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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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rief Ammerie und umschlang die in sprachloser Verwirrung Zitternde, der schon jede Hoffnung auf ein Liebesglück mit Franz ins Bodenlose versunken war.

Achtzehntes Kapitel.
    Schon am nächsten Abend konnte Schneckenkaschper auf dem Abtshofe melden, daß der Fremde im Gasthause zur goldenen Traube wohnte, in das er auch soeben seinen Großvater hätte hineingehen sehen.
    »Natürlich wieder Hammichel, der sich dem Abgesandten sofort als Bundesgenosse zur Verfügung stellt,« sprach der Bürgermeister.
    Die beiden Mädchen waren nicht zugegen, wohl aber Madlen, die nun sagte: »Wie mögen sich diese zwei Menschen nur so schnell zusammengefunden haben?«
    »Sie werden wohl eine ebenso feine Nase haben wie Schneckenkaschper sein Patz und haben's sich gegenseitig angerochen, weß Geistes Kinder sie beide sind,« höhnte Christoph.
    Kasper aber wurde für seine wichtige Entdeckung von Madlen mit einem Abendbrot belohnt. –
    Die Verbindung Ebendorffers mit Hammichel hatte der Zufall eingeleitet. Der Alte hatte den ihm Unbekannten auf der Straße getroffen, wo dieser, ein schlanker, kräftig gebauter Mensch von einigen dreißig Jahren, umherspähend sich die Häuser und Höfe betrachtete, als suche er jemand. Da hatte Hammichel in der Hoffnung auf einen klingenden Habedank sich ihm mit der Anrede genähert: »Ihr seid hier fremd, Herr; kann ich Euch vielleicht mit einer Auskunft von Nutzen sein?«
    »Das nehm' ich gern an,« erwiderte der also Begrüßte, dem das verschmitzte Gesicht des sich ihm Anbietenden Vertrauen zu seiner Brauchbarkeit einflößte. »Ich suche eine gewisse Trudi Hegewald aus dem Würzburgischen.«
    »Die schöne Trudi sucht Ihr?« sprach Hammichel erstaunt. »Ja, die wohnt hier, und ich kenne sie genau. Aber,« fuhr er fort, als er sah, wie willkommen dem Fremden diese Nachricht zu sein schien, »was wollt Ihr denn von der, wenn ich fragen darf? das möcht' ich wissen, eh' ich Euch zu ihr führe.«
    »Was ich von ihr will, könnt Ihr und ganz Wachenheim wissen, denn es liegt kein Grund vor, ein Hehl daraus zu machen,« gab Ebendorffer sehr von oben herab zur Antwort. »Ich hab ein wohlverbrieftes Recht auf sie, kraft dessen sie mir unweigerlich ausgeliefert werden muß. Sie ist aus ihrem Dienst auf dem Klosterhof zu Bronnbach entflohen, und ich bin als Verwalter des Hofes beauftragt und bevollmächtigt, sie dahin zurückzuholen.«
    »Was Ihr sagt!« grinste der rasch Überlegende, erfreut über die für ihn aussichtsreiche Eröffnung. »Nur, so leicht und ohne weiteres wird sich das nicht bewerkstelligen lassen; freiwillig wird sie schwerlich mit Euch gehen und ob man sie dazu zwingen wird, ist auch noch die Frage. Aber ich könnt' Euch in der Sache viel helfen, wenn Ihr verschwiegen sein wollt und wenn Ihr –«
    »Verstehe schon,« lächelte der andere und blinzelte dem gefälligen Vermittler gönnerhaft zu. »Es soll Euer Schade nicht sein. Wie heißt Ihr, guter Freund?«
    »Hammichel, Hammichel von Gimmeldingen, Euch zu dienen.«
    »Hammichel von Gimmeldingen, – ein hübscher Name, ein einschmeichelnder Name!«
    »Nicht wahr?« schmunzelte der Alte, »und hier zehn Meilen weit in der Runde überall mit Ehren genannt.«
    »Ei, ei! da kann man sich wohl auf Euch verlassen, Hammichel von Gimmeldingen?«
    »In allen Stücken, bei Tag und bei Nacht, Herr –«
    »Vinzenz Ebendorffer.«
    Tief duckte Hammichel seinen krummen Rücken und sprach: »Aber die Trudi ist doch schon ein ganzes Jahr hier. Warum seid Ihr denn nicht schon früher gekommen, sie zu holen?«
    »Weil ich ihren Aufenthaltsort nicht kannte,« erwiderte Ebendorffer. »Erst kürzlich hat ihr Stiefvater, mit dem ich befreundet bin, ein von ihrer verstorbenen Mutter hinterlassenes Papier aufgefunden, aus dem hervorging, daß sie in der Rheinpfalz Verwandte haben mußte. Da hab ich mich aufgemacht und hierzulande in Städten und Dörfern nach ihr geforscht, aber niemand wußte etwas von einer Trudi Hegewald. Ihr seid der erste, der mir Bescheid geben konnte.«
    »Das hat sich gut getroffen,« sagte Hammichel. »Die Verwandten des Mädchens sind der hiesige Bürgermeister Christoph Armbruster und seine Familie, die der Flüchtigen Obdach gewährt haben. Aber ich schlage vor, Herr Ebendorffer, daß wir das Nähere in geschlossenen vier Wänden bereden; hier auf der Gasse könnte das auffallen, es gibt hier schlechte, übeldenkende Menschen.«
    »So kommt in den Gasthof zur goldenen Traube,« sprach der Meier. »Da bin ich abgestiegen und

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