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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Ich habe heute – nicht gehorcht, wenigstens nicht die Absicht gehabt, das zu tun, aber nachher konnt' ich's doch nicht lassen, denn ich hörte zufällig einen lauten Wortwechsel zwischen Vater und Mutter. Mutter sprach erregt: Er hat sie sich aus dem Feuer geholt. – Das hätte er jede andere auch, erwiderte der Vater. – Darauf Mutter: Na, die Jakobine nicht! – Ach, laß mich mit euren Liebesgeschichten in Ruh'! begehrte Vater auf, es wird alles so kommen, wie Gott will, und damit holla! – Verstehst du, Franz?« fuhr Steffen fort. »Wie Gott will, hat er gesagt, früher sagte er immer: wie ich will. Das ist doch schon ein Schritt zur Besserung, deine Aussichten steigen; meinst du nicht?«
    »Ja, Steffen, das ist eine gute Nachricht,« sprach Franz freudig überrascht. »Daß Mutter für mich eintreten würde, wußt' ich ja. Wenn sie aber den Vater schon so weit herum hat, daß er meine Sache nicht nach seinem eigenen harten Sinn lenken, sondern Gott anheimstellen will, so kann ich frohen Mutes sein und bin es auch. Ich dank' dir für deinen brüderlichen Wink.«
    Dieses von Steffen erlauschte Zwiegespräch seiner Eltern war aber nicht das einzige, was Franzens Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang seiner Herzensangelegenheit erhöhte. Als er wieder einmal bei Trudi war, erzählte ihm diese, daß seine Mutter sie besucht, sich sehr liebevoll nach ihrem Befinden erkundigt und ihr sogar einen Gruß von seinem Vater bestellt hätte, der ihr sagen ließ, er bilde sich nicht wenig darauf ein, daß sein Trotzkopf von Sohn zum Rettungsengel an ihr geworden wäre. Das war Oberwasser für Franz, und ein etwas stürmischer Kuß war Trudis Lohn für diese höchst wichtige Mitteilung.
    Endlich sollte den Armbrusters oder eigentlich Trudi noch eine besondere Auszeichnung zuteil werden. Der Reichsfreiherr von Remchingen kam in Seidenwams und Federhut auf den Abtshof geritten, stieg aber von seinem langgeschweiften Schimmel nicht ab, sondern ließ sich den Bürgermeister herbeirufen. Dieser erschrack nicht wenig, als ihm der Besuch gemeldet wurde. Jetzt naht sich das Unheil, dachte er. Dieter wird durch die Brandgeschichte erfahren haben, daß wir eine Fremde beherbergen, und nun Trudi als Wildfang in Anspruch nehmen. Aber der Ritter, eine Reckengestalt von kriegerischem Aussehen mit herrisch blickenden Augen und grauem Schnurr und Knebelbart, empfing ihn mit einem heiteren Gesicht, reichte dem Jugendfreunde vom Sattel aus die Hand und sprach zutraulich: »Chrischtoph, ich salutiere dir und deiner jungen Verwandten, die, wie ich hörte, eine so glorreiche Tat vollbracht hat. Kann ich sie nicht sehen und sprechen, um ihr mein Kompliment zu machen? Denn dazu bin ich hergekommen.«
    Christoph fiel ein Stein von der Seele, und erfreut antwortete er: »Großen Dank, Dieter! aber sehen kannst du sie leider nicht, denn sie liegt an ihren Wunden noch zu Bett, ist jedoch auf dem besten Wege zur Genesung. Darf ich ihr sagen, daß du hier warst?«
    »Natürlich sollst du das, ich bitte darum,« versetzte der Freiherr, »und ihr meine Gratulation bestellen zu ihrer Bravour. Ich reite bald wieder bei euch ein, denn diesem Mirakel von Frauenzimmer muß ich einmal die Wange streicheln. Auch deiner lieben Hausehre, Frau Madlen, und dem Blitzmädel, der Ammerie, meine Reverenz! vergiß es nicht! und damit für heute Gott befohlen, mein Alter!«
    »Grüß Gott, Dieter!« erwiderte Christoph und begleitete den Freund, neben dem Pferde hergehend, bis zum Hoftor. Dort schüttelten sie sich nochmals die Hände, und der Freiherr sagte nun: »Aber Christoph, ich kenn dich gar nicht wieder, hast mir nicht mal einen Trunk angeboten, läßt mich zum erstenmal im Leben durstig vom Hofe ziehen.«
    »Komm, sitz ab! ich hol dir einen frisch aus dem Faß,« sprach Christoph schnell.
    »Nein, jetzt will ich keinen, du alter Geizkragen!« muckte der andere, worauf beide laut lachten.
    Dietrich von Remchingen ritt ab, während Christoph langsam seinem Hause zuschritt.
    Dieser herzliche und fröhliche Abschied hatte einen heimlichen Zeugen gehabt. Hammichel war es, der dem Bürgermeister mit einem wahren Raubtierblick nachschaute und murmelte: »Der Herr Obervogt scheint noch nicht zu wissen, daß hier im Haus ein Wildfang steckt. Desto besser! aber wer da noch ein bißchen im Trüben fischen will, muß sich sputen.« –
    Als Christoph den beiden Mädchen den Auftrag des Freiherrn wörtlich ausrichtete, sprach Ammerie: »Nun fehlt weiter nichts, als daß

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