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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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ragt ein hoher Galgen in die blaue Luft.«
    »Könnt Ihr etwa mehr als die Nürnberger, die keinen hängen, sie hätten ihn denn?« höhnte Ebendorffer. »Vergeßt nicht, daß ich als Abgesandter eines kirchlichen Würdenträgers in einer unangreifbaren Stellung bin.«
    Bei dieser unverschämten Frechheit stieg dem Bürgermeister das Blut zu Kopfe, und empört rief er aus: »Pocht nicht zu laut auf Eure eingebildete Unverletzbarkeit! wir würden kurzen Prozeß mit Euch machen. Die Trudi liefere ich nicht aus, das laßt Euch hiermit ein für allemal gesagt sein. Und nun hab' ich keine Lust mehr, mit Euch noch länger zu verhandeln; packt Euch! dort ist die Tür.«
    Der so schroff Hinausgewiesene machte sich ohne Gruß und mit einem grimmen Fluch auf den Lippen davon und Christoph Armbruster hatte nun einen Feind mehr in Wachenheim.
    Er war überzeugt, daß dieser erste leicht abgeschlagene Angriff auf Trudis Freiheit nur der Anfang gewesen war von einem vielleicht hartnäckigen Kampfe, der ernster zu nehmen war als die Auflehnung gegen das Wildfangrecht. Der Meier, der sicher alles aufbieten würde, Trudi zu seiner Leibeigenen in des Wortes schändlichster Bedeutung zu machen, schien ein leidenschaftlicher, zügelloser Mensch zu sein, und Christoph mußte dessen nächste, nicht vorauszusehenden Schritte abwarten, eh' er Maßregeln zu ihrer Abwehr treffen konnte. Sollte er den Schultheißen um Rat fragen, was hier zu tun sei? Davon versprach er sich wenig. Gottfried Bofinger hatte das Recht des nachjagenden Herrn als unanfechtbar anerkannt, konnte also nicht dagegen einschreiten. Oder sollte er, um Macht wider Macht ins Feld zu führen, den Reichsfreiherrn um seinen Schutz angehen? Ja, wenn Dietrich von Remchingen dazu geneigt und auch dazu befugt wäre! An dem guten Willen des alten Freundes zweifelte er nicht, aber er wußte, daß Dieter in allen Dingen unparteiisch und gewissenhaft war und sich bei seinen Amtshandlungen nicht durch Gefühlsregungen bestimmen ließ.
    Während er diese und noch andere Entschlüsse sorgenvoll bei sich erwog, erschienen nach und nach seine sämtlichen auf dem Abtshofe hausenden Familienglieder bei ihm, um zu erfahren, was der Bronnbacher von ihm gewollt und welche Zumutungen er in bezug auf Trudi an ihn gestellt hätte.
    Anfangs wich er ihren sich überstürzenden Fragen aus und gab ihnen nur widerstrebend und andeutungsweise Auskunft. Als aber zuletzt auch Trudi und Ammerie mit angsterfüllten Gesichtern bei ihm eintraten, brachte er es nicht mehr über sich, den Seinigen die Wahrheit vorzuenthalten und erstattete ihnen fast wortgetreuen Bericht.
    Der Eindruck, den dieser auf sie machte, war ein sehr verschiedener. Peter geriet über die Frechheit des Meiers in Wut und wollte nicht mehr ohne hagebüchenen Stock ausgehen, um den Friedensstörer bei Gelegenheit
mores
lehren zu können. Elsbeth war voll Mitleid mit Trudi und bangte sich um ihren Mann, daß er sich in einen Streit mit dem bewaffneten Fremden einlassen wollte Ammerie aber stimmte ihrem Bruder lebhaft zu, daß Knüppel aus dem Sack die richtigste und verständlichste Antwort auf Ebendorffers unverschämte Forderung wäre. Trudi saß abseits, in stiller Verzweiflung über das neuerdings auf sie heranstürmende Schicksal, das ihr grauenvoller war als das, die Hörige des Reichsfreiherrn zu werden. Nur in der eiligen Flucht mit Franz sah sie noch eine Möglichkeit zur Rettung. Die einzige, die außer dem Bürgermeister ihre Besonnenheit bewahrte, war Madlen.
    Sie wußte, daß Christoph dem frevelhaften Begehren des Meiers einen unbeugsamen Widerstand entgegensetzen würde und hegte wie in allen Lebenslagen so auch in dieser ein unerschütterliches Vertrauen zu ihm. Sie hatte bis jetzt geschwiegen, ging aber nun zu Trudi, nahm, sich neben sie setzend, deren Rechte in ihre beiden Hände und sprach ruhig und mild: »Fürchte dich nicht, mein liebes Kind! das kann Gott nicht wollen, daß du in die Gewalt dieses niederträchtigen Menschen fällst. Onkel Chrischtoph ist Bürgermeister dieser Stadt und steht mit seiner Kraft und seinem eisernen Willen nicht einsam und allein. Er hat Freunde um sich, die ihm helfen werden, dich zu beschützen und in Not und Gefahr zu verteidigen. Du wirst von uns nicht verraten und verkauft werden. Das sage ich dir, deine jetzige Mutter, die du in guten und bösen Stunden stets an deiner Seite haben wirst. Chrischtoph, was sagst du?«
    Christoph kam zu Trudi heran und sprach: »Solange ich lebe, Trudi,

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