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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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hab' auch mein Pferd dort eingestellt.«
    »Hergeritten seid Ihr?«
    »Jawohl, auf einem geschwinden und starken Gaul, ausdauernd in jeder Gangart.«
    »Darum auch die Sporen. Wann soll ich kommen, Herr Ebendorffer?«
    »Gegen Abend will ich Euch erwarten, lieber Hammichel, und im Gasthof werd' ich Euch einen Extraschoppen Pfälzer vorsetzen, der Euch munden soll.«
    »Und den ich selbst zurecht gemacht habe,« sagte sich der geheime Kellermeister des Traubenwirtes, nachdem er sich von seinem neuen Geschäftsfreunde getrennt hatte. »Ein gefunden Fressen, dieser sporenklirrende Mädchenfänger! Würzburger Gulden gelten ebensoviel wie rheinische, wenn sie einem wie gebratene Tauben ins Maul fliegen. Nun muß mir doch auch Jakobine wieder blechen, daß ich dabei mitwirke, die ihr Unbequeme von hier fortzuschaffen. Zwei Eisen im Feuer! das dreht sich ja recht günstig für dich, alter Hammichel, und Seiner hochnäsigen Wohlweisheit dem Herrn Bürgermeister schickst du jetzt einen auf den Hals, der eine bessere Vollmacht hat als der dämische Hühnerfaut mit dem wieder aufgebrühten Wildfangrecht.«
    Als es Abend geworden war, folgte Hammichel der Einladung des Meiers, wie es Kaspar gesehen und flugs auf dem Abtshofe gemeldet hatte. –
    Das Gasthaus zur goldenen Traube wurde von Einheimischen fast gar nicht besucht, sondern mehr als Herberge für Durchreisende und als Ausspann für Fuhrleute und Reiter benutzt. Die beiden einander Würdigen, der Bronnbacher und der Gimmeldinger, saßen dort unbeobachtet und unbelauscht beim Wein und besprachen leise, wie sich Trudis Beschlagnahme am sichersten und schnellsten erreichen ließe. Um Schnelligkeit war es aber Hammichel durchaus nicht dabei zu tun, denn er wünschte mehr solche verstohlenen Zusammenkünfte mit dem Meier, deren jede einen in barer Münze ausgerechneten Wert für ihn hatte. Darum hob er mit erheuchelter Sorglichkeit für den vorwärts Drängenden die Schwierigkeiten des Unternehmens nachdrücklich hervor und suchte sie möglichst aufzubauschen. Er weihte ihn, soviel es ihm ersprießlich deuchte, in die Wachenheimer Verhältnisse umständlich ein, unterrichtete ihn von der unnachgiebigen Hartnäckigkeit und dem vielvermögenden Einflusse des Bürgermeisters und erfand noch mehr dem Plan entgegenstehende Hindernisse, deren Überwindung mit der äußersten Vorsicht betrieben werden müßte.
    Die vielen Wenn und Aber seines schlauen Zuträgers entmutigten den Meier jedoch nicht, was Hammichel auch keineswegs beabsichtigte. Er bestärkte ihn vielmehr geflissentlich in seinem Vorsatze, morgen zu Armbruster zu gehen und die pflichtschuldige Auslieferung der aus der Klosterfron Entsprungenen kurz und bündig zu fordern.
    Der Erzschelm wußte genau, daß dies ein völlig verlorener Schritt sein würde. Aber er wollte Zeit gewinnen, die Sache in die Länge ziehen, den schon halb Umgarnten nach dem Mißlingen der einen noch zu anderen Maßnahmen anstiften und ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen, – natürlich nicht für nichts und wieder nichts.
    Um des Bronnbachers brennendes Verlangen nach Trudi, dessen wahren Beweggrund er bald entdeckt hatte, noch zu schüren, versäumte er nicht, ihm ihre anmutige Erscheinung recht sinnfällig herauszustreichen und ihre verführerischen Reize zu schildern, womit sie den Burschen hier die Köpfe verdrehte, daß alle nach ihrem Besitz trachteten und schmachteten. Das war Öl ins Feuer gegossen, und in der Weinlaune versprach Ebendorffer dem abgefeimten Schacherer goldene Berge für seine Hilfe, wenn sie den gewünschten Erfolg hätte. Heute schon drückte er ihm zum Dank für seine Bemühung ein ziemlich gewichtiges Geldstück in die Hand, das Hammichel unbesehen, aber in richtiger Abschätzung seines Silbergehaltes zufrieden einsteckte. Das war doch ein Anfang, der weitere gute Besoldung erhoffen ließ, und dienstwillig empfahl sich der Seßhafte zu später Stunde seinem freigebigen Beköstiger mit dem Versprechen, am nächsten Abend wiederzukommen, um zu hören, welchen Verlauf der Antrittsbesuch auf dem Abtshofe genommen hatte.
    Langsam wandelte er durch die nächtlich stillen Gassen seiner Behausung zu und spann allerhand Fäden, an denen er den Irregeführten zappeln und so lange hin- und herziehen wollte, bis er sein Schäflein im Trockenen, d. h. sowohl von Ebendorffer wie von Jakobinen nicht gering veranschlagte Sporteln und Gebühren für seine Maulwurfsarbeit eingesackt hatte.
    Am Himmel stand der Mond, der dem

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