    In zweihundert Metern Entfernung klingen die Schüsse einer Pistole wie Knallfrösche, aber die Kugeln fliegen weit genug. Drei Fenster im Gebäude gingen zu Bruch, eine Windschutzscheibe zerplatzte, und ein Zufallstreffer riß einem Schwarzgardisten ein Ohr ab. Einer seiner Kameraden verlor die Nerven und gab mit seiner Kalaschnikow einen Feuerstoß in die Nacht ab.
    Die bittere Kälte machte Doppelverglasung in Moskau lebensnotwendig, und da die Fernseher lärmten, hatten die meisten Anwohner noch immer nichts gehört. Doch die Kugeln der Kalaschnikow zertrümmerten drei Wohnzimmerscheiben, und einige Leute steckten in panischer Angst ihre Köpfe aus den Fenstern. Dann verschwanden sie, da die Leute zu ihren Telefonapparaten rannten, um die Polizei anzurufen.
    Die Schwarzgardisten formierten sich und stießen zu ihm vor. Monk kroch in seinen Wagen und jagte davon. Er machte kein Licht an, aber die Gardisten hörten den Motor aufheulen und feuerten hinter ihm her.
    Im Hauptquartier des MVD am Tschitnyplatz war der höchste Offizier vom Dienst, der Kommandant des OMON-Regiments, General Iwan Koslowski, der in seinem Büro saß, ebenso mißmutig wie die dreitausend Männer in seiner Kaserne, deren Urlaub er heute gegen seine bessere Einsicht gestrichen hatte. Der Mann, von dem er dazu überredet worden war, telefonierte aus der vierhundert Meter entfernten Schabolowkastraße mit ihm, und Koslowski schrie ihn an.
    »Verfluchter Quatsch. Ich sehe mir doch gerade dieses verdammte Programm an. Wer sagt das? Was soll das heißen, Sie sind informiert worden? Sekunde, einen Moment.«
    Es blinkte an seinem zweiten Apparat. Er langte nach dem Hörer und schrie: »Ja?«
    Eine nervöse Telefonistin meldete sich. »Tut mir leid, daß ich Sie belästigen muß, General, aber Sie scheinen der ranghöchste Offizier im Gebäude zu sein. Ich habe einen Mann in der Leitung, der draußen in Ostankino wohnt und behauptet, auf den Straßen würde geschossen. Eine Kugel sei in sein Fenster eingeschlagen.«
    General Koslowskis Ton änderte sich. Er sprach langsam und deutlich. »Holen Sie jedes Detail aus diesem Mann heraus, und rufen Sie mich zurück.«
    In den anderen Hörer sprach er: »Sie könnten recht haben, Walentin. Gerade hat ein Bürger

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