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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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gewußt, und die Mitteilung wirkte erschütternd auf ihn. Nun war er dem Vater gegenüber machtlos und hatte nur noch die Wahl zwischen dem reichen Hof und dem geliebten Mädchen.
    Ohne zu schwanken erklärte er: »Vater, hörig werden will ich nicht, und wenn es nur einen Weg gibt, dem auszuweichen, so geh' ich ihn. Auf mein einstiges Erbe kann ich verzichten, aber auf Trudi nicht. Dann zieh' ich mit ihr fort in die weite Welt, in die Fremde, wo man vom Wildfangrecht nichts weiß. Frei will ich sein, auch vogelfrei und bettelarm wie ein Verstoßener, aber kein Mensch soll an mich und mein Weib den Schatten eines Rechtes haben.«
    »Das überlege dir dreimal, mein Sohn!« sprach Gersbacher, der auf eine derartige Entscheidung nicht im entferntesten gefaßt gewesen war. Eine so hingebungsvolle, zu allem fähige Liebe, die jedem andern Glück zu entsagen bereit war, griff auch dem festgepanzerten Bauer ans Herz, und obwohl er kaum hoffte, Franz umstimmen und von dem für ihn folgenschweren Schritt der Auswanderung abbringen zu können, fuhr er doch eindringlich fort: »Überlege dir wohl, ob du dein Vaterhaus verlassen, ein schönes Besitztum und ein behagliches Leben in Ehren und verdienter Anerkennung deiner Mitbürger preisgeben willst eines Mädchens wegen, das ich allerdings selber hochschätze und aufrichtig liebgewonnen habe.«
    »Da ist nichts mehr zu überlegen, Vater,« erwiderte Franz in männlicher, maßvoller Haltung. »Du meinst es gut mit mir, aber mein Entschluß steht unwiderruflich fest, ich kann nicht anders.«
    So endete die für beide schmerzliche Unterredung zwischen Vater und Sohn, deren Ergebnis sich jeder von ihnen anders gedacht und gewünscht hatte, als es gekommen war, die aber in keinem ein Gefühl der Bitterkeit gegen den andern zurückließ.
    »Wer mein Blut hat, hat mein Gut,« sagte sich Florian, als er allein war. »Mein Gut verschmäht der Junge eines Mädchens wegen, aber mein Blut hat er nun mal in den Adern und damit auch den stocksteifen pfälzischen Bauerntrotz, der immer mit dem Kopf durch die Wand will und der von alters jedem echten Gersbacher angeboren ist.« Es ging ihm sehr gegen den Strich, den stattlichen Hof mit Weinbergen und Liegenschaften nicht nach altem Brauch und Herkommen auf seinen ältesten Sohn vererben zu können, aber er wollte kein Wort mehr darum verlieren, weil er wußte, daß dies vergebens wäre.
    Franz suchte seine Mutter auf, an der er von klein auf mehr hing als am Vater, und es war ihm, als müßte er heute bereits Abschied von ihr nehmen, denn seine Tage hier waren vielleicht schon gezählt.
    Er fand sie in einer Vorratskammer, und mit einem Blick in sein Gesicht erriet Frau Agnete, was geschehen war. »Du warst beim Vater,« sprach sie, »und ich kann mir denken, was ihr miteinander verhandelt habt, aber helfen kann ich dir nicht, Franz. Ich bin tief traurig darüber, denn ich habe mich über deine Liebe zu dem herrlichen Mädchen innig gefreut, aber nach den Eröffnungen Armbrusters an den Vater ist es unmöglich, daß ihr euch angehört. Du mußt von Trudi lassen, Franz, so hart es dich auch ankommen mag.«
    »Nein, Mutter, das tu' ich nicht,« entgegnete er. »Ich komme auch nicht, mir deine Hilfe zu erbitten, denn kein Mensch kann uns helfen. Um etwas anderes will ich dich bitten, um deine Verzeihung, wenn du binnen kurzem gewahr wirst, daß du nur noch einen Sohn hast.«
    »Franz! was soll das heißen?« fragte sie angstvoll in einem ihr aufsteigenden schrecklichen Verdacht.
    »Das soll heißen, daß ich und Trudi nächstens unser Bündel schnüren, falls wir überhaupt eins mitnehmen, und in die Welt hinausziehen auf Nimmerwiederkehr.«
    »Franz, – da sei Gott vor! das kann nicht sein, das darf nicht sein.«
    »Aber es muß sein, und nun mach mir das Herz nicht noch schwerer, Mutter, als es schon ist,« sprach er. »Nicht heut' und nicht morgen geh ich von dir und auch nicht, ehe du mir noch einmal deine liebe Hand aufs Haupt gelegt hast. Du solltest nur darauf vorbereitet sein, damit du dich nicht allzusehr wunderst, wenn eines Tages auf deinen Ruf nach deinem Ältesten keine Antwort mehr im Hause erschallt.«
    Es übermannte ihn nun doch; er kehrte sich schnell ab und entwich.
    Agnete wollte ihn zurückhalten, aber er war im Umsehen fort und verschwunden.
    In der Diele begegnete ihm sein Bruder Steffen, und schon bewegte er die Lippen, schwieg aber dann.
    »Du willst mir was sagen, Franz,« sprach Steffen, »was gibt's?«
    »O es

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