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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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eine geborene Pfälzerin ist. Dann kann ihr kein Pfalzgraf, kein Vogt und kein Faut was anhaben.«
    Christoph hatte strengen, unbeweglichen Gesichtes den Alten ohne Unterbrechung ausreden lassen. Jetzt erhob er sich von der Bank unter dem Nußbaum und sagte: »Wenn ich dich recht verstanden habe, willst du in aller Form vor Vogt und Schultheiß beschwören, daß meine Niftel eine geborene Pfälzerin ist.«
    »Ja! dazu bin ich erbötig und bereit,« erklärte Hammichel bestimmt, sich schon der Hoffnung hingebend, daß der Bürgermeister, da er so ruhig blieb, geneigt sei, auf den Vorschlag einzugehen.
    »Hm!« machte Christoph, innerlich kochend, »und diesen Eid soll ich dir natürlich mit blankem Silber und Gold aufwiegen, nicht wahr? so meinst du's doch?«
    »Ja! so dacht ich's mir,« erwiderte Hammichel unverfroren.
    »Hier meine Antwort, du Schuft!« donnerte ihn der Bürgermeister an, und eine fürchterliche Ohrfeige klatschte auf Hammichels Wange, daß er ein paar Schritte seitwärts taumelte.
    »Feste, Chrischtoph! immer feste druf!« rief einer laut vom Hoftor her, und Lutz Hebenstreit kam gelaufen, fuhr auf Hammichel los und gab ihm mit den Worten: »Wo Chrischtoph Armbruschter hinhaut, da hau' ich auch hin« noch eine Ohrfeige, welche die des Bürgermeisters noch an Wucht übertraf.
    Der Alte heulte vor Schmerz und Wut wie ein mißhandeltes Tier und erhob ein schreckliches Geschimpf in den gröbsten, beleidigendsten Ausdrücken. Lutz wollte noch einmal über ihn herfallen, aber Christoph hielt den an derbes Zuschlagen gewöhnten Böttchermeister zurück, der nun aus Leibeskräften lachte, wie der Schiefgewachsene auf seinen trippelnden, wackligen Spinnenbeinen die Flucht ergriff und außerhalb des Tores drohende Verwünschungen gegen seine Vergewaltiger ausstieß, von denen sie das meiste nicht verstanden.
    »Nu sag' mir aber, Chrischtoph, was hattest du mit dem alten Lumpen für ein Hühnchen zu pflücken, daß euer Streit einen so herzerquickenden Ausgang nahm?« fragte Lutz, als der Geprügelte außer Sicht war.
    Der Bürgermeister verschnaufte sich erst ein wenig nach der starken seelischen und körperlichen Bewegung, reckte dann seine hohe Gestalt und sprach: »Ah! das war mal ein Labsal, Lutz! am liebsten hätt' ich den Kerl in Grund und Boden geschlagen.«
    »Ja, ums Himmels willen, was ist denn geschehen?« fragte Lutz noch einmal.
    »Komm, komm herein!« erwiderte Christoph. »Sollst alles erfahren, ich trag's ohnehin nicht länger mehr allein.«
    Sie begaben sich zusammen ins Haus und in des Bürgermeisters Schreibstube, deren Tür Christoph hinter ihnen abschloß, um von niemand in ihrer Unterredung gestört zu werden.
    »Da setz' dich hin und höre zu!« sprach er, auf den alten, wurmstichigen Lehnstuhl weisend, in dem schon sein Vater und sein Großvater als Bürgermeister ihres Amtes gewaltet hatten. »Ich hab' zum Sitzen noch nicht Ruhe genug.«
    Als aber Lutz Hebenstreit Platz genommen hatte, der Dinge gewärtig, die da kommen sollten, schwieg Christoph noch und schritt in der Stube auf und ab, als wüßte er nicht, wie er beginnen sollte. Endlich setzte auch er sich und enthüllte nun dem Freunde seine schweren Sorgen um Trudis Zukunft. Wie ihm Hammichel, der es aus unanfechtbar sicherer Quelle hätte, schon kurz nach Ostern die Mitteilung gemacht habe, daß in der Pfalz das Wildfangrecht wieder auf die Bahn kommen sollte, das er dem Hochaufhorchenden dann mit allen Einzelheiten erklärte, wie sie ihm der Schultheiß aus den alten Verordnungen demonstriert hatte.
    »Chrischtoph!« rief Hebenstreit, der in seinem Schrecken dem Freunde schon ein paarmal ins Wort fallen wollte, »was ist das? Die Trudi soll, bloß weil sie eine Zugewanderte ist, hörig und leibeigen werden? das ist ja haarsträubend, davon hab' ich in meinem ganzen Leben noch nichts gehört.«
    »Weil du noch zu jung bist, Lutz,« erwiderte Christoph. »Aus meiner frühen Jugend erinnere ich mich, daß mein Vater selig davon als von etwas Unwürdigem, Schmachvollem sprach, aber mehr wußte ich bis jetzt nicht davon. Während der unruhvollen, wilden Zeiten des dreißigjährigen Krieges ist es in Abgang und Vergessenheit geraten, und nun will es der Pfalzgraf wieder einführen, um sein Land wieder mehr zu bevölkern.«
    »Aha! wer von außen 'reinkommt, soll auch sein Leben lang drinbleiben, – sehr landesväterlich gedacht!« höhnte Lutz. »Aber ist es denn dazu nötig, auch gleich leibeigen zu werden? Was wirst du nun

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