Das Schwebebahn-Komplott
mich
nicht so auf die Folter.«
»Es war
...«
»Darf man mal
erfahren, was dich um diese Zeit noch hierher
treibt?«
Die beiden fuhren
herum. Erst jetzt registrierten sie, dass im Hintergrund bereits
wieder das Musikprogramm der Wupperwelle lief. Roland Kracht hatte
seinen Job getan und war auf leisen Sohlen hinter sie
getreten.
Heike blickte zu dem
Nachrichtenredakteur auf. »Schwebebahn - Leiche - bekannter
Immobilienmakler.« Sie lächelte so charmant wie
möglich. »Reicht das in Stichworten?«
Rolands graue Augen
wurden groß wie Untertassen. »Das ist ja
heiß.«
»Allerdings.« Sie
grinste. »Und wenn ich jetzt mal in Ruhe arbeiten
dürfte, dann könntest du die Kiste schon in den
nächsten Nachrichten bringen.«
»Bin schon
weg.« Ohne ein weiteres Wort verschwand Roland an seinen
Arbeitsplatz.
»Ah...
Heike?«
Ihr Kopf ruckte herum,
während sie weitertippte. »Stefan?«
»Sag schon: Wer
war der Tote?«
»Rolf
Spielberg.«
Stefan stutzte.
Spielberg, rund fünfzig Jahre alt, ein Immobilienhai, dem halb
Wuppertal gehörte, war so bekannt wie der
Oberbürgermeister der Stadt. Wenn auch nicht so verbunden mit
dem Gesetz.
»Spielberg?«,
wiederholte Stefan ungläubig.
Heike nickte.
»Es sieht so aus, als hätte der Gute Feinde
gehabt.«
4.
Kapitel
Als Stefan erwachte,
stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Durch die Lamellen der
herabgelassenen Jalousie drang das Licht in den Raum und
überzog das Mobiliar mit breiten, hellen Streifen. Verschlafen
räkelte er sich auf dem überbreiten Futon in der kleinen
Junggesellenbude in der Elberfelder Marienstraße, als der
Radiowecker ansprang. Gähnend blinzelte er auf die roten
Ziffern. Halb zehn. Zu jeder halben Stunde gab es Lokalnachrichten,
und es war selbstverständlich, dass er auch privat Wupperwelle
hörte. Wenn Stefan sich recht entsann, dann hatte Manfred
Jordan heute Nachrichtendienst. Im nächsten Augenblick vernahm
er die bekannte Stimme des Kollegen im Radiowecker.
»Es ist neun Uhr
dreißig.« Das Nachrichtenjingle ertönte.
»Ich bin Manfred Jordan, Sie hören Lokal im Tal, guten
Morgen.«
Stefan streckte sich
wohlig. »Guten Morgan, Kollege Jordan«, reimte er und
richtete sich im Bett auf. Dann blickte er über seine
Schulter.
Heike schlummerte tief
und fest. Im Schlaf wirkte ihr hübsches, ebenes Gesicht wie
das Antlitz eines Engels, zugleich aber auch sehr verletzlich.
Nachdem sie noch in der Nacht ihren Beitrag im Studio gesprochen
hatte, war sie mit zu ihm gekommen. Die Reporterin hatte keinen
Hehl daraus gemacht, dass sie daheim einen Besuch von Gembowskys
Männern befürchtete. Jener war unberechenbar und ein
denkbar schlechter Verlierer, also ein gefährlicher Gegner
für Heike.
»Vielleicht
hätte ich ihn freundlicher behandeln sollen«, hatte sie
eingeräumt. »Er ist ja für seine rauen Methoden
stadtbekannt, und einem Klaus Gembowsky erteilt man nicht
ungestraft eine Absage.«
Also hatte er sie mit
zu sich genommen, wo sie zunächst auf der Couch im Wohnzimmer
schlief. Nachdem sie dann aber wie ein Schneider gefroren
hatte, war sie zitternd und bibbernd in sein Bett gekrochen, wo er
sie nur allzu gern gewärmt hatte. Zu mehr waren sie einfach zu
müde gewesen und so blieb ihre Freundschaft nach wie vor
platonisch. Sollten die Kollegen in der Redaktion doch denken, was
sie wollten ...
Als Stefan jetzt
barfuß hinüber ins Wohnzimmer tappte, stellte er fest,
warum Heike in der Nacht so gefroren hatte: Das große Fenster
im Erker stand offen. Mit einem müden Grinsen auf den Lippen
verschwand er im Bad, um zu duschen. Während die heißen
Wasserstrahlen auf seinen Körper herabprasselten,
überlegte er, wie es weitergehen solle. Er hatte
Spätschicht und wollte an seinem Käfer den längst
fälligen Ölwechsel erledigen. Doch wie es aussah, musste
Clemens mal wieder zurückstecken. Der dreißig Jahre alte
Kugelporsche war seine Leidenschaft. In der knappen Freizeit
schraubte er an dem von ihm selbst frisierten Käfer. Mit
Werkstätten hatte er herzlich wenig am Hut - schließlich
hatte er irgendwann einmal eine Ausbildung als
Kraftfahrzeugmechaniker absolviert, bevor er sich auf den
Journalismus stürzte. Nun, es war mal wieder wie so oft: Im
Tal war etwas geschehen, es hatte einen Toten in der Schwebebahn
gegeben, und das war nicht das einzige Problem, denn Heike musste
fürchten, Besuch von Gembowsky und seinen Leuten zu bekommen.
Es gab jetzt einen rachsüchtigen Nachtclubbesitzer, vor dem
Heike sich in Acht nehmen
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