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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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geplatzt.«
    Kampfeinsatz klang gut. Irgendwie militärisch. Die BNR hielt sich darauf zugute, Soldaten eines neuen Rußland zu sein, auch wenn sie sich niemals der UPK angeschlossen hatten. Disziplin war nicht nach ihrem Geschmack.
    »Wie lautet der Auftrag?«
    »Silvester zwischen zehn Uhr abends und Mitternacht stürmen und halten Sie das Büro des Bürgermeisters, allerdings nur unter einer Bedingung: Vor Morgengrauen wird nicht gesoffen.«
    Der Kommandant der BNR dachte nach. Er war zwar nicht gerade der hellste Kopf, konnte sich aber ausrechnen, daß die UPK aufs Ganze ging. Wurde auch langsam Zeit. Er beugte sich über den Tisch und umklammerte die Dollarnoten.
    »Aber wenn alles vorbei ist, kriegen wir die Itzigs.«
    Grischin lächelte. »Das wird mein persönliches Geschenk an Sie sein.«
    »Abgemacht.«
    Sie besprachen die Details für ein Treffen der BNR vor den Gärten am Puschkinplatz, etwa zweihundert Meter von jenem Gebäude entfernt, in dem die Verwaltung der Stadt Moskau untergebracht war. Sie würden kaum Aufsehen erregen. Am Platz befand sich ein McDonald's.
    Zu gegebener Zeit, dachte Grischin, als er im Wagen saß, würde man sich tatsächlich um die Juden von Moskau kümmern, allerdings auch um diesen Abschaum von BNR. Es dürfte amüsant werden, wenn man sie mit den Juden in dieselben Züge nach Osten verfrachtete, bis hinunter nach Workuta.
    Am Morgen des einunddreißigsten rief Jason Monk noch einmal General Petrowski an. Der General war in seinem Büro im bereits wieder halb besetzten GUVD-Hauptquartier.
    »Immer noch auf dem Posten?«
    »Ja, verdammt.«
    »Verfügt die GUVD über einen Hubschrauber?« »Natürlich.«
    »Kann der bei diesem Wetter aufsteigen?«
    Petrowski starrte aus dem vergitterten Fenster in die grauen, bleiernen Wolken.
    »Er kann nicht rauf in diese trostlose Suppe, aber er könnte drunter bleiben, denke ich.«
    »Kennen Sie die Standorte von Grischins Schwarzer Garde außerhalb der Stadt?«
    »Nein, aber die könnte ich ausfindig machen. Warum?«
    »Warum fliegen Sie nicht mal hin, um Sie sich anzusehen?«
    »Warum sollte ich?«
    »Nun, falls sie friedliebende Bürger sind, dann müßten überall in den Kasernen die Lichter brennen, die Soldaten hocken im Warmen, gönnen sich ein Schlückchen vor dem Essen und bereiten sich auf die Feier am Abend vor. Riskieren Sie einen Blick. In vier Stunden rufe ich Sie wieder an.«
    Als er zurückrief, klang Petrowski ziemlich bedrückt.
    »Vier Stützpunkte sehen aus, als wären sie geschlossen, aber sein Hauptquartier im Nordosten gleicht einem Ameisenhaufen. Hunderte von Lastwagen sind vorgefahren. Man könnte glauben, daß er sein ganzes Heer an diesem einen Standort zusammenzieht.«
    »Warum sollte er so etwas tun, General?«
    »Sagen Sie's mir.«
    »Ich weiß es nicht, aber mir gefällt's nicht. Das riecht nach einer Nachtübung.«
    »An Silvester? Sie sind ja verrückt. Jeder Russe besäuft sich an Silvester.«
    »Eben. Jeder Soldat in Moskau wird bis Mitternacht sternhagelvoll sein. Es sei denn, man befiehlt ihm, nüchtern zu bleiben. Kein Befehl, der Sympathien verschafft, aber wie gesagt, es wird noch andere Silvesterabende geben. Kennen Sie den kommandierenden Offizier vom OMON-Regiment?«
    »Natürlich. General Koslowski.«
    »Und den Kommandanten der Sicherheitstruppe des Präsidenten?«
    »Ja, General Korin.«
    »Beide sind jetzt bei ihren Familien?«
    »Das nehme ich an.«
    »Hören Sie, von Mann zu Mann, falls das Schlimmste geschieht, falls Komarow doch noch gewinnt, was glauben Sie, was dann mit Ihnen, Ihrer Frau und Tatjana geschieht? Würde sich da nicht eine Nachtwache lohnen? Ein paar Anrufe?«
    Nachdem er aufgelegt hatte, griff Jason Monk nach einem Stadtplan von Moskau und Umgebung. Mit dem Finger fuhr er die Gegend nordöstlich der Hauptstadt ab. Dort, so hatte Petrowski gesagt, lag das Hauptquartier der Schwarzen Garde.
    Die wichtigste Straße von Nordosten in Richtung Stadtmitte war die Jaroslawskoje-Chaussee, die später dann Mira Prospekt hieß. Sie war eine Hauptverkehrsader und führte am Fernsehkomplex Ostankino vorbei. Er griff noch einmal zum Telefon.
    »Umar, mein Freund. Ich muß Sie um einen letzten Gefallen bitten. Ja, ich schwöre es Ihnen, es ist der letzte. Ein Auto mit Telefon und die Nummer, unter der Sie heute nacht zu erreichen sind. Nein, Magomed und seine Jungs brauche ich nicht. Ich würde ihnen bloß die Silvesterparty vermiesen. Nur den Wagen mit Telefon. Ach, und eine Waffe. Falls

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