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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Stimme vom Chefbüro aus.
Stefan und Heike tauschten einen viel sagenden Blick und zuckten
mit den Schultern. Der Chef winkte sie heran. 
    »Bevor ich einen
Anschiss kriege: Darf ich darauf aufmerksam machen, dass ich
eigentlich noch gar nicht da bin?«, erinnerte Stefan Michael
Eckhardt, der aus seinem Büro gestürmt kam, als sie auf
der Bildfläche aufgetaucht waren.
    Dieser musterte ihn
sichtlich verwirrt und nickte schließlich: »Was treiben
Sie dann schon hier?« Eckhardt war unverbesserlich. Ein
Vollblutjournalist, der seine eigene Meinung vom Radiomachen hatte;
ein sturer Idealist, doch ein korrekter und fairer Chef, der von
allen Mitarbeitern des Senders respektiert wurde. Wie immer standen
seine dunklen Haare zu Berge, so, als hätte er sich bis soeben
die Haare gerauft, weil er die neuesten Einschaltquoten auf dem
Schreibtisch liegen hatte. Die modische Krawatte hing wie
üblich auf halb acht, während er die obersten Knöpfe
seines Hemdes geöffnet hatte. Alles schien, als stünde
Eckhardt mal wieder unter Stress. Entsprechend schlecht war seine
Laune. Jetzt blickte er erst Stefan an, dann blieb sein Blick an
Heike haften.
    Michael Eckhardt war
Anfang vierzig und eigentlich gut aussehend. Nur mit Frauen wusste
er nichts anzufangen obwohl sie ihn faszinierten, waren sie ihm ein
Rätsel. Dennoch nickte er verstehend, als er die beiden
sah.
    »Ah, ja«,
machte er gedehnt. »Ich verstehe.«
    Das wagte Stefan zu
bezweifeln, sprach es aber nicht aus.
    Der Chef blickte Heike
an. »Was ist mit der Gembowsky-Story?«
    »Ich bleibe
dran, habe auch schon ein kurzes Interview.«
    »Gut.«
Eckhardt nickte und zog die beiden in sein Büro. Er schloss
die Tür. Die Geräusche aus dem angrenzenden
Großraumbüro drangen nur noch gedämpft an ihre
Ohren. Höflich rückte er ihnen zwei lederbezogene
Schwingstühle vor seinem Schreibtisch zurecht, dann umrundete
er diesen und ließ sich nachdenklich auf den Chefsessel
sinken. Er bot Kaffee an und beschwerte sich im nächsten
Atemzug über den schlechtesten Kaffee seit Generationen, den
ihm die Sekretärin jeden Morgen vorsetze. Schweigen breitete
sich aus, und Stefan und Heike sahen förmlich, wie es hinter
der hohen Stirn arbeitete. Eckhardt ließ sie keine Sekunde
aus den Augen, als er die Fingerspitzen beider Hände
aneinander legte und sich weit zurücklehnte.
    »Hier ist der
Teufel los«, eröffnete er nach einer kleinen Ewigkeit
das Gespräch.
    Stefan Seiler grinste
breit und ahmte Tom Gerhardt nach. »Voll normaal.« Nur
die Pudelmütze des Komikers fehlte.
    Eckhardt
überhörte seine ironische Spitze und wandte sich an
Heike. »Die Sache mit dem Toten in der Schwebebahn war ein
echter Knüller.«
    Sie nickte und
schwieg.
    »Allerdings sind
wir durch diese Exklusivstory auch in das öffentliche
Interesse gerückt. Die Kollegen von der schreibenden Zunft
sind schon neidisch.«
    »Ist das ein
Nachteil?« Sie lächelte charmant und schlug die Beine
übereinander. »Hat Grimm etwas im Talexpress
gebracht?«
    »Einige Zeilen,
die eigentlich nur Luft enthalten. Allerdings war er dumm genug,
sich als schlechter Verlierer zu outen: Er erwähnte, dass das
Radio mal wieder von den öffentlichen Stellen bevorzugt
behandelt werde.«
    »Ist das
schlecht für unser Image?«, konterte Heike feixend und
warf Stefan einen viel sagenden Blick zu.
    »Natürlich
nicht.« Eckhardt machte eine beschwichtigende Geste und
wandte sich Stefan zu.
    »Herr Seiler,
ich gehe davon aus, dass Sie schon wissen, was Frau Göbel am
gestrigen Abend erlebt hat.«
    »Ich war noch in
der Redaktion, als sie hereinkam und einen Beitrag
vorbereitete.« Das war nicht einmal gelogen.
    »Schön.« Eckhard
beugte sich weit über die Schreibtischplatte. »Das macht
Sie zum Mitwisser.«
    »Zum
Mitwisser?« Er stutzte. »Aber worum
...«
    »Nun«,
unterbrach ihn der dunkelhaarige Chef der Wupperwelle. »Am
Morgen befand sich ein unfrankierter Brief in der Post, der im
Zusammenhang mit dem Toten in der Bahn steht.«
    »Ach.«
Heikes Neugier erwachte. Sie schürzte die Lippen und
beobachtete, wie Eckardt eine Schreibtischschublade öffnete
und nach dem entsprechenden Schrieb zu suchen schien. Im
nächsten Augenblick schlug das Telefon an. Er ergriff den
Hörer, murmelte ein kurzes »Jetzt nicht« und legte
wieder auf.
    Was immer in der Nacht
noch geschehen war, es schien tatsächlich wichtig zu
sein.
    Dann erhellte sich
Michael Eckhardts Miene. Er wedelte mit einem maschinegeschriebenen
DIN A 4-Blatt in der Luft

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